Besuch in einer Geschenkpapierfabrik: Da kannst du einpacken
Im Hochsommer über Nikoläuse und Schneeflocken nachzudenken, ist für Familie Popp normal. »Für uns ist seit Juni Weihnachten«, sagt Maximilian Popp. Das ist schon so, seit der heute 28-Jährige denken kann. Seinen Eltern gehört die Papierfabrik Zöwie. In einigen Jahren wird Maximilian den Familienbetrieb übernehmen. Damit die Ware rechtzeitig zur Weihnachtszeit in den Läden liegt, produziert die Firma besonders viel zwischen Juni und Oktober. Jedes Jahr stellt Zöwie 70 Millionen Rollen Geschenkpapier her. »Das sind ungefähr 250 Millionen Meter – damit kommt man sechsmal um die Erde«, sagt Maximilian.
Foto: Katharina Gebauer / Dein SPIEGEL
Als sein Urgroßvater Franz Zöllner-Wiethoff die Fabrik in den 1940er-Jahren gründete, produzierte sie Küchen- und Toilettenpapier. Aus dem Doppelnamen wurde die Abkürzung Zöwie, aus der kleinen Papiermühle der zweitgrößte Geschenkpapierhersteller Europas. Inzwischen arbeiten ungefähr 200 Angestellte für Zöwie. An zwei Standorten in Oberfranken und Thüringen entsteht mehr als die Hälfte des Geschenkpapiers, das in Deutschland verkauft wird. »Wahrscheinlich haben die meisten Menschen eine unserer Rollen zu Hause liegen«, sagt Ute Popp, Maximilians Mutter.
Ute muss einen Bogen Geschenkpapier nur aus dem Augenwinkel sehen, um den exakten Farbton zu benennen: »Das ist ein 186er-Rot«, sagt sie dann zum Beispiel. Ute Popp leitet die Designabteilung. Sie ist also dafür verantwortlich, welche neuen Farben und Muster gedruckt werden. Das entscheidet sie nicht allein: Die Firma beauftragt Agenturen, die sich weltweit auf Messen umsehen, was gerade angesagt ist. Die Trends, die in Inneneinrichtungskatalogen und auf Laufstegen zu sehen sind, landen später auf Geschenkpapierrollen. »Weihnachten verbinden wir natürlich klassisch mit Rot, Silber und Gold. Trotzdem gehen wir mit der Zeit. Dieses Jahr sind zum Beispiel Pastelltöne begehrt«, sagt Ute. »Nur unsere Nikoläuse werden nicht rosa, da ist Schluss mit Trend.« In ihrem Büro hängt viel Papier an der Wand, kunterbunt, mit verschiedenen Mustern und Motiven. Manche Papiere glitzern, andere sind geprägt oder mit Schneeflocken aus Schaum bedruckt. »Das sind Effektpapiere, unsere Spezialität«, erklärt Ute.
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In der Glitzerschicht steckt kein Mikroplastik, sondern eine plastikfreie Alternative. Überhaupt versucht Zöwie, möglichst umweltschonend zu produzieren: »Wir stellen mehr als die Hälfte unserer Produkte aus Recyclingpapier her. Und für unser Graspapier kommt gar kein Baum zu Schaden«, sagt Maximilian. Doch warum braucht man Geschenkpapier überhaupt – besonders da an Weihnachten sowieso mehr Müll entsteht als sonst? »Ohne Verpackung fehlt was. Das Geschenk selbst muss gar nicht teuer sein, aber eingepackt«, meint Maximilian. Wenn er selbst ein Geschenk bekommt, reißt er es am liebsten schnellstmöglich auf. Ute schüttelt den Kopf. »Ich bin der andere Auspack-Typ. Lieber sorgfältig öffnen, so bleibt’s länger spannend«, sagt sie.
Bis aus einer Idee eine fertige Geschenkpapierrolle wird, vergehen ein bis zwei Monate. Aufgerissen ist die Verpackung in weniger als einer Minute. Doch Maximilian denkt nicht darüber nach, dass die Firma ein Produkt herstellt, das in kürzester Zeit im Müll landet. »Ich finde, wir stellen Vorfreude her. Und die hält viel länger.«
Dieser Artikel erschien in »Dein SPIEGEL« 1/2025.
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