Rihanna beim Super Bowl 2023: So entspannt war's noch nie

Eine Sache, die zu einer großen Show eines großen Popstars dazugehört, ist der Outfitwechsel. Ist der Popstar weiblich, bedeutet das meistens, dass die Künstlerin danach weniger anhat als davor. Bei der Super-Bowl-Halftime-Show haben das schon Beyoncé, Shakira, J-Lo, Lady Gaga und Katy Perry vorgemacht. Aber weg mit all den Vergleichen, all den Superlativen, die braucht es im Jahr 2023 nicht. Da tritt Rihanna auf. Und die zieht sich auf der Bühne nicht aus, sondern an!

Auch wenn das Spiel in diesem Jahr ganz spannend gewesen sein soll, so war doch von Anfang an klar, dass der Sport nebensächlich sein würde bei einem Event, das es schafft, Rihanna für einen Live-Auftritt zu gewinnen. Sieben Jahre lang hatte es den nicht gegeben, und das ist bei einer Künstlerin, die mit 34 schon zehn Alben herausgebracht hat, eine kleine Ewigkeit. Vor allem für die Fans. Und so befanden sich auch einige prominente Verehrer Rihannas im Publikum. Zum Beispiel Cara Delevingne, die ein Shirt mit der Aufschrift „Ein Rihanna-Konzert, unterbrochen von einem Football-Spiel. Komisch, aber egal“ trug.

Kein Comeback?

Man hätte bei all dem Vorab-Wirbel also davon ausgehen können, dass Rihanna ziemlich unter Druck stand, die Super-Bowl-Halftime-Show als Bühne für ihr musikalisches Comeback zu nutzen. Doch weit gefehlt! Rihanna liefert den vielleicht entspanntesten Auftritt in der Geschichte der Super-Bowl-Auftritte und paart ihn direkt mit der Botschaft: Ein Comeback ist das hier nicht unbedingt. Eher eine Bühne für die nächste Ankündigung: Denn Rihanna trägt einen roten Jumpsuit von Loewe, den Reißverschluss vorne offen – und darunter wölbt sich eine kleine rote Kugel, die sie zuweilen liebevoll streichelt. Die Sängerin ist zum zweiten Mal schwanger, wie nach dem Auftritt bestätigt wird. Im Mai erst war sie Mutter eines Sohnes geworden.

Damit greift Rihanna ein Stilelement auf, das sie während ihrer ersten Schwangerschaft besonders betont hat: ihren Babybauch. Mit ihrem Unterwäschelabel Fenty Savage hat Rihanna schon immer Wert darauf gelegt, verschiedene Bilder von Frauenkörpern zu präsentieren. „Wenn du Mutter wirst“, sagte Rihanna in einem Interview vor der Show, „dann passiert etwas mit dir. Etwas, das dazu führt, dass du das Gefühl hast: Ich kann alles schaffen.“ Die riesige Bühne des Super Bowl sei zwar beängstigend, sagte Rihanna, „aber diese Herausforderung ist auch berauschend“.

Rihanna schwebt allein über allem

Und die Musik? Rihanna, die einen großen Teil des Auftritts auf einer schwebenden Bühne verbringt, hat eine Armada von Tänzern dabei, sie performt all ihre großen Hits, tanzt mal lässig mit, dann wieder schwebt sie allein über allem, zieht sich einen roten Mantel über, und mit diamantglitzernden Augen singt sie „Diamonds“. Ganz allein, ganz bei sich. Sie hat, anders als viele ihrer Vorgänger, keinen anderen Star zu sich auf die Bühne geholt, sie teilt das Rampenlicht nicht, auch nicht mit Jay-Z, mit dem sie unter anderem ihren Hit „Umbrella“ gesungen hatte und der im Stadion von aufgeregten Fans gesichtet wurde.

Und Rihanna scheint nichts darauf zu geben, dass die Choreographie perfekt sein muss, der Gesang auf den Punkt: Sie ist Rihanna, und das ist genug. Ihre entspannte Art habe mit ihrer karibischen Herkunft zu tun, sagte Rihanna, die aus Barbados kommt, vor der Show. Und so relaxed in die Kamera lächeln hat man während dieses Auftrittes wirklich nicht viele Stars gesehen.

Rihanna hat beinahe ein ganzes Jahrzehnt Popkultur mitgeprägt und gestaltet. In einem Jahrzehnt, in dem der Pop-Mainstream insgesamt eher mittelmäßig war, in dem jede noch so begabte Sängerin ihre Songs lieber von David Guetta mit Kirmesbeats verschandeln ließ, als eben nicht erfolgreich zu sein, in dem alles irgendwie blechern klang und so, als brauchte es einfach mal eine vernünftige Anlage zum Anschließen, stach Rihanna deutlich hervor, besonders ihr 2016 erschienenes Album „ANTI“ (von dem sie allerdings nur einen Song spielte).

Die Super-Bowl-Bühne gilt als eine der größten überhaupt, die kreative Kontrolle über den Auftritt jedoch oblag auch ihr. Rihanna, die milliardenschwere Unternehmerin mit eigenem Mode-, Unterwäsche- und Kosmetiklabel, hat alles gern im Griff, das sagt sie selbst. Im Interview beschreibt sie sich als „bossy“, als eine, die gern die Chefin rauskehrt. „Wenn es floppt oder wenn es fliegt – am Ende des Tages muss ich mit meinem Namen dafür stehen. Egal, was ich tue, ich bin die nervige Frau, die über jedes noch so kleine Detail im Bilde sein und darüber sprechen will.“ Und so gelingt der Kontroll-Bossin am Ende das, was nur ganz selten mal jemandem gelungen ist: Sie lächelt, sie wippt, sie ist schwanger. Und vollkommen gelassen. Rihanna hat einfach Spaß. Auf der Bühne. Mit Millionen Menschen, die ihr von überall auf der Welt zuschauen. Mehr Profi geht nicht.

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