Gazprom stellt Gaslieferungen an Österreich ein
Das russische Energieunternehmen Gazprom stellte am Samstag (16. November) die Gaslieferungen nach Österreich ein, so der österreichische Energiekonzern OMV. Damit steht ein Ende der 60-jährigen Gasbeziehung beider Länder bevor.
Nachdem OMV im Rahmen eines Schiedsverfahrens 230 Millionen Euro Schadenersatz von Gazprom zugesprochen wurden, kündigte der Energiekonzern aus Österreich an, die Rechnungen nicht mehr zu begleichen, um das Geld zurückzuholen. Als Reaktion darauf stellte das staatliche russische Unternehmen Gazprom nun die Lieferungen ein.
Seit Samstag (16. November), liefert Gazprom trotz seines bis 2040 laufenden Vertrags mit OMV kein Gas mehr an Österreich – der Energiekonzern war der einzige direkte Abnehmer von russischem Gas, das mehr als 90 Prozent der Versorgung ausmachte.
„OMV wurde von Gazprom Export darüber informiert, dass dieser die Gaslieferungen einstellen wird, wodurch diese auf null Prozent reduziert werden“, erklärte das Unternehmen am Freitag in einer Mitteilung.
Dennoch erwartet Österreich keinen sofortigen Gasmangel im kommenden Winter – die Speicheranlagen des Landes enthalten einen Jahresvorrat und sind zu 90 Prozent gefüllt.
Dieser Schritt könnte das Ende einer sechzigjährigen Geschichte markieren, in der Österreich Gas aus Russland bezog. Erste Lieferungen begannen, nachdem Moskau den EU-Beitritt des Alpenstaates blockierte und es während des Kalten Krieges zur Neutralität zwang.
„Die Handlungen von Gazprom heute [Freitag] zeigen erneut, dass Russland kein Partner ist“, sagte Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einer Erklärung.
„Aber morgen endet auch ein Risiko. Wenn wir keine Lieferungen mehr aus Russland erhalten, können wir nicht mehr erpresst werden“, fügte sie hinzu.
Österreich ist durch einen langfristigen Vertrag bis 2040 gebunden und könnte nun in der Lage sein, diesen Vertrag zu aufzulösen, ohne in einem Schiedsverfahren zu verlieren.
Der Sieg von OMV im Schiedsverfahren gegen Gazprom hat bereits die nervösen Gasmärkte in Europa auf ein Dreimonatshoch getrieben. Seit der Bekanntgabe des Unternehmens am 13. November stiegen die Preise um 10 Prozent.
Der Energiekonzern setzt jetzt auf Gaslieferungen aus Norwegen und den globalen Märkten für verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG), um die Lieferungen von Gazprom zu ersetzen.
[Bearbeitet von Rajnish Singh/Kjeld Neubert]