KULTUR: Theater an der Wien vor Wiedereröffnung

3 Stunden vor

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„Es summt und brummt wie in einem Bienenstock“, so beschreibt Intendant Stefan Herheim das frisch sanierte MusikTheater an der Wien bei der Präsentation am Mittwoch. Wiedereröffnet wird es dann am Samstag.

Theater an der Wien - Figure 1
Foto ORF Wien

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Das von Herheim beschriebene „Summen und Brummen“ ist allerdings nicht nur ein gutes Zeichen, hält der ursprünglich avisierte Eröffnungsreigen auf der Programmseite bekanntlich nicht. Zum offiziellen Festakt am Samstag präsentiert sich der Traditionsbau aber dennoch im neuen Stil, der in gewissem Sinne der alte ist.

Schließlich haben die Architekten bei der ersten Generalsanierung des in Teilen denkmalgeschützten Hauses seit 1962 die Formensprache der damaligen Zeit aufpoliert, wieder ins Bewusstsein gehoben respektive neu interpretiert: die Mosaikböden, die markanten Leuchten, der verwendete Stein. Eine Garderobe wurde versetzt und damit der Raum verbreitert. Die Foyers sind nun größer, heller, haben ihren ambivalenten Charme des Abgenutzten verloren.

Theater an der Wien vor Wiedereröffnung

„Es summt und brummt wie in einem Bienenstock“, freute sich Stefan Herheim als Intendant des MusikTheaters an der Wien am Mittwoch bei der Präsentation seines frisch sanierten Opernhauses. Am Samstag ist die Wiedereröffnung.

Terrasse über Haupteingang

Eine neue, zentrale Treppe führt in den ersten Stock, wo sich der größte Hingucker des MusikTheaters an der Wien 2024 findet: die Terrasse über dem Haupteingang. Diese erlaubt einerseits Gästen im ersten Stock den Austritt ins Freie und soll möglicherweise auch untertags Gastrobesuchern offenstehen. Andererseits dient sie anlassbezogen als Regenschutz für in die heiligen Hallen Eintretende. Und die Fassade weist nun in strahlendem Weiß den Weg an den Wienfluss.

Theater an der Wien - Figure 2
Foto ORF Wien

Auch im Zuschauerraum, der seine Anmutung aus dem frühen 19. Jahrhundert behalten hat, wurden Adaptionen getätigt, die aber moderater ausfallen. Im Parkett liegt nun Parkett, die Bestuhlung wurde zwar aufpoliert, ist im Kern aber dieselbe geblieben, was auch für die oberen Ränge mit ihren legendär engen Sitzabständen gilt. So hat man die Zahl der rund 1.050 Sitzplätze im Haus halten können.

Die Terrasse soll nicht nur abends bei den Konzerten geöffnet sein, sondern auch untertags für Gastrobesuche Orchestergraben auf drei verschiedenen Größen

Dafür kann man den Orchestergraben nun verhältnismäßig leicht auf drei verschiedene Größen modulieren, während mittels eines elektronischen Systems namens Amadeus der Nachhall bei größeren Orchesterbesetzungen optimiert wird. Um eine Verstärkung des Orchesters oder der Sänger handle es sich dabei allerdings nicht, unterstrich Herheim.

Vieles beim rund 81 Mio. Euro teuren Umbau passierte hinter den Kulissen. Das betrifft etwa den Brandschutz, die Elektrotechnik, eine neue Heizungsanlage sowie eine neue Lüftung, die in den oberen Rängen nun auch von unten erfolgt. Und das Haus ist dank Aufzugs barrierefrei.

Der Umbau hat 81 Mio. Euro gekostet

So eröffnet man nun am Samstag das Haus offiziell mit einem Festakt, der live in ORF III übertragen wird – ironischerweise direkt im Anschluss an die Dokumentation „Der Wienfluss“. Schließlich war doch nicht zuletzt ein Wassereintritt des namensgebenden Gewässers während eines Sommergewitters mitverantwortlich dafür, dass zwar der formale Termin der Eröffnung hält, das Eröffnungsprogramm jedoch stark aufgeweicht wurde. Mittlerweile wurde aber ein ungenutzter Kanal vom Wienfluss endgültig stillgelegt, weshalb die jüngsten Hochwasser kein Problem mehr darstellten.

Mozart-„Idomeneo“ zur Wiedereröffnung

Nun gibt es am Samstagabend den ursprünglich szenisch vorgesehenen Mozart-„Idomeneo“ nur in einmaliger konzertanter Fassung als Kompromisstaufe. Auch die zweite einst szenisch geplante Premiere, die Schumann-Oper „Das Paradies und die Peri“, wird nur an einem Abend konzertant gegeben (15. November). Die Kinderoper „Der kleine Prinz“ am 13. Dezember wurde gestrichen und durch vier semiszenische Aufführungen von Elena Kats-Chernins „Der herzlose Riese“ am 15. und 16. Dezember ersetzt.

Den beschwingten Start in eine neue Ära des MusikTheaters an der Wien überlässt man nach jetzigem Stand dem kommenden Jahresjubilar Johann Strauss. Dessen Operette „Das Spitzentuch der Königin“ soll am 18. Jänner die erste Inszenierung im neuen alten Haus darstellen.

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