Räuchern, Bergfeuern und Krapfen: Traditionen zur ...

19 Jun 2024

Die Sommersonnenwende, die uns den längsten Tag des Jahres beschert, fällt 2024 auf den 20. Juni. Damit beginnt auch offiziell der astronomische Sommer auf der Nordhalbkugel. An manchen Orten gibt es an diesem längsten Tag mehr als 17 Stunden Sonne.

Sommersonnenwende - Figure 1
Foto meinbezirk.at

ÖSTERREICH. Wenn die Nächte wieder kürzer und die Tage länger werden, ist offiziell Sommer hier in Österreich. Seit Jahrtausenden fasziniert die Sommersonnenwende, was viele Traditionen inspirierte. In Österreich sind es die klassischen Sonnwendfeuer, das Bergfeuern in Tirol, Kräuter sammeln oder räuchern.

Enthauptung großer Heiliger

Vor mehreren Jahrhunderten bestimmten die Sonne und Jahreszeiten den Lebensrhythmus des Volkes noch maßgeblich. So wurde der Licht- und Sonnengott Baldur von den Kelten und Germanen noch hochverehrt. Am Tag der Sonnenwende soll er der alten Religion zufolge enthauptet worden sein und seine Kräfte verloren haben. Aus diesem Grund werden die Tage danach wieder kürzer und die Sonne verliert an Kraft.

Mit der Christianisierung wurde der Tag zum Ehrentags von Johannes des Täufers anstelle von Baldur. Der Tag, an dem er enthauptet wurde, fällt auf den 24. Juni, wird jedoch im Volksglauben oftmals mit der Sommersonnenwende am 21. Juni zusammengelegt. Eine alte Bauernregel will das Wetter vorhersagen können: "Ist das Wetter am Johannistag gut, so ist für das weitere Jahr eine gute Ernte sowie gutes Wetter zu erwarten."

Feuer gegen böse Geister für Fruchtbarkeit

In Österreich ist der wohl bekannteste Brauch zur Sommersonnenwende das Sonnwendfeuer. Zum Fest des Lichts gibt es mehrere Bräuche und Legenden um Feuer. Die Flammen sollen etwa schützen, reinigen und stehen für einen Neuanfang.

Sommersonnenwende - Figure 2
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Für die Bäuerinnen und Bauern markierte das Ereignis den Beginn der Ernte und stand für Freude, Fruchtbarkeit und Hoffnung. Der Rauch, der über die Felder zieht, sollte Krankheiten und Unheil fernhalten. Um Unglück zu entgehen, sieht der Volksglaube vor, dass zur Sonnenwende ein Sprung übers Feuer vollzogen wird. Springt ein Pärchen gemeinsam darüber, soll die Beziehung für immer halten.

Feuer variieren je nach Region

In Tirol werden ganze Bergketten mit kleinen Feuern versehen. Das Bergfeuern wird von zahlreichen Vereinen durchgeführt und sollte keinesfalls selbst entfacht werden. Bilder von brennenden Bergkämmen bieten einen spektakulären Anblick. Meist werden religiöse Motive wie Kreuz, Herz oder auch Alpentiere für die Feuer gewählt. Die Tradition selbst ist sogar immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe und geht bis ins Mittelalter zurück.

Auch in Niederösterreich gibt es die Sonnwendfeuer schon lange. Vor über 400 Jahren wurden sie erstmals in einer Urkunde erwähnt. Eindrucksvolle Feuerwerke erleuchten zusätzlich den Nachthimmel und Fackeln leuchten in Weinbergen, Ruinen und Weinterrassen auf. 

In Graden in der Weststeiermark gibt es statt einem Johannisfeuer den Brauch des "Sunnwend-Rachn". Dafür werden grüne Fichtenäste ins Feuer gelegt, damit stark qualmender Rauch entsteht. Der Rauch soll die Felder segnen.

Sommersonnenwende - Figure 3
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Hast du dir schon einmal ein Sonnwendfeuer angeschaut?

Kräuter zum Sammeln und räuchern

Auf die Kulinarik wird zum Sommerbeginn nicht vergessen. Ähnlich wie zu Fasching oder Ostern gibt es zur Sonnenwende den Sonnwendkrapfen. In Oberösterreich sind es gebackene Mäuse, im Ausseerland werden verschiedene Varianten eines Germteigs serviert. Top­fen-­, Butterkrapfen, Strauben oder Flecken sind ebenfalls typische Gebäcke, die zum Sommerbeginn serviert werden.

Geglaubt wurde auch, dass Heilkräuter stärker wirken, da die Sonnenenergie am Tag der Sommersonnenwende am stärksten sein soll. Wird zu Mittsommer geerntet, geben sie ihre gespeicherte Sonnenenergie ab und wirken noch stärker, so der Glaube. Johannsikräuter können zu einem wohltuenden Öl verarbeitet werden. Im Sonnwendbuschen sind meist noch Arnika, Beifuß, Bärlapp, Steinklee, Eisenkraut oder Wurmfarn enthalten.

Zum Räuchern eignen sich besonders gut Beifuß, Salbei, Lindenblüte oder Johanniskraut. Beifuß soll schützen und alles in Fluss bringen. Zusätzlich hält der Rauch Gelsen und Mücken fern. Salbei hat eine reinigende Wirkung auf Orte und den Geist und soll die Stimmung aufhellen können. Die Lindenblüte steht für Liebe und Fruchtbarkeit und soll Reichtum bescheren. Sie wirkt zudem beruhigend und löst Ängste. Das Johanniskraut kräftigt den Geist und vertreibt so wie die Sonne die Dunkelheit, negative Gedanken.

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