Nach Starkregen:Katastrophenzustand für Thörl und Aflenz: B20 ...
Zwischen 19 und 2.30 Uhr zogen in der Nacht auf Mittwoch Gewitterfronten durch die Obersteiermark. Sie haben mitunter ein verheerendes Bild hinterlassen: Der Katastrophenzustand gilt für die Gemeinden Thörl und Aflenz, im Bezirk Leoben wurde dieser in Mautern, Kammern im Liesingtal, Wald am Schoberpaß und Kalwang festgestellt. Die Feuerwehren und der Zivilschutz sind mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Die Menschen der betroffenen Gemeinden werden daher gebeten, zu Hause zu bleiben, höher gelegene Räume aufzusuchen und Keller und Tiefgaragen zu meiden. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass mit vorübergehen Stromausfällen zu rechnen sei.
Thörl: Feistringbach wurde zu reißendem FlussIn Thörl ist die Situation prekär. Die B20, der Thörlgraben, war von Kapfenberg bis Thörl komplett gesperrt. Umgeleitet wurde über die L123, den Pogusch. Das Ausmaß der Regenfälle war in der Nacht zuerst nicht absehbar. Die Bewohner kämpfen an der Seite der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren gegen das Hochwasser und die Überschwemmungen an.
Für Bürgermeister Günther Wagner ist die Lage am Mittwoch um 10.30 Uhr klar: „Der Feistringbach hat alles verwüstet. Überall ist Schlamm. Wir haben Autos aus den Carports gezogen. Ich bin ziemlich sicher, dass wir als Katastrophengebiet deklariert werden.“ Er selbst ist im Dauereinsatz, wie die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr, Anrainer und zahlreiche Freiwillige auch.
Der Thörler Bürgermeister Günther Wagner © Franz Pototschnig
Jetzt geht es in erster Linie darum, die Verklausungen im Bach zu eliminieren und das Bachbett zu stabilisieren. „Dann müssen wir schauen, was zu tun ist und wie es weitergeht“, so Wagner, der trotz der Schäden positiv bleibt: „Wir haben zum Glück keine Toten. Das ist das wichtigste.“
B20 und Seeberg sind wieder befahrbarIn Sachen Verkehr entspannte sich die Lage am Mittwochvormittag, mit der Freigabe der B20 und des Seebergs, die wegen der Unwetter gesperrt waren. „Die B20 ist passierbar“, sagt Bürgermeister Wagner. Auch der Seeberg stellt kein Problem mehr dar. „Die Einsatzkräfte sind mit Sicherheit an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gekommen“, sagt MVG-Geschäftsführer Gerhard Deutsch, der den öffentlichen Verkehr im Auge hat.
Gerade in der Nacht und in den frühen Morgenstunden war der Informationsfluss schwierig. „Ich bin froh, dass wir wieder fahren können. Zwischen Zöbriach, Thörl und Hansenhütte verkehren keine Busse“, so Deutsch. Von Kapfenberg bis Hasenhütte fährt aktuell ein achtsitziger Kleinbus. „Unser Betriebsrat shuttelt dort die Leute“, so Deutsch.
Was in Thörl geschahWas geschah: Sintflutartige Regenfälle ließen den Feistringbach in der Nacht zu einem reißenden Fluss ansteigen. Die unglaublichen Wassermassen sorgten für eine unfassbare Zerstörung im Zentrum von Thörl. Das traurige Ergebnis davon waren Menschenrettungen, weggerissene Fahrzeuge, Überschwemmungen, Verklausungen, überflutete Keller und Häuser.
Gegen 23 Uhr wurde man zum ersten Einsatz, einem überfluteten Keller, alarmiert, berichtet die Freiwillige Feuerwehr Thörl. Kurz danach überschlugen sich die Ereignisse. Bereits über Funk wurde allen Beteiligten sehr schnell das Ausmaß dieses Unwetters bewusst. Um die weiteren Einsätze möglichst rasch abarbeiten zu können, wurden zur Unterstützung die Freiwilligen Feuerwehren St. Ilgen und Turnau alarmiert. Kurz nach 1 Uhr musste zudem der zweite technische Zug (Hochwasser Zug) des Bereichsfeuerwehrverbandes Bruck zu einem Katastrophen-Hilfsdienst-Einsatz alarmiert werden. Gegen 2.15 Uhr wurde aufgrund der massiven Überschwemmungen und der daraus resultierenden Gefahr für die Bevölkerung vom Land Steiermark Zivilschutzalarm ausgelöst.
Die Mariazeller Feuerwehr-Kameraden haben bei ihrem Einsatz folgendes Video in Thörl aufgenommen:
Nun gilt es unzählige Keller und Garagen mithilfe von Schmutzwasser- und Tauchpumpen auszupumpen. Einfahrten und Straßen von umgestürzten Bäumen und mit Schaufeln von Schlamm zu befreien. Ebenfalls musste ein von den Wassermassen mitgerissener Pkw mit einem Kran-LKW geborgen werden.
Im Thörler Ortsteil Etmißl hat es zwar ordentlich geregnet, aber Überschwemmungen kam es wohl keine. „Bei uns alles ok. Der Bach ist zwar hoch, es ist aber nichts passiert“, erklärt Gerda Ziegler vom gleichnamigen Trachtengeschäft.
Gerda Ziegler vom Trachtengeschäft Ziegler © Martina Pachernegg
Auch der öffentliche Verkehr ist von den Straßensperren betroffen. Die Linien 170 und 171 verkehren derzeit nicht zwischen Thörl und Kapfenberg! Die Busse fahren über den Pogusch. Nach Mariazell wird derzeit, Stand 9.30 Uhr, wieder gefahren und ab Mariazell nach Kapfenberg (allerdings über den Pogusch) wieder planmäßig nach 9 Uhr. Zwischen Zöbriach, Thörl und Hansenhütte verkehren keine Busse. Zwischen Kapfenberg Bahnhof, Redfeld, Winkl bis Hansenhütte gibt es einen Ersatzverkehr mit einem roten Kleinbus.