Sturmflut heute: Nordsee, Hamburg, Bahn & Co – Wann und wo ist ...

22 Dez 2023

Sturmtief „Zoltan“ ist da, der Norden ist besonders betroffen. Hamburg steht unter Wasser und vor allem Reisende vor Weihnachten haben mit den Sturmfolgen zu kämpfen.

Sturmflut Hamburg - Figure 1
Foto SWP

22. Dezember 2023, 14:55 Uhr

Hamburg/Kiel

Bremen, Bremerhaven: Der Willy-Brandt-Platz steht unter Wasser. © Foto: Sina Schuldt/dpa

Sturmtief „Zoltan“ fegt über Deutschland hinweg, das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie erwartet teils schwere Sturmfluten im Norden und Nordwesten Deutschlands. In Hamburg soll das Wasser noch höher steigen als zunächst angenommen. Die Sturmfolgen sind vor allem für den Weihnachtsbahnverkehr prekär. Wann und wo kann es jetzt zu Hochwasser und Überschwemmungen kommen?

Wann und wo drohen Sturmfluten im Norden?

Das Wasser der Elbe drückte die schwere Sturmflut an Land und überspülte dabei den Hamburger Fischmarkt und die umliegenden Straßen komplett. Das Wasser stand teils hüfthoch. Da nicht alle Autos rechtzeitig weggefahren wurden, wurden auch sie überspült. In der Nacht waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei in der Region unterwegs, um in den noch abgestellten Fahrzeugen im Überschwemmungsgebiet nach Menschen zu suchen.

Am Vormittag überschritt die schwere Sturmflut in Hamburg ihren Scheitelpunkt. „Die schwere Sturmflut hat 10.42 Uhr ihren Höchststand am Pegel St. Pauli erreicht. Die Abweichung zum mittleren Hochwasser betrug 3,33 Meter“, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Freitagmittag. Damit sei nun auch die Entwarnung für den Bereich herausgegeben worden. Durch die schwere Sturmflut sind der Fischmarkt und umliegende Straßen teils hüfthoch überspült worden. Auch in der Hafencity standen zahlreiche Straßen unter Wasser.

Warnung vor schwerer Sturmflut am Freitagvormittag

Für die deutsche Nordseeküste und Hamburg besteht am Freitag die Gefahr einer schweren Sturmflut. Die Polizei warnte davor, überflutete Elbegebiete zu betreten und durch überflutete Straßen zu fahren. „Schon eine geringe Wasserhöhe kann die Steuerung behindern.“ Am Morgen waren bereits die Sturmwarnsirenen im Stadtgebiet zu hören. Zudem sind Warnungen an die Bevölkerungen über die sozialen Medien und die Warn-Apps verbreitet worden. Wenige Stunden nach dem Erreichen des Scheitelpunktes der schweren Sturmflut hat die Hamburger Polizei dann Entwarnung gegeben.

Sturmflut Hamburg - Figure 2
Foto SWP

Auch für die ostfriesische Küste sowie das Wesergebiet sagten die Experten vom BSH am Freitag schwere Sturmfluten vorher. Dort sollen die Hochwasser am Vormittag und Mittag 2,5 Meter bis 3 Meter über dem mittleren Wert liegen. An der nordfriesischen Küste werden Wasserstände von 2 Meter bis 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet. Als schwer gilt eine Sturmflut ab einem Wasserstand von 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser.

Hamburg: Wasser steht an den Magellan-Terrassen am Traditionsschiffhafen in der Hafencity. Im Hintergrund ist die Elbphilharmonie zu sehen. © Foto: Christian Charisius/dpa

Weihnachtsbahnverkehr massiv gestört

Vor allem in Norddeutschland, aber auch in Teilen Hessens, beschädigten umgestürzte Bäume Oberleitungen oder blockierten Strecken. „Die DB ist mit schwerem Gerät im Einsatz, um die Strecken schnellstmöglich wieder freizubekommen. Sämtliche Räumtrupps sind mit Reparaturfahrzeugen unterwegs, um etwa Bäume aus Gleisbereichen zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren“, sagte eine Bahn-Sprecherin am Morgen.

Vom Norden aus fuhren am Vormittag zunächst keine Schnellzüge nach Hannover, Kassel, Frankfurt, Stuttgart, Basel und München. Am frühen Nachmittag entspannte sich die Lage im Bahnverkehr leicht: Sperrungen seien inzwischen weitestgehend aufgehoben, es komme aber weiterhin zu vielen Verspätungen, sagte eine Sprecherin.

Für das Wochenende rechnet die Bahn mit einer starken Auslastung der Züge - zu dem ohnehin starken Weihnachtsverkehr kämen nun Reisende hinzu, die ihre Anreise wegen des Sturms in das Wochenende verlegen mussten: „Es wird sicherlich voll.“

Fährverkehr wegen Sturmflut nur eingeschränkt

Die orkanartigen Böen ließen nicht nur Bäume auf Gleise stürzen, sondern auch etwa auf Straßen. Weihnachtsmärkte blieben geschlossen oder schlossen früher und Fähren fielen aus - wie etwa die Fahrten zwischen Rostock und Gedser in Dänemark. Darüber hinaus musste in Schleswig-Holstein die Fehmarnsundbrücke nach Polizeiangaben vollständig gesperrt werden.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) sprach für das ganze Bundesland eine Hochwasserwarnung aus. Vielerorts würden erste Flüsse über die Ufer treten und forst- und landwirtschaftliche Flächen überschwemmen.

Während es für eine schwere Sturmflut in der Nacht noch Entwarnung gab, sagte BSH für die deutsche Nordseeküste sowie Hamburg eine schwere Sturmflut am Freitag voraus. Im Hamburger Elbgebiet warnte die Polizei für den Vormittag vor Wasserständen von etwa 3 Metern über dem mittleren Hochwasser. Das betroffene Gebiet sollte laut Polizei gemieden werden. Der Hochwasserscheitel wird den Angaben zufolge gegen 11 Uhr am Pegel St. Pauli mit einer Höhe von bis zu 3,05 Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet.

Betrieb am Frankfurter Flughafen gestört

„Zoltan“ beeinträchtigte auch den Betrieb auf dem Frankfurter Flughafen, am Freitag hatte sich nach Angaben des Flughafenbetreibers Fraport die Lage aber wieder normalisiert. Ein Sprecher berichtete von Verspätungen am Donnerstagabend und mehreren Starts nach 23.00 Uhr. Genaue Zahlen lagen zunächst nicht vor. Am größten Flughafen Deutschlands gilt eigentlich ab 23.00 Uhr ein Nachtflugverbot. Flugausfälle wegen des Sturms habe es aber nicht gegeben, sagte der Sprecher weiter. Am Freitagmorgen herrschte nach seinen Worten wieder Normalbetrieb: „Alle Ampeln sind auf grün.“

Wie sind die Wetteraussichten?

„Zoltan“ sorgt auch am Freitag weiter für kräftigen Wind an der Küste. Am Abend sind laut Deutschem Wetterdienst orkanartige Böen mit mehr als 100 Stundenkilometern möglich. In der zweiten Nachthälfte soll der Wind etwas abnehmen, am Samstagabend dann wieder kräftiger werden, allerdings nicht mehr so stark wie am Freitag.

(mit Material von dpa)

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