Ogrinec: "Einen Spieler wie Benjamin Sesko hatten wir in Slowenien ...

3 Stunden vor

Der Ex-Tiroler Sandi Ogrinec ist einer von 60 Profis aus Slowenien, die bisher in der österreichischen Bundesliga spielten. Vor dem Duell seiner Heimat gegen seine ehemalige Wahlheimat spricht der ehemalige U-21-Nationalspieler über die Ausgangslage, den Faktor Sesko und warum es seine Landsleute so häufig nach Österreich verschlägt.

Sesko - Figure 1
Foto Kicker

Sandi Ogrinec verbrachte über zwei Jahre bei der WSG Tirol. GEPA pictures

In der Nations League liefern sich Österreich, Slowenien und Norwegen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Gruppensieg. Hätten Sie mit einer derart knappen Angelegenheit gerechnet?

Nations-League-B - 6. Spieltag

Das habe ich schon erwartet, weil sowohl Slowenien als auch Österreich bei der EM gut performt und beide starke Mannschaften haben. Norwegen hat mit Stars wie Erling Haaland oder Martin Ödegaard einige Waffen in seinen Reihen, daher habe ich schon damit gerechnet, dass es für jede Nation sehr schwierig wird. Daher ist es schwer einzuschätzen, wer am Ende der glückliche Sieger sein wird.

Haben Sie damit spekuliert, dass Ihr Heimatland mit Österreich und Norwegen so mithalten kann?

Slowenien hat dieses und letztes Jahr wirklich gut gespielt. Die Mannschaft hat sich sehr zum Positiven entwickelt und der Trainer hat eine sehr gute Auswahl getroffen. Wir haben eine gute Mischung aus sehr erfahrenen Spielern wie Jan Oblak und jungen Talenten wie Benjamin Sesko. Da sind einige sehr starke Profis mit dabei, deshalb kommt es wenig überraschend, dass es in den letzten ein, zwei Jahren so gut lief. Allerdings bewegt sich Sloweniens Form zuletzt etwas zwischen warm und kalt, da müssen wir wieder etwas Konstanz reinbringen.

Wie sehr hat die erfolgreiche Qualifikation für die EM und der Aufstieg ins Achtelfinale, wo man erst im Elfmeterschießen an Portugal scheiterte, Ihrem Heimatland einen Schub verliehen?

Der Fußball in Slowenien hat generell einen großen Schritt nach vorne gemacht. Alles daran hat sich im Vergleich zu früher verbessert, auch dank der Erfolge des Nationalteams. Das hat sich auch auf den Klubfußball ausgewirkt, wo viele Verbesserungen eingetreten sind und sich das sportliche Niveau erhöht hat. Deshalb sind auch wieder einige Spieler aus der Liga im Nationalteam zu finden, was eine sehr positive Entwicklung ist.

Das Hinspiel zwischen Ihrer Heimat und Ihrer ehemaligen Wahlheimat endete mit einem 1:1. Erwarten Sie sich im Rückspiel ein ähnlich knappes Duell?

Ich denke, dass es für beide Teams ein schwieriges Spiel wird. Slowenien ist eine sehr kompakte Mannschaft, die hinten sehr dicht steht und auf Konterattacken lauert. Mit Benjamin Sesko hat man einen perfekten Spieler dafür. Die Österreicher haben aber ebenfalls eine gute Mannschaft mit vielen Legionären in starken Ligen, die schon jahrelang zusammenspielen. Sie spielen einen sehr direkten Fußball und orientieren sich immer nach vorne. Der Heimvorteil kommt ihnen auch entgegen, daher sind sie wohl leicht in der Favoritenrolle. Aber im Fußball entscheiden immer kleine Dinge über Sieg oder Niederlage und beide Teams haben ihre Qualitäten.

Im ersten Duell sorgte Benjamin Sesko für den Führungstreffer. Wird man auch dieses Mal wieder ganz genau auf ihn achtgeben müssen?

Auf Benjamin Sesko muss man sowieso immer genau aufpassen, weil wir so einen Spieler wie ihn noch nie in Slowenien hatten. Mir fällt da keiner aus der Vergangenheit ein, der so eine Persönlichkeit und so ein Talent mitgebracht hat. Klar, wir hatten Zlatko Zahovic und haben aktuell auch Jan Oblak, der momentan wieder in einer sehr guten Form ist, aber Sesko ist nochmal auf einem anderen Level. Er bringt schon Qualitäten mit, die unbeschreiblich sind.

Sie haben gegen ihn auch während Ihrer Zeit bei der WSG Tirol gespielt. Was zeichnet ihn aus?

Er ist einfach ein kompletter Angreifer. Er ist schnell, stark, groß, hat eine gute Technik, kann sowohl mit rechts als auch mit links den Ball verarbeiten und ist zudem sehr bodenständig. Er kann locker 20 bis 30 Tore in einer Saison schießen, wenn alles passt, zudem ist er noch sehr jung. Bei Leipzig ist er auch bei einem guten Klub, wo er sich weiter verbessern kann. Wir haben auch denselben Agenten, von dem ich immer nur die besten Dinge über seine Entwicklung höre. Er wird noch große Dinge machen und für die größten Klubs dieser Welt spielen, da bin ich mir sicher.

Mit Sesko und Torhüter Jan Oblak verfügt das slowenische Team über zwei Starspieler. Wie sehen Sie Ihr Heimatland in der Breite aufgestellt?

Wenn man die Qualitäten dieser beiden mit dem Teamspirit der restlichen Mannschaft verknüpft, ist es sehr schwer, sie zu bezwingen. In Slowenien ist es eigentlich immer so, dass ein bis zwei Spieler herausstechen, ansonst lebt die Mannschaft von einem starken Teamgefüge. Alles ist darum aufgebaut. Somit wird in jedem Spiel ein anderer Profi belohnt. Im Spiel gegen Kasachstan war es Jan Mlakar, davor Sesko oder im Vorjahr auch Benjamin Verbic. Diese Tatsache macht das slowenische Nationalteam so besonders.

Einige Nationalspieler wie Sesko, Horvat oder Gorenc Stankovic spielten bzw. spielen noch in Österreich. Ein Vorteil für das kommende Duell?

Das kann ihnen sicher helfen, vor allem weil Sesko den Red-Bull-Fußball absolut verinnerlicht hat und weiß, wie diese Mannschaften attackieren und verteidigen. Auch Horvat und Gorenc Stankovic haben schon oftmals gegen sie gespielt und Sturm hat seinen Spielstil ja auch etwas angepasst, daher kommt das dem Nationalteam sicher zugute, auf solche Erfahrungen zurückgreifen zu können.

Man sagt oft zu uns Slowenen, dass wir eine österreichische Mentalität haben. (...) Gleichzeitig haben wir aber auch das Feurige aus den Balkanstaaten, was zusammen eine gute Kombination ergibt.

Sandi Ogrinec erklärt, warum so viele Slowenen in Österreich landen

Sloweniens Teamchef ist seit mehr als sechs Jahren Matjaz Kek. Auch er bringt als ehemaliger GAK-Spieler Österreich-Erfahrung mit. Was macht diese spezielle Verbindung zwischen Österreich und Slowenien aus?

Die geographische Nähe spielt da sicher eine große Rolle, aber man sagt oft zu uns Slowenen, dass wir eine österreichische Mentalität haben. Da sind wir uns recht ähnlich (lacht). Gleichzeitig haben wir aber auch das Feurige aus den Balkanstaaten, was zusammen eine gute Kombination ergibt. Daher fällt es leichter, sich in Österreich zu adaptieren und dort zurechtzukommen. Zudem ist es sportlich im Vergleich zur slowenischen Liga ein guter Schritt nach vorne, wo man sich Stück für Stück verbessern kann. Da bringen wir Slowenen eine besondere Mischung mit.

Maximilian Augustin

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