Bachmannpreis: TddL: Bachmannpreis für Tijan Sila

2 Tage vor

Bachmannpreis

Die 48. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt sind geschlagen. Den mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt Tijan Sila für seinen Text über das Trauma einer bosnischen Familie. Den 3sat-Preis bekam Johanna Sebauer für „Das Gurkerl“, den KELAG-Preis Tamara Stajner. Mit dem Deutschlandfunk-Preis wurde Denis Pfabe ausgezeichnet; Johanna Sebauer mit dem BKS Bank-Publikumspreis.

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Online seit heute, 9.35 Uhr (Update: 12.26 Uhr)

Der mit 25.000 Euro dotierte begehrte Ingeborg-Bachmann-Preis wird von der Stadt Klagenfurt gestiftet. Tijan Sila las auf Einladung von Philipp Tingler seinen Text „Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde“, in dem sich der Erzähler anhand seiner Familie mit dem Weiterwirken des Balkankriegs in der Psyche der Menschen beschäftigt – mehr dazu in Jurydiskussion Tijan Sila, BIH/D.

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Der Auszug aus einem in Entstehung befindlichen Roman bekam 23 Jury-Punkte – mit Abstand die meisten.

Franz Petritz, Christian Scheider, Tijan Sila und Philipp Tingler

Tingler sagte, Sila habe ihn beeindruckt durch den Ton des Textes. Man sehe das Verrutschen einer Alltäglichkeit, die die Kulisse sei für das Durchscheinen von brutaler Härte, die gemildert werde durch den eigenen und einzigartigen Stil. Eine Mischung aus Pointiertheit, Tragikomik und Melancholie. Das Wort Trauma habe man oft genug gehört, er möchte von der Weitergabe einer Last in Familien sprechen, so Tingler. „Ich freue mich unheimlich auf den Roman, aus dem wir diesen Text gehört haben.“

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Philipp Tingler umarmt seinen Autor Tijan Sila

Sila erhielt neben dem Siegerscheck auch eine im Vorjahr neu kreierte Skulptur. Geschaffen wurde die 2,3 Kilogramm schwere Plastik vom Bildhauer Helmut Machhammer, sie trägt den Spitznamen „Inge“.

Herta Stockbauer und Johanna Sebauer Publikum stimmte für Sebauers „Gurkerl“

Johanna Sebauer durfte sich über eine weitere Auszeichnung freuen. Auch der BKS Bank–Publikumspreis wurde ihr zuteil. Der Preis wurde vom Publikum via Onlinevoting am Samstagnachmittag ermittelt. Gestiftet von der BKS Bank in der Höhe von 7.000 Euro. Damit ist ein Stadtschreiberstipendium in Klagenfurt im Wert von ca. 6.000 Euro verbunden.

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Das Publikum Deutschlandfunk-Preis für Denis Pfabe

Denis Pfabe wurde der Deutschlandfunk-Preis, gestiftet von Deutschlandradio in der Höhe von 12.500 Euro, zuteil. Sein Text „Die Möglichkeit einer Ordnung“ war von Juror Philip Tingler nominiert worden – mehr dazu in Jurydiskussion Denis Pfabe, D.

Philipp Tingler sagte in seiner Laudatio, im Zentrum stehe das Haus als Metapher. Der Baumarkt werde zu einem metphysischen Ort, das ganze Grauen, das die menschliche Natur biete, sei hier erhältlich. Er gratuliere Denis Pfabe herzlich zum phantastischen Erfolg. Der Preis wird von Stefan Raue, dem Chef des Deutschlandfunks, übergeben.

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Stefan Raue, Denis Pfabe und Philip Tingler KELAG-Preis für Tamara Stajner

Tamara Stajner erhält den mit 10.000 Euro dotierten KELAG-Preis für ihren Text „Luft nach unten“, eingeladen von Brigitte Schwens-Harrant – mehr dazu in Jurydiskussion Tamara Stajner, A/SLO.

Schwens-Harrant sagte in ihrer Laudatio, von Generation zu Generation werden Gewalt und Schmerz in Familien weiter gereicht. Der Körper zeige eine Geschichte von Verlust und Zersplitterung. Wir hörten eine Rede an die Mutter, die diese nicht hört. Mit Wut und Zärtlichkeit, mit Wut und Liebe lasse sie uns teilhaben. KELAG-Chef Reinhard Draxler übergab den Preis.

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Reinhard Draxler, Tamara Stajner und Brigitte Schwens-Harrant

Davor wurde der mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preis vergeben. Er wird von 3sat, dem Gemeinschaftsprogramm der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ZDF, ORF, SRG und ARD gestiftet. Bei der Abstimmung kam es zu technischen Problemen, es folgten mehrere Stichwahl-Durchgänge.

Klaus Kastberger, Johanna Sebauer und Natalie Müller-Elmau

Johanna Sebauer (D/A) ging letztendlich als Gewinnerin hervor. Die Laudatio für „Das Gurkerl“ über einen absurden Medienhype, der weite Kreise zieht, weil einem Redakteur eines Lokalblatts Gurkenwasser ins Gesicht spritzt hielt Klaus Kastberger, der den Preis eingeladen hatte. Er sagte, es sei eine große Freude aber eine Überraschung, dass das kleine österreichische Gurkerl einen Preis bekomme – mehr dazu in Jurydiskussion Johanna Sebauer, D/A.

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Die Jury

Humorvolle Texte haben es nicht immer leicht, wenn man meine, dass es im Lachen immer nur um Marginalien gehen müsse. Sie zeige, dass Literatur, unterhaltsam, lustig und trotzdem bedeutsam sein könne. Er sei auf Sebauer durch ihren Debütroman „Nincshof“ aufmerksam geworden. Natalie Müller Elmau von 3sat übergab den Preis.

Die Autorin nach der Lesung mit ihrem „Talismann“, einem Gurkenglas

Auch einige andere Autorinnen und Autoren dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf einen Preis machen, wenn es nach den Jurydiskussionen als Indikator geht.

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Peter Fässlacher und Cecile Schortmann

Darunter Tijan Sila mit einem Text über Kriegstraumata einer bosnischen Familie. Johanna Sebauer mit einem humorvollen Text über ein Gurkenglas, Sarah Elena Müller mit einem Text samt sprechender Schwelle und einem unzuverlässigen Ich.

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