Gerücht vom braunen Netz: Warum hat die Siemens-Stiftung Marcel ...

Rudolf Kochs Karte „Deutschland“ aus dem Jahr 1934 hängt in vielen Museen. Dieses Exemplar gehört dem Museum Europäischer Kulturen in Berlin. Die Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung stellte der F.A.Z. leider keine Abbildung ihres Exemplars der Variante mit dem Wappen Thüringens zur Verfügung. Bild: Staatliche Museen zu Berlin

Die Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung setzte im Februar ihren Geschäftsführer vor die Tür. Nach eigenen Angaben wurde Marcel Lepper die Stiftungsvergangenheit zum Verhängnis, die er aufklären wollte. Was ist dran an der Geschichte?

Am 1. April 2022 nahm der Germanist Marcel Lepper seine Arbeit als Geschäftsführer der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung in München auf. Als er sein Büro in einem der Kavaliershäuser am Nymphenburger Schloss bezog, fiel sein Blick auf etwas, das im Flur vor dem Büro an der Wand hing: eine Karte. Die Karte zeigt Deutschland, und „Deutschland“ steht auch über der Karte. Es ist ein romantisches Deutschland, das von ferne gesehen hauptsächlich aus Wald besteht. Man erkennt den Umriss des Deutschen Reiches der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, den man aus dem Geschichtsbuch kennt, aber die Waldgrenze ist diffus, und wenn man näher herangeht, sieht man, dass das Waldgebiet über die rot eingezeichnete Staatsgrenze von 1920 tritt. Die Karte ist datiert auf das Jahr 1934. Lepper hat sie am ersten Tag seiner Amtszeit abhängen lassen. Das berichtete er im April in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Bei dieser Gelegenheit beschrieb er die Karte als „eine Deutschlandkarte aus der NS-Zeit“.

Patrick Bahners

Feuilletonkorrespondent in Köln und zuständig für „Geisteswissenschaften“.

Leppers Amtszeit endete vorzeitig am 21. Februar 2023, als die Stiftung ihm fristlos kündigte. Stiftungsrat und Vorstand werfen ihm „massives Fehlverhalten in der Personalführung“ vor. Lepper behauptet, er sei aus politischen Gründen entlassen worden. Die Gremien hätten durch Betätigung der personalhoheitlichen Notbremse die wissenschaftliche Aufarbeitung der Stiftungsvergangenheit vereiteln wollen.

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