UEFA EURO 2024: Spanien trifft auf defensives Frankreich

9 Jul 2024

UEFA EURO 2024

Spaniens Edeltechniker treffen im ersten Semifinale der Fußball-EM in München am Dienstagabend (21.00 Uhr, live in ServusTV und ZDF) auf den Vizeweltmeister aus Frankreich, der sich bisher eher durch das Turnier schleppt. Während Spanien bei dieser EM bisher in jeder Partie getroffen hat, stehen die Franzosen mit nur einem selbst erzielten Treffer, ein Elfmeter von Kylian Mbappe gegen Polen, da. „Les Bleus“ erzielten selbst noch kein einziges Tor aus dem Spiel heraus.

Spanien Frankreich - Figure 1
Foto sport.ORF.at

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Offensivmann Ousmane Dembele ist das aber völlig egal. „So spielen wir, und wir sind im Halbfinale. Wenn jemand damit nicht zufrieden ist, ist das nicht unser Problem“, meinte der PSG-Profi. Mehr zu gefallen wussten bisher die Spanier. „Wir haben ein sehr gutes Momentum, wir sind gut drauf, wir spielen sehr gut, so müssen wir weitermachen“, sagte Dani Olmo. Der Leipzig-Legionär hatte mit einem Tor und einer Vorlage zum 2:1 nach Verlängerung gegen Deutschland maßgeblichen Anteil am Weiterkommen. Nun prophezeit er: „Es wird ein großartiges Semifinale.“

Ein Blick auf Frankreichs Statistiken lässt anderes vermuten. Von den vier verbliebenen Teams kassierte Frankreich bisher die wenigsten Tore. Offensiv jedoch stehen drei Treffer in fünf Spielen, davon gingen zwei aufs Konto des Gegners per Eigentor – eines durch Maximilian Wöber, das andere durch den Belgier Jan Vertonghen. Dazu ein Elfmeter von Mbappe beim 1:1 im letzten Gruppenspiel gegen bereits ausgeschiedene Polen. „Das Tor ist ihr Problem“, schrieb Frankreichs Sportblatt „L’Equipe“ am Montag.

EM: Heiße Phase im Titelkampf

Die Fußballeuropameisterschaft geht in die heiße Phase – im Kampf um den begehrten Titel sind nur noch vier Teams mit dabei. Am Dienstag kommt es im ersten Semifinale zum Duell Spanien gegen Frankreich.

Deschamps priorisiert Defensive

„Ich bin ein Trainer, der defensiv denkt“, verteidigte sich Trainer Didier Deschamps, der schon als Spieler und Trainer Weltmeister wurde, dem der EM-Titel als Trainer aber noch fehlt. Die Kritik am teils bieder-pragmatischen Fußball prallt an dem 55-Jährigen jedenfalls wieder ab. „Wenn sie sich gelangweilt fühlen, schauen sie sich doch ein anderes Spiel an“, sagte der Nationaltrainer, der seit Montag zwölf Jahre im Amt weilt.

Erstes Semifinale

Dienstag, 21.00 Uhr:

Spanien – Frankreich

München, SR Vincic (SLO)

Spanien: Simon – J. Navas, Nacho, Laporte, Cucurella – Rodri, Fabian – Yamal, Olmo, Williams – Morata

Frankreich: Maignan – Kounde, Upamecano, Saliba, Hernandez – Kante, Tchouameni, Rabiot – Dembele, Kolo Muani, Mbappe

Schön war auch schon kein Prädikat beim WM-Triumph 2018 zwei Jahre nach dem verlorenen EM-Finale daheim. Diesmal soll auch dieser Titel noch her, Finalgegner wären England oder die Niederlande – gegen „Oranje“ hatte Frankreich in der Gruppenphase 0:0 gespielt.

„Seit Beginn des Turniers spielen wir solide und verteidigen erfolgreich gemeinsam. Unsere Rechnung ist: Wir haben eine 90-prozentige Chance, das Spiel zu gewinnen, wenn wir ohne Gegentor bleiben“, erklärte jüngst William Saliba. Der Arsenal-Verteidiger ist nun gegen die spanischen Jungstars Lamine Yamal (16) und Nico Wiliams (21) gefordert. Beide zeigten schon das, was manche sich von den Franzosen erhofft hatten, aber bisher nicht geliefert bekamen: Sie verzauberten ihre Fans.

Spanien fehlen Leistungsträger

Allerdings muss Trainer Luis de la Fuente auf Pedri verzichten, für den das Turnier nach einem folgenreichen Tritt von Toni Kroos im Viertelfinale bereits vorbei ist. Auch die gesperrten Dani Carvajal und Robin Le Normand fehlen. Doch dürfte das die spanische Nationalmannschaft nur noch mehr zusammenschweißen, von der Abwehrspieler Marc Cucurella sagt: „Nur wenige Leute haben uns eine Chance gegeben, und dass wir unter dem Radar geblieben sind, hat uns geholfen, mit Selbstvertrauen in das Turnier zu starten.“

Mit elf Toren und teilweise beeindruckenden Auftritten stärkten die Spanier ihr Selbstvertrauen und Wirgefühl seit ihrer Ankunft in Deutschland weiter. „Ich würde für sie sterben, so wie sie für mich“, sagte der sonst eher zurückhaltende de la Fuente. Auch in der Heimat ist die Euphorie groß, nach 1964, 2008 und 2012 auch 2024 den EM-Titel gewinnen zu können.

Deschamps begleiten in Frankreich unterdessen seit Turnierbeginn Zweifel. Eigentlich galt eher die Abwehr um Bayerns Dayot Upamecano als möglicher wunder Punkt. Schmerzen bereitet aber seit dem Österreich-Spiel, in dem sich Mbappe auch noch den Nasenbeinbruch zuzog, die mangelhafte Effizienz vorne. Der künftige Real-Stürmer und der viel kritisierte Antoine Griezmann sind bei der EM nicht so prägend, wie sich die Franzosen das erhofft hätten. Deschamps rief noch einmal in Erinnerung, dass sich Mbappe vor der EM mit Rückenproblemen plagte.

Kylian Mbappe erzielte gegen Polen seinen ersten EM-Treffer überhaupt

Der Nasenbeinbruch sei dann ein „großer Schock“ gewesen. „Er hat Zeit gebraucht, das zu verarbeiten. Aber mit jedem Tag werden die Schmerzen weniger.“ Sein Gegenüber de la Fuente hat jedenfalls großen Respekt. „Spieler wie er sind unberechenbar. Kylian Mbappe bei 50 Prozent können 100 Prozent bei jedem anderen Spieler sein“, sagte der 63-Jährige. Was de le Fuente wie Deschamps sieht: Gewinnen ist besser, als in Schönheit zu verlieren. „Wir versuchen, schönen Fußball zu spielen. Aber wir wollen auch pragmatischen Fußball spielen“, betonte der Spanier.

Zumindest bei den Torversuchen ist Frankreich vor dem Halbfinale auch unter den besten vier des Turniers. 104 Abschlüsse registriert die UEFA-Statistik für Spanien, auf 94 kam Deutschland. Frankreich liegt mit Portugal auf Platz drei mit 89 Torversuchen. „Wir schießen keine Tore, aber wir erarbeiten uns viele Chancen“, betonte Randal Kolo Muani deshalb.

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