Die großartige Serie „Shōgun“ bricht mit 18 Preisen den Emmy-Rekord

3 Tage vor

Anna Sawai, kämpferisch und (meist) undurchschaubar in der bildgewaltigen Historienserie „Shōgun“. Imago/Supplied by LMK

Shogun - Figure 1
Foto DiePresse.com

Die Inszenierung von politischen Ränkespielen im zerrissenen Japan um 1600 bekam den Preis als beste Dramaserie – und noch viele mehr. Der Emmy für die beste Comedyserie ging an die herrliche Vegas-Serie „Hacks“.

Wer hätte das erwartet? „Shogun“ hat bei den diesjährigen Emmy Awards in Los Angeles einen Rekord gebrochen. Zwar wurde die großartige Serie, eine Geschichte rund um Ehre, Tod und Liebe im Japan um 1600, von Kritikern allerorts hochgelobt, aber dass sie 18 Preise gewinnen würde, kommt doch überraschend. Mehr hat es in einem einzigen Jahrgang noch nie für eine Serie gegeben. Zu sehen ist das Remake einer Serie aus den 1980er-Jahren mit Richard Chamberlain (ältere Semester erinnern sich), hierzulande auf Disney Plus. Erzählt wird darin von den Erlebnissen eines britischen Navigators, der im 17. Jahrhundert nach Japan kommt und dort zum Samurai wird – bildgewaltig und durchaus komplex. „Shōgun“ erhielt unter anderem die Auszeichnung als beste Dramaserie und für Hiroyuki Sanada und Anna Sawai als beste Darsteller in einer Dramaserie.

Anna Sawai mit Hiroyuki Sanada. Reuters/Mike Blake

Mit den Emmys werden die besten Serien, Shows und Fernsehfilme im US-Fernsehen und Streaming ausgezeichnet. Neben den Comedy- und Dramakategorien gibt es unter anderem Preise für Miniserien, Fernsehfilme und im Show-Bereich.

Die dreistündige Verleihung aus dem Peacock Theater in Los Angeles wirkte über weite Strecken routiniert und eher langatmig. Vor allem das Ende der Show hat dann aber doch die versammelte Hollywood-Prominenz überrascht. Als letzter Preis des Abends ging der Emmy für die beste Comedyserie nicht an den Topfavoriten „The Bear: King of the Kitchen“ (die dritte Staffel blieb leider unter den Erwartungen), sondern an die Vegas-Serie „Hacks“, in der man nicht genug bekommt vom bitterbösen Schmäh.

Smart: „Normalerweise kriege ich nicht genug Aufmerksamkeit“

Die Mischung aus Drama und Showbiz-Satire handelt von einer alternden Stand-up-Komikerin (wunderbar bissig: Jean Smart), deren Dauershow eingestellt wird und die mit einer jüngeren Gen-Z-Autorin um ein Comeback kämpft. Smart erhielt für ihre Rolle wie auch schon bei den beiden Preisverleihungen zuvor den Emmy als beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie. „Ich weiß das wirklich zu schätzen, denn normalerweise kriege ich nicht genug Aufmerksamkeit“, sagte Smart beim Entgegennehmen ihres Preises unter großem Gelächter des Publikums.

Die Restaurantserie „The Bear: King of the Kitchen“ erhielt dagegen unter anderem Preise in den Kategorien bester Hauptdarsteller für Jeremy Allen White und für die besten Nebenrollen von Ebon Moss-Bachrach und Liza Colón-Zayas. Insgesamt kam „The Bear“ auf elf Auszeichnungen, „Hacks“ auf drei.

Bei den Miniserien war „Rentierbaby“ der große Sieger und gewann neben dem Hauptpreis fünf weitere Emmys. Die vom schottischen Comedian Richard Gadd entwickelte siebenteilige Reihe mit dem Originaltitel „Baby Reindeer“ erzählt mit schwarzem Humor von einem Mann, der von einer Stalkerin verfolgt wird. Die Geschichte soll auf wahren Begebenheiten aus dem Leben Gadds beruhen – und sorgte gleich auch noch für ein juristisches Nachspiel, weil sich die Frau, die hinter der Figur der Stalkerin steht, verleumdet fühlte.

Wie auch immer: Gadds spielt auch die Hauptrolle und schrieb das Drehbuch, für das er ebenfalls einen Emmy bekam. Der Comedian wurde auch für seine schauspielerische Leitung ausgezeichnet, ebenso wie Schauspielerin Jessica Gunning in der Rolle der Stalkerin Martha.

Dass den USA in weniger als acht Wochen eine Präsidentschaftswahl bevorsteht, war während der Verleihung kaum zu spüren. Es gab einzig einige blasse Aufforderungen zur Stimmabgabe und Mahnungen zur Vielfalt der Vereinigten Staaten. Selbst Politshow-Moderator John Oliver nahm in seiner Dankesrede für die Auszeichnung von „Last Week Tonight“ als beste geskriptete Unterhaltungssendung keinen Bezug auf Donald Trump oder Kamala Harris.

Schon bei der Bekanntgabe der Nominierungen hatte sich ein eher unpolitischer Jahrgang abgezeichnet. Nachdem im Vorjahr noch mit „Succession“ und „White Lotus“ zwei böse Satiren über die Medienbranche und verwöhnte Luxusurlauber abgeräumt hatten, ging es dieses Mal eher traditionell zu. (red./APA/DPA)

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