Ökonom Schulmeister teilt Goebbels-Foto und Shoah-Leugner

12 Stunden vor
Stephan Schulmeister

Im Vorfeld des Jahrestags des Hamas-Angriffs auf Israel teilte der ehemalige Wifo-Ökonom Stephan Schulmeister zahlreiche antisemitische Postings, darunter ein Foto von Joseph Goebbels. In einer „persönlichen Erklärung“ rechtfertigte sich Schulmeister, inzwischen hat er sich entschuldigt.

Seit Samstagabend sorgen Postings und geteilte Postings von Stephan Schulmeister für Empörung und Entrüstung. Schulmeister, bekannter SPÖ-naher Ökonom, hatte am Wochenende eine Reihe von antisemitischen Fotos und Postings geteilt, darunter etwa ein Foto von Joseph Goebbels oder Postings von dem als offenen Shoah-Leugner bekannten Jake Shields. Der US-amerikanische Mixed-Martial-Arts-Kämpfer ist seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 für seine antisemitischen Postings bekannt.

Zunächst gingen einige User davon aus, dass der Account von Schulmeister gehackt worden sein könnte. Am Sonntag allerdings folgte eine „kurze persönliche Erklärung“ Schulmeisters: „Ich versuche, Konflikte als systemisch zu begreifen“, schrieb er auf X. „Ich versuche daher, deren Geschichte einmal mit den Augen der einen Seiten, dann mit jenen der anderen Seite zu sehen. (...) Für jene, die mich als Antisemiten sehen: Ich sehe die Geschichte immer auch mit israelischen Augen. Allerdings: Wenn gleichzeitig Macht und Ohnmacht immer ungleicher verteilt sind, dann besteht die Gefahr der ganz großen Verbrechen (Armenier-Genozid, Holocaust als Horrorbeispiele).“

„Widerlicher Antisemit“

Damit löste Schulmeister am Sonntag eine Welle der Entrüstung aus. Bini Guttmann, Vorstandsmitglied des Jewish World Congress, bezeichnete Schulmeister in einem Kommentar unter dessen Posting als „widerlichen Antisemiten“. „Ich hoffe das hat (politische) Konsequenzen für Sie.“ Schulmeister wiederum entgegnete: „Mit solchen Tweets wird der Krieg auf Twitter weitergespielt - ich mach da nicht mit, wenn es Sie erleichtert, ok.“

Der Pressesprecher des Bundeskanzlers, Daniel Kosak, äußerte sich ebenso deutlich. Es sei „wirklich schwer zu ertragen, welchen antisemitischen Dreck Herr Schulmeister in den letzten 48 Stunden geschrieben und gepostet“. Ein guter Teil sei „richtiggestellter Schwachsinn“.

Martin Engelberg, Noch-Abgeordneter der ÖVP im Nationalrat, kommentierte Schulmeisters Rechtfertigungsversuch: „Eine kleine persönliche Erklärung: Sie haben sich endgültig als widerlicher Antisemitismus-Propagandist entlarvt und jede (noch verbliebene) moralische Glaubwürdigkeit verloren. Get off my plane!“.

Inzwischen hat sich Schulmeister für das Teilen des Goebbels-Fotos entschuldigt.

SPÖ geht auf Distanz

Schulmeister ist kein SPÖ-Mitglied, gilt aber als SPÖ-nahe. Er war bis 2012 am Wifo tätig und äußerte sich im Nationalratswahlkampf wohlwollend zum Wirtschaftsprogramm der SPÖ. Auf Nachfrage betonte am Sonntag eine Sprecherin von Andreas Babler, dass Schulmeister keinerlei Verbindung zur SPÖ habe und auch nicht beratend für sie tätig sei. (juwe)

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