Jan-Lennard Struff gewinnt ATP-Turnier in München gegen Taylor ...

Wenn der normalerweise so besonnene und ein bisschen wortkarge Tennisprofi Jan-Lennard Struff auf einmal eine fast vier Minuten lange Antwort gibt, dann ist klar, dass ihn etwas sehr beschäftigt. „Ich muss hier nicht lügen“, sagte er Anfang der vergangenen Woche, noch bevor die BMW Open an der schönen Anlage am Aumeister in München begonnen hatten. Dann sprach er darüber, wie sehr er sich wünschen würde, im Sommer in Paris zum dritten Mal nach Rio 2016 und Tokio 2021 für Deutschland an Olympischen Spielen teilzunehmen – und darüber, wie schwer das für ihn wird.

Struff - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Struffs Dilemma: Auf der einen Seite ist der Warsteiner so gut in Form wie vielleicht noch nie in seiner Karriere. Am Sonntag gewann er in München durch ein 7:5, 6:3 im Finale gegen den Amerikaner Taylor Fritz seinen ersten Titel auf der ATP-Tour. Auf der anderen Seite hat er wegen des Finaleinzugs Ende April 2023 beim Masters in Madrid und generell guter Ergebnisse in der Sandplatzsaison des vergangenen Jahres in nächster Zeit sehr viele Weltranglistenpunkte zu verteidigen.

„Wird sehr schwierig“

Die sind aber für die Olympiateilnahme wichtig. „Madrid war das beste Turnier, das ich je gespielt habe. Das zu wiederholen wird sehr schwierig“, sagte Struff und wirkte fast schon ein wenig zerknirscht. „Aber ich möchte mir auch nicht selbst sagen, dass ich das sowieso nicht schaffe.“

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Nur vier deutsche Spieler dürfen in Paris im Einzel antreten; ein Platz geht sicher an Spitzenspieler Alexander Zverev, und als 24. im Ranking ist Struff derzeit die klare Nummer zwei. Doch wenn in der kommenden Woche die Punkte aus Madrid wegfallen, wird es für ihn im Vergleich zu Dominik Koepfer, Yannik Hanfmann und Daniel Altmaier eng. Entscheidend für die Nominierung ist die Rangliste nach den French Open Anfang Juni.

Oft zu viel Respekt gehabt

Fünf Tage nach seinen langen Ausführungen zu dem Thema war dann klar, dass Struff die knifflige Situation in positive Energie umwandeln konnte. Nacheinander schlug er den zweimaligen Finalteilnehmer Botic van de Zandschulp, den ehemaligen Top-Ten-Spieler Félix Auger-Alias­sime und am Samstag im Halbfinale den in München bis dato ungeschlagenen Turniersieger der Jahre 2022 und 2023, den Dänen Holger Rune, sogar mit 6:2 und 6:0. Spieler wie Zverev verzweifelten an den kalten und regnerischen Bedingungen, Struff dagegen fand einen Weg, die Bälle noch ein wenig härter zu schlagen als sonst schon.

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Der ab Mittwoch 34-Jährige hat einen etwas längeren Anlauf benötigt, um auf dem höchsten Niveau anzukommen. Erst lange nach seinem Abitur erspielte er sich den ersten Weltranglistenpunkt, in den ersten Jahren seiner Karriere hatte er oft zu viel Respekt vor den besten Spielern der Welt.

2018, da war Struff bereits im vermeintlich besten Tennisalter und hatte doch 14 von 20 Mal in der ersten Runde eines Grand-Slam-Turniers verloren, lobte sogar Roger Federer den Warsteiner vor deren Drittrunden-Match in Wimbledon in den höchsten Tönen. Struff verlor dann aber doch ohne große Gegenwehr in drei Sätzen. Die Nervosität war ihm anzumerken.

Struff ist ein netter, zuvorkommender und auf der Profitour entsprechend beliebter Spieler. Doch auf dem Platz hat er die Zurückhaltung, die ihn manchmal hemmte, inzwischen abgelegt. In München führte ihn das neben dem Einzel auch im Doppel mit Andreas Mies ins Finale – und im Sommer womöglich nach Paris.

Rybakina siegt in Stuttgart

Die ehemalige Wimbledonsiegerin Jelena Rybakina hat zum ersten Mal das Sandplatz-Tennisturnier in Stuttgart gewonnen. Die Nummer vier der Welt setzte sich am Sonntag im Endspiel des Hallenevents verdient 6:2, 6:2 gegen die ungesetzte ukrainische Überraschungsfinalistin Marta Kostjuk durch. In nur 69 Minuten entschied sie das Finale für sich.

Damit kürte sich Rybakina zur Nachfolgerin der polnischen Weltranglistenersten Iga Swiatek. Für ihren insgesamt achten Titel wurde die Kasachin mit einem Preisgeld von 123.480 Euro und einem Sportwagen belohnt.

Rybakinas Power hatte am Samstag auch Swiatek zu spüren bekommen. Nach ihren beiden Titeln 2022 und 2023 verlor Swiatek im Halbfinale gegen Rybakina zum ersten Mal in Stuttgart. Kostjuk hatte auf dem Weg ins Endspiel drei Top-Ten-Spielerinnen in Serie besiegt, im Halbfinale behauptete sie sich gegen die tschechische Wimbledonsiegerin Marketa Vondrousova. (sid)

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