Tesla-Aktie +14%: Ist Musk der große Wahlsieger?
Mit einem Kursplus von 14% ist die Tesla-Aktie (WKN: A1CX3T) am Mittwochmorgen der mit Abstand stärkste Wert im Nasdaq 100-Index und springt auf ein neues Jahres- und zugleich 24-Monatshoch. Ist Elon Musks Autobauer der große Gewinner von Donald Trumps voraussichtlichem Wahlsieg?
Musk, nicht Tesla profitiertOb Tesla selbst ein Gewinner von Trumps prognostiziertem Wahlsieg ist, wird erst die Zukunft weisen. Trump setzt sich für niedrigere Steuern und höhere Zölle ein, was Tesla in die Karten spielen könnte. Ob das allerdings einen Kurssprung in zweistelliger Prozenthöhe rechtfertigt, wage ich zu bezweifeln.
Fakt ist jedoch, dass die Person Elon Musk neben Trump der größte Wahlsieger sein dürfte. Der Kurssprung der Tesla-Aktie machte ihn nicht nur um rund 13 Milliarden US$ reicher, er wird auch seinen politischen Einfluss durch seine enge Verbindung zu Trump deutlich steigern.
Trump hatte seinem Wahlwerber Musk im Vorfeld der Wahl einen Regierungsposten in Aussicht gestellt. Möglicherweise darf sich der Tesla-Chef in Zukunft als Regierungsbeauftragter für Regierungseffizienz um die Optimierung der Arbeit in Washington D.C. kümmern.
Neben Tesla dürften vor allem zwei andere Unternehmen aus Musks Imperium profitieren: X und SpaceX. Der Kurznachrichtendienst, auf dem Musk massiv Werbung für Trump machte, muss unter einem Präsidenten Trump keinerlei Einschränkungen der Redefreiheit befürchten. Und das Raumfahrtunternehmen SpaceX darf zukünftig mit noch mehr Aufträgen der NASA rechnen.
Der Absatz schwächeltDie Zukunft der Tesla-Aktie wird jedoch nicht ein Präsident Trump entscheiden, sondern die Autokäufer auf dem Weltmarkt. Und derzeit sieht es ganz danach aus, als hätten sie den Appetit auf Tesla-Fahrzeuge verloren.
Im letzten Quartal stieg der Absatz von Tesla gerade mal um 4% gegenüber dem Vorquartal und um 6% gegenüber dem Vorjahresquartal. Im Klartext: Die Wachstumsgeschichte von Tesla ist vorbei. Im Gegensatz zu seinem Hauptwettbewerber BYD, der von Absatzrekord zu Absatzrekord eilt, wächst Tesla kaum mehr.
In den ersten drei Quartalen des Jahres hat Tesla knapp 1,3 Millionen Autos verkauft. Sollte der Absatz im vierten Quartal nicht deutlich zunehmen, würde Tesla 2024 auf einen Jahresabsatz von ca. 1,7 Millionen Stück kommen. Das wäre erstmals weniger als im Jahr zuvor, als Elon Musks Autohersteller noch 1,8 Millionen Autos an die Frau und den Mann brachte.
Bald wieder Kurse über 300 US$Charttechnisch ist der heutige Kurssprung der Tesla-Aktie von großer Bedeutung. Die Aktie notiert nun so hoch wie schon seit 24 Monaten nicht mehr. Der Weg für Kurse über 300 US$ ist nun frei.
Eine irrationale BörsenreaktionIch halte den heutigen Kurssprung des Tesla-Aktie für eine völlig irrationale Börsenreaktion, und zwar aus drei Gründen.
Erstens: Ein Präsident Trump wird meiner Meinung nach nicht viel für Tesla ausrichten können. Die Strafzölle für chinesische Autos sind in den USA bereits enorm hoch. Chinesische Hersteller werden sie auf Dauer durch Produktionsstätten in Mexiko und den Vereinigten Staaten selbst umgehen.
Zweitens: Wie zuvor erwähnt, ist Tesla keine Wachstumsgeschichte mehr. Die Modellpalette des Autoherstellers ist in meinen Augen veraltet. In vielen Fahrzeugklassen macht Tesla Autokäufern überhaupt kein Angebot. Das gilt vor allem im Kleinwagensegment. Gleichzeitig hat der Wettbewerb für Tesla in den letzten Jahren rapide zugenommen.
Drittens: Die Tesla-Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 70 (auf Basis der Gewinne der letzten vier Quartale) völlig überteuert. Selbst BYD, das wesentlich erfolgreicher als Tesla ist, bringt es nur auf eine Trailing PE-Ratio von ca. 25.
Elon Musk produziert bekanntermaßen viel heiße Luft. Seit Jahren müssen Anleger auf ein günstiges Einstiegsmodell und funktionierende Robotaxis warten. Ich kann ihnen nur raten, nicht zu warten und die Tesla-Aktie zu verkaufen. Sie hat ihre besten Zeiten längst hinter sich.
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Peter Wolf-Karnitschnig
Peter beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den internationalen Finanzmärkten. Schon während seines Studiums der Internationalen Wirtschaftswissenschaften stieg er in den Aktienhandel ein. Seit mehreren Jahren teilt Peter als Finanzredakteur sein persönliches Know-how vor allem in den Sektoren Technologie, Internet und Biotech.
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