So unglaublich sauber sind die Schweizer Gewässer im Vergleich ...
Schmutziges Wasser in der Seine: Der olympische Triathlon droht ins Wasser zu fallenBild: EPA
Der olympische Triathlon musste um einen Tag verschoben werden – die Seine ist doch zu dreckig, trotz aller Bemühungen, den Fluss für die Spiele sauber zu bekommen. Doch ist die Lage der Seine prekärer als für andere europäische Flüsse?
Wenn die Olympischen Spiele in Paris durch etwas bestechen, sind es allem voran die grandiosen Austragungsorte der Disziplinen. Im Grand Palais wird gefochten, im Schatten des Eiffelturms Beach-Volleyball gespielt und im Herzen der Stadt in der Seine geschwommen. Oder zumindest sollte es so sein, aber die Seine ist immer noch zu stark verschmutzt und jetzt droht die Blamage.
Trotz beträchtlichen Investitionen in die Reinigung der Seine von rund 1,4 Milliarden Euro in den vergangenen Jahren waren die Messwerte kurz vor dem Triathlon-Start am Dienstag noch über dem maximal zulässigen Wert von 900 Kolonien-bildende Einheiten (KBE) E. coli pro 100 Milliliter. Der Start wurde verschoben, es bleibt noch Zeit bis Freitag die Werte unter die Obergrenze zu bekommen und dann wird aus dem Tri- wohl ein Duathlon und aus der drohenden Blamage eine reale. Aber wie sehen die Werte überhaupt aus?
Wie dreckig ist die Seine?Die Badewasserqualität von Gewässern wird anhand von zwei Faktoren gemessen: Escherichia coli, besser bekannt als E. coli, und Enterokokken. Die «World Triathlon Corporation» legt den maximal zulässigen Wert bei 900 KBE per 100ml fest, die EU-Richtlinien schätzen die Wasserqualität als «ausgezeichnet» ein, wenn der Wert von 500 KBE pro 100 ml unterschritten wird.
Seit Anfang Mai wird die Wasserqualität stetig besser und Mitte Juli unterschreiten die Werte erstmals die Grenzwerte für den olympischen Triathlon und drei Tage später folgen gar mehrere Tage hintereinander, in denen die Seine als sicher zum Schwimmen eingestuft wurde.
Einer der signifikantesten Faktoren für die Wasserqualität im Pariser Fluss ist der Regen. Das Regenwasser fliesst über Strassen, Dächer und Felder. So werden Öl, Metalle, Pestizide, Fäkalien und sonstigen Unrat in die Seine geschwemmt. Der Plan zur Bereinigung der Seine beinhaltet daher auch grosse Auffangbecken für eben dieses verschmutze Regenwasser, welches dann kontrolliert, in den Fluss geleitet werden kann. Durch die starken Niederschläge der letzten Tage hat sich dementsprechend auch die Wasserqualität in der Seine drastisch verschlechtert.
Schwimmen in europäischen FlüssenDie Seine bekommt, verständlicherweise, momentan viel internationale Aufmerksamkeit und wird sehr kritisch begutachtet. Doch wie steht es um andere europäische Flüsse in Grossstädten?
Spree - BerlinIn der deutschen Hauptstadt ist das Baden in der Spree ebenfalls verboten und die Wasserqualität wird momentan als «ausreichend» bewertet und der gemessene Wert lag am Montag bei 2900 KBE e. coli, also über dem Wert für einen olympischen Triathlon.
Themse - LondonRiver Action warnte noch vor wenigen Wochen, dass der Londoner Fluss am 19. Juni einen Wert von 25'000 KBE erreicht hatte. Andere Tage zeigten aber besser Werte zwischen 265 und 8001 KBE per 100ml. Auch in der Themse, ist eine Durchführung des Triathlons keineswegs garantiert.
Donau - WienWo die Triathlet:innen heute definitiv gestartet wären, ist in der Donau bei Wien. Der Fluss wies am 22. Juli einen Wert von weniger als 15 KBE per 100ml auf und hat somit fast Trinkwasserqualität.
Tiber - RomDer Tiber ist eigentlich seit dem Römischen Reich verschmutzt, als sie angefangen haben Kanalisationen zu bauen und Fäkalien direkt in den Fluss zu leiten. Heute ist es nicht legal im Fluss zu baden, allerdings werden keine regelmässigen Proben genommen, doch erscheinen Durchführungen von Schwimmdisziplinen im Tiber als eher unmöglich.
Limmat - ZürichMomentan wird die Wasserqualität bei jeder Messstelle im Kanton Zürich, ausser zweien als «ausgezeichnet» bewertet. Sprich die Gewässer weisen einen KBE per 100ml von 500 oder weniger auf. Mehr als 97 Prozent der Badeplätze in der Schweiz weisen mindestens «ausreichende» Qualität auf und nur bei einem Prozent wird die Wasserqualität als «mangelhaft» eingestuft. Dem Triathlonstart beim Zürcher HB würde als nichts im Wege szehen, oder zumindest nicht die Wasserqualität.
Schwimmen in der SeineDas Schwimmen in der Seine ist seit Jahrzehnten ein politisches Thema. Jacques Chirac versprach schon in den neunziger Jahren den Fluss zu bereinigen, doch daraus wurde nie etwas. Es ist der Bevölkerung seit 100 Jahren untersagt, im Fluss zu baden und viele können es sich auch gar nicht mehr vorstellen, je darin baden zu wollen.
Doch womöglich vermag die verbesserte Wasserqualität der Seine ihr ein neues Image zu geben, das Mantra des «Klos von Paris» abzustreifen und sich als «Badeoase von Paris» zu etablieren. Oder wenigstens doch noch einmals Austragungsort olympischen Schwimmens zu werden.
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quelle: keystone / yoan valat
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