Wirtschaft: Stumpf-Gruppe erwirbt Lamarr

2 Stunden vor
Stumpf Georg

Wirtschaft

Der Wiener Großinvestor Georg Stumpf hat das unfertige „Lamarr“-Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße erworben – über eine Tochter seiner Stumpf Gruppe. Noch braucht es die insolvenzgerichtliche Genehmigung. Geplant ist anscheinend, das Projekt wie genehmigt fortzusetzen, inklusive Dachpark.

Online seit heute, 12.27 Uhr (Update: 20.10 Uhr)

Georg Stumpf gilt als zweitreichster Österreicher hinter dem Red-Bull-Erben Mark Mateschitz – und als öffentlichkeitsscheu. Stumpf errichtete in Wien den Millenium Tower und in weiterer Folge die Millenium City.

„Dieser gute Tag für die Mariahilfer Straße heißt auch, dass der Eigentümer mir mitgeteilt hat, dass er davon ausgeht, dass er es im Rahmen der bestehenden Baugenehmigung entwickeln kann, einschließlich des öffentlichen Dachparks“, sagte der Neubauer Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) in „Wien heute“. Gemeint ist der geplante öffentliche Park auf der Dachterrasse, gesichert durch einen Servitutsvertrag mit der Stadt. Das heißt, das geplante Luxuskaufhaus könnte umgesetzt werden.

Stumpf-Gruppe erwirbt Lamarr

Die Wiener Stumpf-Gruppe will das noch unfertige Kaufhaus Lamarr auf der Mariahilfer Straße kaufen, über eine Tochtergesellschaft. Das gab die Gruppe heute per Aussendung bekannt. Noch ist dafür aber eine insolvenzgerichtliche Genehmigung notwendig.

Bauarbeiten könnten noch heuer fortgesetzt werden

Eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stumpf-Gruppe habe das Objekt in der Mariahilfer Straße aus der Signa-Insolvenz erworben, teilte die Stumpf Development GmbH am Freitag in einer Aussendung mit. „Der gute Standort, die etablierte Lage in der Mariahilfer Straße sowie die Nähe zur Innenstadt waren wesentliche Entscheidungsgründe für den Ankauf“, hieß es.

Das Nutzungskonzept solle in Abstimmung mit der Stadt Wien und dem Bezirk in den kommenden Monaten entwickelt werden, so die Stumpf Development GmbH. Der Kaufvertrag soll am Donnerstag unterschrieben worden sein. Gerechnet wird damit, dass der Kauf bis Ende Oktober abgewickelt sein wird. Die Bauarbeiten könnten noch vor Jahresende fortgesetzt werden. Erhoben werden müssen mögliche Schäden durch den Stillstand. Der Rohbau ist seit Dezember des Vorjahres durch die Signa-Großinsolvenz quasi im Dornröschenschlaf.

Käufer muss die Schulden tilgen

Dem Vernehmen nach habe Stumpf den Zuschlag erhalten, weil er in einem weltweiten Verfahren der Bestbieter mit dem höchsten finanziellen Angebot war und auch die erforderliche Bonität vorhanden ist, um das Projekt zu finalisieren. Wie hoch der Kaufpreis ist und wie viele Bieter zum Schluss im Rennen waren, darüber wurde vorerst Stillschweigen vereinbart. Mit dem Kaufpreis sollen nun unter anderem die Pfandgläubiger befriedigt werden, hieß es.

Die Baustelle ist mit Pfandrechten belastet, die bei der Bank Austria (295 Mio. Euro) und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (95 Mio. Euro) liegen. „Wenn die Liegenschaft, auf der das Kaufhaus Lamarr gebaut werden soll, pfandrechtlich belastet ist, bedeutet das natürlich für einen Käufer, dass er sich mit dem Pfandrecht auseinandersetzen muss – weil ein Kaufpreis zuerst zur Abdeckung der grundbücherlich besicherten Verbindlichkeiten dient“, hatte dazu AKV-Expertin Cornelia Wesenauer erklärt. Ein Käufer muss die Schulden tilgen.

Fertigstellung soll über 200 Millionen Euro kosten

Der Rohbau sei fertiggestellt, Vormontagen der haustechnischen Anlagen und Fördertechniken seien erfolgt", hieß es zum Start des Verkaufsprozesses. In der Branche war die Rede von mehr als 30 Bietern. Angeblich sollen mehr als 200 Mio. Euro für die Fertigstellung notwendig sein.

Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) begrüßte es, dass nun Bewegung in die Sache komme: "Mit dem Stillstand auf der Baustelle war niemanden geholfen. (…) Der Stadt sind keine weiterführenden Details bekannt. Aktuell ist weiterhin die Baugenehmigung in ihrer ursprünglichen Form aufrecht.“

Hollywood und Dach-Park in Signa-Juwel

Das Projekt hätte ein Glanzstück im Portfolio der Signa-Gruppe von Rene Benko werden sollen. Auf 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und acht Etagen hätten lokale und internationale Marken ihr Sortiment anbieten sollen. Dann kamen die Signa-Insolvenzen. Die Bauarbeiten stehen seit einiger Zeit still. Der Bau auf der bedeutenden Einkaufsstraße war zuletzt nur zu etwa einem Drittel fertiggestellt.

Benannt wurde das Projekt nach der aus Wien stammenden Hollywood-Diva und Erfinderin Hedy Lamarr. Die ursprünglichen Pläne für den Shopping-Tempel auf dem Areal des einstigen Leiner-Innenstadthauses auf der Mariahilfer Straße sahen eine Eröffnung im Frühjahr 2025 vor. Wobei die Namensgeberin neben zahlreichen Abbildungen im ganzen Haus in einem Museumscafé mit Memorabilien wie Fotografien, Mode und Ähnlichem gewürdigt hätte werden sollte.

Hinter dem Lamarr stand die Projektgesellschaft „Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH“ aus dem Hause Signa. Ihr Ziel war die Errichtung und Entwicklung des Gebäudekomplexes, das dem Konzept nach auch Gastronomie sowie ein Hotel umfasste. Auch ein öffentlicher Park am Dach war vorgesehen, wobei die Grätzelpolitik weiter auf dessen Umsetzung besteht.

Stumpf-Gruppe auf 7,5 Mrd. Euro geschätzt

Das Vermögen der heimischen Stumpf-Gruppe wird auf 7,5 Mrd. Euro geschätzt. Bereits im Frühjahr hatte der Bauunternehmer Georg Stumpf Interesse an ausgewählten Signa-Immobilien bekundet und dafür angeblich eine Mrd. Euro geboten. Medienberichten zufolge wollte der Bau-Tycoon den Milliardenbetrag für das „Goldene Quartier“, das Hotel Park Hyatt und das Gebäude des Verfassungsgerichtshofes in der Wiener Innenstadt sowie für das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck aufwenden.

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