Der Bau- und Society-Löwe Richard Lugner ist tot. Er starb im Alter von 91 Jahren in seiner Villa in Döbling.
Seine sechste und letzte Ehe war die kürzeste. Unter gewohnt lauten Nebengeräuschen heiratete der Wiener Baumeister Richard Lugner noch am 1. Juni seine Lebensgefährtin Simone. Keine drei Monate später verstarb der beinahe bis zuletzt umtriebige „Mörtel“ im Alter von 91 Jahren, einen Monat nachdem er am Herzen operiert wurde. In den vergangenen Wochen hatte der Baumeister verstärkt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Er galt über Jahrzehnte als unverwüstliches Thema der Societyberichterstattung. Auf den meisten Bildern sieht man seinen gestreckten Zeigefinger, der auf den nächsten Fotografen deutet. Dafür wurde er belächelt. Mit seiner Rolle als Kasperl‘ war Lugner aber zufrieden. Sein Leitsatz: „Was für mich peinlich ist, das entscheide ich allein“.
Auch der Aufwand, den er um seine jährlichen Opernballbegleiter und Logengäste betrieb, ist weithin bekannt und war von den renommierten Direktoren der Wiener Staatsoper nicht immer leicht zu schlucken. Sein schärfster Kritiker war Ioan Holender, der ihn am liebsten aus seinem Haus verbannt hätte. Ihm ließ Lugner einmal ausrichten: „Ich bringe seit Jahren internationale Gäste, während Staatsoperndirektor Ioan Holender Leichenzüge mit Künstlern abhält, die keiner kennt.“
Gemma Lugner!Der am 11. Oktober 1932 in Wien geborene Lugner war aber nicht nur für seine Auftritte am Opernparkett bekannt, vor 33 Jahren eröffnete er – entgegen aller Zweifler, die kein Potenzial im Umfeld des Einkaufszentrums in Rudolfsheim-Fünfhaus sahen – seine Lugner-City. Der Baumeister zog mit seinem Hang zu trashigem Guerilla-Marketing dann dauerhaft ein Publikum an, mit dem sich seine City erfolgreich schlagen konnte. Anstatt klassischer Strategien wie Winterschlussverkauf setzte er auf Boxkämpfe.
Auch seine Opernball-Gäste, darunter waren Hollywoodstars von Jane Fonda bis Pamela Anderson, mussten traditionell vor dem Ball zur Autogrammstunde in der Lugner-City zur öffentlichen Pressekonferenz antreten, kämpften dabei mit Lugners wackeligem englischen Grundwortschatz und lösten je nach Bekanntheitsgrad kleine bis schwere Tumulte aus (man erinnere sich an den Besuch von Paris Hilton). Wirklich daneben schlug er bei seinen Logengästen nur einmal mit Berlusconi-Gespielin Karima el-Mahroug vulgo Ruby Rubacuori, die er inmitten eines schwebenden Verfahrens rund um den damals amtierenden italienischen Ministerpräsidenten, zum Ball lud.
Seinen größten Bauauftrag erhielt er aber vom damaligen saudi-arabischen König Faisal ibn al-Aziz, der den Bau des islamischen Zentrums in Wien-Floridsdorf finanzierte. Es war das erste derartige Gebäude in ganz Österreich. Und der erste Medienrummel um seine Person. Das Aufsehen gefiel ihm.
Immer auf der Suche nach LiebeSein Privatleben hielt Richard Lugner wenig privat. Vor allem mit seinen wechselnden, jungen Partnerinnen kam der Vater von vier erwachsenen Kindern gerne in die Schlagzeilen und beantwortete bereitwillig die intimsten Fragen von Journalisten. Im Gespräch zu bleiben war sein Erfolgsrezept. Die nachhaltigste Beziehung hatte der Baumeister mit Christina, die er 1990 heirate. Kaum eine andere Begleiterin an Lugners Seite hatte einen ähnlichen Zug zur Öffentlichkeit wie „Mausi“. Obwohl das Paar vor Jahrzehnten geschieden wurde, stand sie bis vor Kurzem bei Veranstaltungen neben ihm auf der Bühne und feierte mit ihm Geburtstag. Auch die seltsame Neigung, seinen Partnerinnen in der Öffentlichkeit Kosenamen zu geben, nahm mit Christina ihren Anfang.
Mit Hochzeiten hatte Lugner jedenfalls viel Erfahrung - und noch mehr Publicity. Es folgt ein schneller Durchlauf: Das erste Mal heiratete er 1961 seine Jugendliebe Christine Gmeiner. Nach 17 Jahren trennte sich das Paar. 1979 heiratete der Baumeister erneut. Diese Verbindung hielt vier Jahre. „Cornelia (Hahn, Anm.) hat mir der damalige OPEC-Generalsekretär ausgespannt“, erzählte Lugner einmal vor Journalisten. Es folgte der dritte Anlauf mit Susanne Dietrich. Die Verbindung endete tragisch: 1984 fiel Dietrich nach einer Schönheitsoperation ins Koma und starb.
Die alleinige ChefinEs kehrte mit Christina eine ruhige Phase ein, die 2007 endete. Danach widmete sich Richard Lugner wieder seinem zweitliebsten Thema (nach dem Opernball) und ehelichte bei einer als Medienspektakel inszenierten fünften Hochzeit im Wiener Schloss Schönbrunn das deutsche Playmate Cathy Schmitz. Nach zwei Jahren trennten auch sie sich. Der diesjährigen Trauung mit seiner letzten Frau, der gebürtigen Wienerin Simone Reiländer, schickte er voraus: „Wir verstehen uns einfach, auch das Partnerschaftshoroskop für uns schaut gut aus“.
Wie viel Zeit ihnen bleiben würde, darüber hielten sich die Sterne bedeckt. Die Arbeit an seinem Lebenswerk, der Lugner City, dürfte er Simone hinterlassen haben. Diesen Sommer gab er ihr eine führende Position im Haus. „Irgendwann, wenn es mich nicht mehr geben sollte, wird sie alleinige Chefin sein“, kündigte er der „Bild“ wenige Tage vor seinem Tod an.