Eine Schrecksekunde bringt Sinner nicht aus der Ruhe
Ist eine Runde weiter: Jannik Sinner © APA/afp / BEN STANSALL
Jannik Sinner ist am Montag mit etwas Mühe in das prestigeträchtigste Tennis-Turnier der Welt gestartet. Der Sextner besiegte in der ersten Runde des Grand Slams in Wimbledon den Deutschen Yannick Hanfmann, obwohl er mit einem übel aussehenden Ausrutscher für eine Schrecksekunde sorgte.01. Juli 2024
Von: leo
Wenn es nach den Buchmachern geht, ist Jannik Sinner in Wimbledon der Favorit Nummer 1 auf den Titel. Der Weltranglisten-1., der zuletzt das ATP-500-Turnier in Halle gewonnen hatte, erwischte in London allerdings eine äußerst knifflige Auslosung. Der erste Prüfstein war mit Yannick Hanfmann ein Spieler, der zwar nur auf Rang 110 der Weltrangliste steht, in seiner Karriere aber schon den einen oder anderen Favoriten ins Wanken gebracht hat. Sinner war für den 32-Jährigen allerdings eine Nummer zu groß – 6:3, 6:4 und 3:6, 6:3 hieß es am Ende.
Damit steht fest, dass es in der zweiten Runde am Mittwoch zum Kracher zwischen dem ehemaligen Finalisten Matteo Berrettini und Sinner kommt. Der Römer schaltete in der ersten Runde den Ungar Marton Fucsovics mit 7:6(3), 6:2, 3:6 und 6:1 aus. Sinner und Berrettini haben bisher einmal gegeneinander gespielt – nämlich beim Masters-Turnier von Toronto des Vorjahres, das Sinner gewann. 6:3, 6:4 lautete der Endstand für den Südtiroler, der jedoch weiß: Berrettini ist auf Rasen eine ganz andere Hausnummer.
Weil der Titelverteidiger Carlos Alcaraz traditionsgemäß das Programm auf dem Centre Court eröffnete, musste Sinner auf den Court 1, dem zweitgrößten Platz, ausweichen. Die Fans, die sich darin befanden, sahen zunächst ein Match, das genau so verlief, wie es zu erwarten war: Sinner ließ bei eigenem Aufschlag nichts anbrennen und nutzte jene Chancen, die er bekam, gnadenlos aus. Der erste Satz ging routinemäßig mit 6:3 an den Sextner.
Auch nach einem frühen Break im zweiten Abschnitt schien es, als ob Sinner alles im Griff hätte. Plötzlich musste der Schützling von Darren Cahill und Simone Vagnozzi jedoch drei Breakbälle in Folge abwehren, was ihm gelang. Wenig später ging ein Raunen durch das Stadion, weil Sinner bei einem Richtungswechsel ausrutschte und sich an die Hüfte griff. Schnell signalisierte der Favorit aber: Ihm geht’s gut. Nachdem der Schreck überstanden war, zeigte Sinner aber wieder jenes Tennis, für das er bekannt bist: Hanfmann fand dagegen keine Mittel und kassierte den 0:2-Satzrückstand.
Die Gegenwehr war aber noch nicht gebrochen, denn der Deutsche erwischte den besseren Start in den dritten Durchgang: Sinner haderte mit dem ersten Service, patzte ab und zu von der Grundlinie und schon war das erste Break Tatsache. Wenig später kam es für den 22-Jährigen knüppeldick, als Hanfmann dank einer krachenden Rückhand sogar auf 4:0 entlief. Sinner ließ das nicht auf sich sitzen und zeigte eine passende Reaktion: Zuerst holte er sich ein Break zurück, dann verkürzte er nach drei abgewehrten Breakchancen auf 2:4. Weil Hanfmann aber exzellent spielte und Sinner in entscheidenden Momenten Fehler machte, ging es in den vierten Satz.
Unglaublicher BallVorher musste aber das Dach geschlossen werden, um der Dunkelheit zuvorzukommen. Das dürfte Sinner als exzellenten Hallen-Spieler gefreut haben. Und tatsächlich spielte der Sextner auf Anhieb besser. Exemplarisch dafür steht ein Punkt im dritten Game, der es wohl in jede Highlight-Show schaffen wird. Einhändig spielte der Youngster einen Passierball an Hanfmann vorbei. Es war die Initialzündung für eine Phase, in der Sinner sehr stark spielte – und das Break landete. Danach hatte er kein Problem mehr, den Vorsprung zu verteidigen.