Kerosin und Nirvana: Indie-Punk-Leitfigur Steve Albini ist tot

11 Tage vor

An den Reglern: Steve Albini im Studio in Chicago. Imago Stock&people

Steve Albini - Figure 1
Foto DiePresse.com

Der stilprägende Musiker und Produzent ist 61-jährig an einem Herzinfarkt gestorben.

„Ich lebe in dieser Stadt, werde mein Leben hier bleiben. Hier ist Kerosin, verbrenne mich!“ Das sang Steve Albini aus Pasadena, Kalifornien, 1986 mit seiner Band Big Black, und so klang das auch. Gar nicht lieblich. Böse verzerrter Hardcore-Punk aus einer Welt, in der Truckdriver ihre Gattinnen misshandeln und nur Alkohol und Drogen helfen. „Songs About Fucking“ hieß das zweite Big-Black-Album, Rapeman die zweite Band Albinis. Dabei sah dieser gar nicht grimmig, auch nicht sarkastisch aus, eher wie ein verlegener Student, den es in den Untergrund verschlagen hat.

Tatsächlich hatte er Publizistik studiert und auch als Journalist begonnen, der die Ideale des Underground hochhielt, der Independent-Szene (“Indie“), die mit dem großen Pop-Business – mit dem „Big „Money“, das Albini in einem Song auf dem Album „Atomizer“ verhöhnte – nichts zu tun haben wollte. Um sie zu fördern, profilierte er sich bald als Produzent. Das Wort lehnte er freilich ab: Er wolle den Kollegen nichts dreinreden, allen ihren Sound lassen, erklärte er. Etliche schätzten das, darunter PJ Harvey, The Pixies und auch Nirvana, deren drittes Album „In Utero“ er 1993 produzierte. Damit eckte er auf beiden Seiten an: bei den Indie-Ideologen, die ihm Anbiederung an die Musikindustrie vorwarfen, und bei der Plattenfirma Geffen, die mit dem tatsächlich unfertig klingendem Album wenig zufrieden war.

Albini trug‘s mit Fassung. Er machte mit seiner Band Shellac weiter und produzierte ab und zu Größen wie Iggy Pop oder Jarvis Cocker. Seiner antikapitalistischen Gesinnung blieb er treu, zum Ausgleich spielte er Poker. Nun ist er in Chicago an einem Herzinfarkt gestorben, er war erst 61.

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