Tatort heute „Was bleibt“: Abschied mit bitterem Nachgeschmack
Stand: 02.01.2024, 05:20 Uhr
Von: Astrid Kistner
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Letzter Einsatz für Kommissarin Julia Grosz. Schauspielerin Franziska Weisz steigt mit dem „Tatort: Was bleibt“ endgültig aus. Ein packender Fall mit einem unwürdigen Ende für die Ermittlerin.
Hände hoch! soll die Polizei-Band heißen, mit der Kommissarin Julia Grosz künftig die kleine Kiezkneipe rocken will, in der ihr Kollege Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) zum 25. Dienstjubiläum überrascht wird. Zur Feier des Abends gibt’s nicht nur reichlich Bier für die Belegschaft, sondern auch eine Gesangspremiere für Schauspielerin Franziska Weisz. Unerschrocken röhrt sie als Ermittlerin auf der Bühne „Seven Nation Army“ und gibt in diesem Neujahrs-„Tatort“ eine Abschiedsvorstellung mit bitterem Nachgeschmack.
Meine Figur? Auserzählt! Verstehen einander besser denn je: Kommissarin Julia Grosz (Franziska Weisz) und ihr Hamburger Kollege Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring). © Georges Pauly/NDRIhre Figur sei nach 13 Einsätzen auserzählt, begründete Weisz jüngst im Interview ihren Ausstieg. Drehbuchautorin Marija Erceg beweist das Gegenteil: Sie zeigt die Kommissarin in der Episode „Was bleibt“ vielschichtiger und emotionaler als je zuvor. „Du bist der beste Bulle, mit dem ich je gearbeitet habe“, sagt sie in ungewohnter Euphorie zu Falke, „weil du immer noch erst den Menschen und dann den Fall siehst“.
Nicht unbedingt logisch, aber spannendMehr denn je offenbart die bislang eher spröde Ermittlerin, dass sie eine Schwäche für ihren Kollegen hat, der auf seinem eigenen Dienstjubiläum plötzlich verschwindet, um, na klar, dem nächsten Opfer in Not zu helfen. Regisseur Max Zähle hat alle Hände voll zu tun, die vielen Fäden in diesem ambitionierten Fall zusammenlaufen zu lassen. Da geht es um eine Razzia auf dem Kiez, Ausweisfälscher, einen geprellten Migranten, einen rechtsextremen Brandanschlag vor 20 Jahren, um Identitätsschwindel, eine Schuld, die nie beglichen wurde, und natürlich um Mord.
Und mittendrin Falke, der viel zu sehr mit diesem Fall beschäftigt ist, als dass ihm auffällt, wie sehr Kollegin Grosz seine Nähe sucht. Schließlich will sie beim BKA einen Neuanfang wagen. Als sie vom geplanten Karrieresprung erzählt, ist Falke weniger irritiert, als ihr lieb ist.
Ein unwürdiges Ende„Was bleibt“ ist nicht immer inhaltlich logisch, aber durchgehend packend erzählt. Hanno Koffler, Gerhard Garbers und Leslie Malton sorgen für einen cleveren Clou in dieser Geschichte um Migration und Heimat. Nur das Finale wird sicher viele Krimifans mit gemischten Gefühlen zurücklassen. Weil es ein bisschen unwürdig und schwer nachvollziehbar ist, wie Franziska Weisz aus diesem Krimi scheidet. Tröstlich ist allein der Gedanke, dass damit auch die kurze Musikkarriere von Hände hoch! beendet ist.