„Privileg“: Stephen Fry ruft zu Stimmabgabe auf

10 Sep 2024
Stephen Fry

„Privileg“

Bei der Nationalratswahl ist erstmals eine größere Gruppe an Nachfahren von NS-Vertriebenen wahlberechtigt, die nach einer Gesetzesnovelle im Jahr 2020 ihre Staatsbürgerschaft wiedererlangt haben. Unter ihnen ist auch der britische Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Stephen Fry („Treasure“, „Sherlock Holmes“), der in einem am Dienstag veröffentlichten Video zur Stimmabgabe aufrief.

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„Es ist das erste Mal für mich, und ich bin sehr aufgeregt“, sagt Fry in dem Video, das vom Außenministerium verbreitet wurde. „Ich bin stolz, sagen zu dürfen, dass ich österreichischer Staatsbürger bin“, so Fry. Er bezeichnet sein Wahlrecht in Österreich als „Privileg“ und fordert in dem Video alle Österreicherinnen und Österreicher auf, von diesem Gebrauch zu machen.

„Es ist so ein wichtiges Recht. Es ist wunderbar, dass Österreich ein modernes und vorwärts gewandtes Land ist, das sich um seine Geschichte und Zukunft sorgt. Aber nichts davon hat einen Sinn, wenn nicht alle wählen und sich eine Meinung darüber bilden, in welchem Österreich sie leben wollen und welches Österreich sie haben wollen“, sagt der gebürtige Londoner, dessen Großmutter vor den Nazis aus Österreich flüchtete.

Mit der Vergangenheit einer jüdischen Familie beschäftigt sich auch die Tragikomödie „Treasure“, die diese Woche in den österreichischen Kinos anläuft. Der 67-Jährige spielt darin einen in New York lebenden polnischen Emigranten, der nach dem Fall des Eisernen Vorhangs mit seiner Tochter in die alte Heimat reist, um die Geheimnisse seiner jüdischen Familie zu ergründen.

27.800 Einbürgerungen im April

Mit April hatten rund 27.800 Menschen die Möglichkeit in Anspruch genommen, die Staatsbürgerschaft nach Paragraf 58c Staatsbürgerschaftsgesetz wiederzuerwerben.

Fast alle dieser Personen leben im Ausland, die meisten in Israel, den USA und Großbritannien. Laut dem Wiener Politikwissenschaftler Laurenz Ennser-Jedenastik ist die Zahl der Wahlberechtigten mit Wohnsitz im Ausland seit der letzten Nationalratswahl 2019 aber „nur um ein paar hundert Personen gestiegen“.

Das scheint auf ein geringes Interesse der neuen Auslandsösterreicherinnen und -österreicher am Wahlrecht hinzudeuten. Sie sind nicht automatisch wahlberechtigt, sondern müssen sich in die Wählerevidenz eintragen lassen. Die entsprechende Antragsfrist ist für die bevorstehende Nationalratswahl bereits am 8. August ausgelaufen.

Außenminister informierte

Beim Außenministerium sind derzeit rund 200.000 Auslandsösterreicherinnen und -österreicher registriert. Wie das Ministerium auf APA-Anfrage sagte, sei die Stärkung des Bewusstseins zur Mitbestimmung „ein wichtiger Aspekt der Aktivitäten“ des Ministeriums und der Botschaften.

So habe Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) im Vorfeld der EU- und der Nationalratswahl alle wahlberechtigten Personen, bei denen eine ausdrückliche Zustimmung zur Kontaktaufnahme vorlag, in einem persönlichen Schreiben über die Wahlen, Fristen und Möglichkeiten zur Beantragung von Wahlkarten informiert. Zudem seien entsprechende Social-Media-Kampagnen konzipiert worden.

„Besonderes Augenmerk“ werde dabei auch auf die Staatsbürgerinnen und Staatsbürger gelegt, die ihre Staatsbürgerschaft nach Paragraf 58c StbG wiedererlangt haben. Diese seien bei der Überreichung des Staatsbürgerschaftsbescheides mittels einer Broschüre auf die Teilnahme an den Wahlen hingewiesen worden. Auch in den Social-Media-Kampagnen werde ein Schwerpunkt auf diesen Personenkreis gelegt, wie etwa das Video mit Fry zeige.

Wahlaufruf von Fendrich und Co.

Knapp drei Wochen vor der Nationalratswahl hat auch eine Reihe von Persönlichkeiten aus Österreich unter dem Motto „#DeinMeinUnserÖsterreich“ dazu aufgerufen, am 29. September wählen zu gehen. Mit Videobotschaften in Form von persönlichen Videoanrufen wenden sie sich an Wahlberechtigte, „denen ein friedliches Miteinander, soziale Gerechtigkeit, Klima- und Naturschutz und eine demokratische Gesellschaft ein Anliegen sind“, hieß es. Aufrufe kommen etwa von Rainhard Fendrich, Adele Neuhauser, Conchita Wurst und Lilian Klebow.

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