EM 2024: Gareth Southgate ist gescheitert - England braucht einen ...
England ist im EM-Viertelfinale, doch Gareth Southgate ist am Ende seiner Amtszeit angelangt. Dieses Team braucht eine anderen Typ Coach. Einen wie Jürgen Klopp. Ein Kommentar.
Aus Gelsenkirchen berichtet Andreas Reiners
Bierbecher flogen diesmal keine.
Fußball-Fans können unbarmherzig ehrlich sein. Sie verzeihen aber auch schnell, im Erfolgsfall vergessen sie gerne mal, dass man auch nachtragend sein könnte.
Oder, wie im Fall der englischen Nationalmannschaft, dass das Achtelfinalspiel keine Offenbarung war. Um es mal freundlich auszudrücken.
Deshalb füllten die englischen Anhänger ihre Becher nach dem zittrigen Einzug in das Viertelfinale durch das 2:1 nach Verlängerung gegen die Slowakei lieber weiter mit Bier, anstatt sie wie zuletzt geleert auf ihren Nationaltrainer zu werfen.
Das Wichtigste in KürzeSpielplan
Bellingham und Kane als Retter
England-Zeugnis
Gareth Southgate: Kein Plan für sein TeamKeine Frage: Ein Sieg kann Wunder bewirken, sowohl in Sachen Stimmung als auch sportlich. Stichwort Dosenöffner. Trotzdem, ganz unabhängig davon, was England bei diesem Turnier noch erreichen wird, brauchen die "Three Lions" einen neuen Trainer.
Neue Impulse, neue Ansätze, Lösungen.
Denn auch gegen die Slowakei präsentierte sich England so wie das ganze Turnier über schon: planlos, ideenlos, harmlos. Komplett uninspiriert, wie gelähmt, nervös und ängstlich. Spielerisch und taktisch in Ketten gelegt.
Zu langsam, zu unkreativ, nicht ausbalanciert. Die bloße Zusammenstellung von elf angeblichen Ausnahmespielern ergibt nicht automatisch das bestmögliche Team. England ist der aktuell beste Beweis dafür.
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EM-Spieler mit auslaufenden VerträgenAuch wenn es aktuell unvorstellbar scheint: Es gibt ein Leben nach der EM. Für einige der teilnehmenden Spieler stehen dann auch wichtige Zukunftsentscheidungen an. ran zeigt Stars, bei denen während des Turniers der Vertrag ausläuft. (Stand: 30. Juni 2024)
© imago
Luka Modric (38 Jahre, Kroatien)Letzter Verein: Real MadridZuletzt bahnte sich ein Verbleib an.© 2024 Getty Images
Memphis Depay (30 Jahre, Niederlande)Letzter Verein: Atletico MadridDer Stürmer muss sich einen neuen Verein suchen.© 2024 Getty Images
Adrien Rabiot (29 Jahre, Frankreich)Letzter Verein: Juventus TurinEs deutet alles auf einen Abschied hin.© PA Images
Kasper Schmeichel (37 Jahre, Dänemark)Letzter Verein: RSC AnderlechtDer Keeper kann per Klausel gehalten werden.© PA Images
Simon Kjaer (35 Jahre, Dänemark)Letzter Verein: AC MailandDänemarks Ex-Kapitän verkündete seinen Abschied bereits vor Wochen.© Revierfoto
Klaus Gjasula (34 Jahre, Albanien)Letzter Verein: SV Darmstadt 98Ein Verbleib ist weiterhin möglich.© ABACAPRESS
Ricardo Rodriguez (31 Jahre, Schweiz)Letzter Verein: FC TurinDer Ex-Wolfsburger wird den Klub auf jeden Fall wechseln.© Schwörer Pressefoto
Cenk Tosun (33 Jahre, Türkei)Letzter Verein: Besiktas IstanbulHier scheint noch alles offen zu sein.© 2024 Getty Images
Jan Vertonghen (37 Jahre, Belgien)Letzter Verein: RSC AnderlechtDer langjährige England-Legionär will erst nach der EM über seine Zukunft entscheiden.© Sportpix
Pepe (41 Jahre, Portugal)Letzter Verein: FC PortoBei Porto hat der Routinier keine Zukunft, auch das Karriereende ist möglich.© SOPA Images
Rui Patricio (36 Jahre, Portugal)Letzter Verein: AS RomDer Keeper bekommt bei der Roma keinen neuen Vertrag.© HMB-Media
Peter Pekarik (37 Jahre, Slowakei)Letzter Verein: Hertha BSCDer ewige Berliner könnte noch einmal wechseln oder seine Karriere beenden.© HMB-Media
Florin Nita (36 Jahre, Rumänien)Letzter Verein: Gaziantep FKEin Vereinswechsel bahnt sich an.© Nordphoto
Andrei Burca (31 Jahre, Rumänien)Letzter Verein: Al-Okhdood ClubEs soll sich ein Wechsel zum FC Baniyas aus den Vereinigten Arabischen Emiraten anbahnen.© Pressinphoto
Dabei hat diese Truppe ganz andere Möglichkeiten. Zumindest in der Theorie.
Die Praxis bleibt das Problem. Es ist weiterhin ein Mysterium, wie ein Mittelfeld um Jude Bellingham, Bukayo Saka und Phil Foden, kombiniert mit einem Weltklassestürmer wie Harry Kane, gegen tiefstehende Mannschaften keine Lücken finden, Ideen entwickeln oder Chancen kreieren kann. Normalerweise müsste die Elf eine Wucht entwickeln, mit der sie so manchen Gegner aus dem Stadion spielt.
Doch stattdessen bietet England nach der starken, ersten halben Stunde zum Auftakt gegen Serbien nur noch schwere Kost.
Es wirkt, als bräuchte es nur neue Inspirationen, eine andere Art des Coachings, und das Potenzial würde förmlich aus diesem Kader platzen. Southgate kann dem Team offenbar in der Hinsicht nicht mehr helfen, er ist gefangen in seinem eigenen, zu defensiv und auf Kontrolle ausgerichteten Ansatz. Was England ein Stück weit ausrechenbar macht.
Das Spiel gegen die Slowakei wäre eine gute Gelegenheit gewesen, sich und das Team aus dem zu engen Korsett zu befreien, doch Southgate schafft es nicht, das Potenzial freizulegen und zu nutzen.
Nicht nur deshalb benötigt das Team einen neuen Trainer, einen wie Jürgen Klopp zum Beispiel. Jemanden, der begeistern, der motivieren, der so einen Kader führen und mitreißen kann. Ausgestattet mit einer offensiv ausgerichteten Philosophie, passend zu der exorbitanten Stärke dieses Kaders. Einen Kenner des englischen Fußballs, der bereits bei seinem Amtsantritt mit einer Menge Kredit ausgestattet ist, sowohl bei den Fans, als auch bei den Medien,
Um eine neue Ära einzuleiten.
England: Negatives NarrativDenn rund um das Nationalteam hat sich inzwischen ein sehr negativ gefärbtes Southgate-Narrativ entwickelt, das vielleicht nicht immer gerecht , dafür aber gefährlich ist, weil es auch hemmen kann. Der 53-Jährige dürfte es schwer haben, dort herauszufinden, wieder eine Positivität zu wecken. Alles andere als der Titel wird das nicht ändern. Und der Triumph bei diesem Turnier, so weit weg er nach den bisherigen Leistungen sein mag, wäre sogar ein idealer Steigbügel für einen perfekten Abtritt.
Stattdessen ist England in einer unangenehmen Tretmühle gefangen. "Ich weiß, welche Reaktionen kommen werden, obwohl wir gewonnen haben", sagte Southgate. Für ihn bleibt es kompliziert, er steht seit Turnierbeginn im Dauerfeuer der Kritik. Sehr wahrscheinlich wird ihm deshalb der bieder-blutleere Auftritt trotz des Viertelfinal-Einzugs medial mal wieder um die Ohren fliegen.
Ein paar Bierbecher wären ihm da wahrscheinlich sogar lieber gewesen.
EM 2024: Wer überzeugt?Eine EM ist auch immer eine Möglichkeit für Spieler, auf sich aufmerksam zu machen. Aber welche Akteure haben bislang besonders beeindruckt? Und welche Transfergerüchte wabern durch die Medien? ran verschafft einen Überblick über die Kicker, die sich ganz besonders ins Schaufenster gespielt haben - und vielleicht im Voraus nicht jedem Fan ein Begriff waren.© Imago Images/Imago Images
Nico Williams (Athletic Bilbao, Sturm)Der linke Flügel bei Spanien gehört Williams, der mit Tempo und Dribblings stets für Gefahr sorgt. Beim 1:0 gegen Italien überragte er und wurde Spieler des Spiels. Mehrere Vereine sollen dran sein, auch um den FC Bayern gibt es Gerüchte. Bis 2027 ist der 21-Jährige noch an Bilbao gebunden. Laut übereinstimmenden Medienberichten besitzt er eine Ausstiegsklausel in Höhe von 60 Millionen Euro.© 2024 Getty Images
Riccardo Calafiori (FC Bologna, Abwehr)Der Innenverteidiger - mit 22 Jahren jüngster Spieler im Kader der Italiener - weiß bislang zu gefallen. Auch sein Eigentor gegen Spanien schmälert den guten Eindruck nicht, den er bislang hinterlässt. Vor allem mit dem Ball am Fuß ist er stark, bereitete das so wichtige 1:1 gegen Kroatien überragend vor. Bitter: Im Achtelfinale fehlt er aufgrund einer Gelbsperre. Juve soll laut italienischen Medien wohl dran sein.© 2024 Getty Images
Dominik Livakovic (Fenerbahce SK, Torwart)Livakovic verhinderte beim 1:1 gegen Italien mehrfach stark den Ausgleich, auch zuvor schon mit guten Leistungen. Ist zwar mit 29 nicht mehr der jüngste, Keeper können bekanntlich aber länger auf hohem Niveau spielen. Problem für Interessenten: Der Vertrag des Kroaten hat bis 2028 Gültigkeit.© Matthias Koch
Giorgi Mamardasvhili (FC Valencia, Torwart)Mit 23 Jahren ist Mamardashvili wesentlich jünger, aber nicht weniger gut. Nach zwei Partien hat der Georgier bereits 15 Paraden auf dem Konto und führt das Torhüter-Ranking damit an. Auch ihm ist es zu verdanken, dass Georgien vor dem 3. Spieltag noch um das Achtelfinal-Ticket kämpft. Bis 2027 ist er an Valencia gebunden, einst war unter anderem der FC Bayern interessiert.© 2024 Getty Images
Kerem Aktürkoglu (Galatasaray, Sturm)Aktürkoglu paart Spielwitz mit Kreativität, hinzukommen ein hohes Tempo und ein feines Füßchen. Beim 3:1 über Georgien kam er erst in Minute 85 und traf zum Endstand. Gegen Portugal durfte er von Beginn an ran - und war direkt bester Spieler der Türken. Bis 2026 ist er noch an Gala gebunden, eine weitere starke Performance dürfte größere Klubs auf den Plan rufen.© Goal Sports Images
Ferdi Kadioglu (Fenerbahce SK, Abwehr)Eine Reihe weiter hinten hat sich Kadioglu zu einem der aufregendsten Linksverteidiger des Turniers gemausert. Der "Fener"-Star ist dank seiner Offensivstärke gesetzt, fungiert teilweise als Spielgestalter von seiner Position. Der BVB soll großes Interesse am 24-Jährigen haben.© ANP
Dan Ndoye (FC Bologna, Sturm)Auch Calafioris Vereinskollege Dan Ndoye macht nachhaltig auf sich aufmerksam. Den DFB-Stars Jonathan Tah und Antonio Rüdiger bereitete er beim 1:1, bei dem er auch die Führung erzielte, mächtig Probleme. Der 23-Jährige ist abschluss- und dribbelstark sowie ballsicher und durchsetzungsfähig. Zuletzt wurde Inter Mailand als möglicher neuer Klub ins Spiel gebracht.© Eibner
Kristjan Asllani (Inter Mailand, Mittelfeld)Zwar konnte auch Asllani das Vorrundenaus von Albanien nicht verhindern, an ihm persönlich lag es aber nicht. Der 22-Jährige von Inter Mailand lenkte und koordinierte das Spiel, glänzte durch Passsicherheit und Übersicht. Gut möglich, dass er bei Inter in der kommenden Saison mehr Spielanteile erhält. Falls nicht, dürfte es einige Interessenten geben.© Eibner
Dennis Man (Parma Calcio, Sturm)Dass Rumänien vor dem dritten Spieltag noch beste Chancen auf das Achtelfinale hat, liegt auch an Rechtsaußen Dennis Man. Mit zwei Assists stach er beim 3:0 gegen die Ukraine heraus, beim 0:2 gegen Belgien hielt er die Abwehr auf Trab. Der Vertrag des 25-Jährigen bei Parma läuft nur noch ein Jahr, er wird wohl einen Markt haben.© AFLOSPORT
Jaka Bijol (Udinese Calcio, Abwehr)Mit 21 Klärungsaktionen ist Bijol nach zwei Partien klar die Nummer eins in dieser Statistik. Der 25-Jährige leitet an, dirigiert seine Nebenleute und ist in der Luft stark. Mit dem Ball am Fuß ist der Slowene nicht immer souverän, macht das aber mit guter Zweikampfführung wett. Sein Vertrag in Udine läuft noch bis 2027, ein Transfer zu Inter stand vor einiger Zeit bereits im Raum.© SOPA Images
Stanislav Lobotka (SSC Napoli, Mittelfeld)Bei Napoli ist Lobotka ebenso wenig wegzudenken wie bei der Slowakei. Der Sechser bringt Struktur, lässt sich auch immer wieder fallen und treibt das Spiel an. Er ist spiel- und zweikampfstark und läuft viele Räume zu. Bis 2027 "gehört" der 28-Jährige noch der SSC, Barca soll ihn laut Medienberichten auf dem Zettel haben.© Nicolo Campo
Ivan Schranz (Slavia Prag, Sturm)Auch eine Reihe weiter vorne macht ein Slowake auf sich aufmerksam: Ivan Schranz. Sein Treffer gegen Belgien bescherte den Dreier, auch gegen Serbien netzte er. Mit einem Marktwert von nur zwei Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.de) ist der abschlussstarke Flügelspieler wohl auch einigermaßen erschwinglich, sollte ein Verein Interesse bekunden. Für mehr empfohlen hat er sich bislang auf jeden Fall.© Nordphoto
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