WILHERING. Stefanie Christina Huber ist Vorstandsvorsitzende der ...

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WILHERING. Stefanie Christina Huber ist Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ. Sie macht Frauen Mut und schafft im Unternehmen ein frauenfreundliches Umfeld.

Tips: Sie haben als Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ eine herausfordernde Position. Wie haben Sie es geschafft, in diese Position zu kommen?

Stefanie Christina Huber: Mein Werdegang in Kurzform: Ich habe im Jahr 1998 das Studium der Angewandten Statistik an der Johannes Kepler Universität abgeschlossen und bereits kurz darauf in der Sparkasse OÖ im Bereich Treasury angefangen. 2001 habe ich meine erste Führungsposition - die Leitung des Zinshandels - übernommen. Es folgten in den darauffolgenden Jahren neue Verantwortungsbereiche mit spannenden Aufgaben bis zur Bereichsleitung Treasury – seit 1.Jänner 2019 bin ich Mitglied des Vorstandes und seit 1. Jänner 2020 bin ich die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ. Meine größte Herausforderung liegt im Zeitmanagement. Von Anbeginn meiner beruflichen Karriere – und bereits auch im Studium - war ich auf ein gutes Zeitmanagement bedacht. Ohne diesem geht es nicht. In meinen ersten Jahren in der Sparkasse OÖ war mein Terminkalender eher spärlich gefüllt und ich hatte hoch operative Aufgaben. Mittlerweile sind meine Tage gut gefüllt – und das mit einer wochen-, oder eher monatelangen Vorlaufzeit. 

Tips: Gab es Hürden am Weg nach „oben“?

Huber: Bevor ich mich um eine neue Position bewarb, setzte ich mich mit mir selbst intensiv auseinander. Will ich das wirklich? Schaffe ich das? Habe ich die notwendigen Voraussetzungen dafür? Was brauche ich, um mich sicher zu fühlen? Ich hatte immer – egal, ob im beruflichen als auch im privaten Sinne – das Mindset: Du schaffst das! Es ist aus meiner Sicht sehr wichtig, eine klare Entscheidung zu treffen und diese konsequent zu verfolgen – und sozusagen sich selbst als Hürde aus dem Weg zu räumen. Und gleichzeitig ist es natürlich auch sehr hilfreich, wenn andere Menschen an einen glauben, sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld.

Tips: Braucht es mehr Vorbilder für Frauen in punkto Beruf/Karriere?

Huber: Die Frage, die sich für mich stellt, ist: Wie definiert sich überhaupt ein Vorbild? Für mich persönlich sind Vorbilder Menschen, die an sich geglaubt, sich Ziele gesteckt und diese konsequent verfolgt haben. Ich bewundere viele Frauen, die in Führungspositionen sind oder ein Unternehmen leiten. Ich bewundere aber genauso auch Mütter, die sich 5, 10, 15, 20 Stunden in einem Unternehmen einbringen, sich um ihr(e) Kind(er) und Familie kümmern und die trotz gutem Zeitmanagement gefordert sind, spontan zu sein.

Für mich ist klar: Berufstätige Frauen mit familiärer Verantwortung trainieren durch das Jonglieren der beiden Welten Beruf und Familie wichtige Kompetenzbereiche wie Beziehungsorientierung, Prioritätensetzung, Flexibilität, Belastbarkeit und Emotionskontrolle, die auch für die (Führungs-)Arbeit wichtig sind. Die Sichtbarkeit von Frauen, die diesen Spagat meistern, muss noch gestärkt werden. Und für mich gelten auch jene als Vorbild, die es schwer in ihrem Leben hatten – und es geschafft haben, weil sie an sich glaubten. Ich denke allerdings auch, dass jeder und jede die Möglichkeit hat dahingehend ein Vorbild zu sein, nach dem Satz „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst.“ Es wäre schön, wenn möglichst viele Frauen vor den Vorhang geholt werden, einen Schritt nach vorne wagen, um andere zu ermutigen.

Tips: Trauen sich Frauen oft zu wenig zu, haben vielleicht zu wenig Selbstvertrauen für Leitungspositionen?

Huber: Ich glaube, dass Frauen oftmals denken: Das schaffe ich nicht. Männer hingegen sagen sich: Das mache ich! Frauen dürfen und sollen sich mehr zutrauen. Manchmal ist es aber vielleicht auch ein überhöhter Anspruch an sich selbst, allen Anforderungen und Erwartungen gerecht werden zu müssen – dadurch entsteht eine gedanklich „intrinsische Barriere“ eine Leitungsposition anzustreben und sich dafür zu bewerben. Es braucht aber auch mehr Flexibilität der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, um Frauen, die familiäre Verpflichtungen haben, eine attraktive und machbare Leitungsfunktion anzubieten.

Tips: Haben Sie berufliche Tipps für aufstrebende Frauen? Was muss man für einen erfolgreichen Karriereweg mitbringen?

Huber: Selbstvertrauen – getreu unserem Motto: #glaubandich! Es ist wichtig, die Ziele im Auge zu behalten und diese konsequent zu verfolgen. Dabei kann es durchaus notwendig sein, über den eigenen Schatten zu springen. Ein Leitgedanke, der mir immer geholfen hat, war: Denke in Lösungen und nicht in Problemen. Dieser Blickwinkel ändert vieles.

Tips: Wie versuchen Sie, Frauen und ihr Potential zu fördern?

Huber: Mit vielen Maßnahmen. Wir in der Sparkasse OÖ haben es uns zum Ziel gemacht, den Anteil an Frauen in Leitungsfunktionen zu erhöhen - konkret sollen es 30% bis 2030 sein. Derzeit stehen wir bei knapp 25%. In Kombination zu unserem Anspruch, ein familienfreundliches Unternehmen zu sein, wenden wir hier auch flexible Möglichkeiten an. Zudem nimmt unser Diversity Management insbesondere die Gestaltung von chancengerechten Rahmenbedingungen für Frauen in den Fokus, um ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen. Um unser Ziel zu erreichen, braucht es nicht nur stärkende Worte sondern auch eine aktive Gestaltung und Partizipation durch alle Beteiligten. Andernfalls bleibt es nur ein Lippenbekenntnis. Wir haben bereits einige Kolleginnen, die eine Führungsfunktion in Teilzeit ausüben – und ich wünsche mir, dass noch weitere folgen.

Es gibt natürlich auch zahlreiche Fort- und Weiterbildungen innerhalb der Sparkasse OÖ, die wir anbieten. Wir gehen auch aktiv auf Kolleginnen zu, wenn wir Engagement und Potenzial erkennen. Ich versuche aber auch so gut es geht Frauen zu ermutigen, einen Schritt nach vorne zu wagen.

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