"Ein absoluter Traum": Für Sebastian Ofner geht's jetzt (hoffentlich ...
Wenn am 26. Juli die Olympischen Spiele in Paris offiziell starten, ist auch ein Steirer ganz vorne mit dabei: Sebastian Ofner aus St. Marein, begleitet von zwei weiteren Mürztalern im Betreuerstab. BEZIRK BRUCK-MÜRZZUSCHLAG/STEIERMARK. Auch wenn die Olympischen Spiele im Tennissport eine etwas andere Bedeutung haben als beispielsweise in der Leichtathletik, ist das "dabei sein" dann doch etwas ganz Besonderes. „Für mich geht damit ein absoluter Traum in Erfüllung“, beschreibt es etwa Steve Rettl, seines Zeichens Touring-Coach der österreichischen Nummer eins im Tennis, Sebastian Ofner. Er wird den Mareiner Tennisprofi nach Paris begleiten, doch zuvor gibt’s noch einiges zu erledigen: ein ATP 500-Turnier in Hamburg – Ofner musste dort gestern leider verletzungsbedingt aufgeben – sowie ein Turnier in Kitzbühel. "Ofi hat wieder Probleme mit der Ferse. Wir klären heute zur Sicherheit alles ab, wir denken aber, dass es keine Folgen für Kitz oder Olympia haben wird", zeigt sich Rettl optimistisch.
„Wir werden voraussichtlich am Donnerstag, dem 25. Juli den Flieger von München nach Paris nehmen. Aber das hängt davon ab, wie weit Sebastian in Kitzbühel kommt“, erklärt Rettl. Ebenso unklar ist, wann „Ofi“, wie ihn alle nennen, seinen ersten Auftritt in Paris haben wird. „Das hängt wie gesagt alles davon ab, wie lange er in Kitzbühel im Turnier bleibt. Es steht auch noch nicht fest, gegen wen er spielen wird“, so Rettl.
Saison geht normal weiterEine spezielle Vorbereitung für Olympia in dem Sinn gibt’s damit nicht, die Spieler stehen ja weiterhin alle in der laufenden Tennissaison. „Und da geht’s um wesentlich mehr, nämlich um Preisgeld und um Platzierungen“, analysiert Rettl. "Im Tennis ist es nicht so, dass man sich wie in anderen Sportarten jahrelang nur auf Olympia vorbereitet. Das hat bei uns eine ganz andere Bedeutung.“
Die Einkleidung für Olympia hat bereits vorige Woche stattgefunden und auch die offizielle Verabschiedung aller Athleten beim Bundespräsidenten ist schon erfolgt. Voraussichtlich am Samstag oder Sonntag wird Ofner dann zum ersten Mal am Court stehen. Der große Vorteil für Ofi in Paris: „Olympia wird in Roland Garros gespielt, diese Anlage kennt Ofi, mag er auch und freut sich schon besonders, weil er sich dort einfach wohlfühlt“, spürt man auch bei Rettl schon eine gewisse Vorfreude.
Am Boden bleibenDoch was hat sich Ofi eigentlich vorgenommen, wie lautet sein Ziel? „Dabei sein, darum geht’s in erster Linie. Eine Medaille ist eher unwahrscheinlich, aber sag niemals nie. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, aber es ist natürlich der Wunsch von jedem Teilnehmer, eine Medaille zu holen, denn darum geht’s bei Olympia.“ Im Vordergrund steht für die beiden dennoch das Erlebnis an sich, sich mit anderen Spielern auszutauschen und das spezielle Klima aufzusaugen.
Wie geht's den beiden Mürztalern emotional so kurz vor Olympia? „Olympia ist das größte Event als Sportler, ein absoluter Traum. Die Vorfreude ist riesig, weil es einfach ein einmaliges Erlebnis ist. Es war auch von Anfang an klar, dass Ofi hinfährt, wenn er sich qualifiziert“, so Rettl.
Zur PersonGeboren wurde Sebastian Ofner am 12. Mai 1996 in Bruck an der Mur; er lebt mit seiner Familie – Ofner hat einen Bruder – in Sankt Marein im Mürztal.
Seine ersten Schritte im Tennis machte er in Freßnitz bei Franz Friesenbichler, danach wechselte er zum ESV-Tennis Bruck, wo er bis zu seinem Einstieg auf der ATP-Tour 2017 durchgehend Meisterschaft spielte. Neben zahlreichen steirischen und österreichischen Meistertitel in der Jugend und der Allgemeinen Klasse wurde Sebastian 2016 auch Steirischer Mannschaftsmeister mit dem ESV Bruck.
Seit dem 14. Lebensjahr trainierte er in der Südstadt, wo er auch die Matura ablegte. Erst danach begann der Umstieg ins Profitennis.
Seit einigen Jahren fungiert er auch als Schirmherr des Regionalen Leistungszentrums in Bruck und Kindberg, das von seinem Touring-Couch Steve Rettl geleitet wird, um Jugendlichen seine Tipps weiterzugeben.
Durch die Errichtung des neuen Hardcourts in Bruck an der Mur wird Ofner auch künftig wieder verstärkt in seinem Heimatverein trainieren.
Zur TenniskarriereNach einigen Jahren auf Challenger-Ebene erfolgte 2017 der vorläufige Durchbruch auf der ATP-World-Tour mit der überraschenden Qualifikation für den Hauptbewerb in Wimbledon, wo Ofi es von der Qualifikation aus bis in die dritte Hauptrunde schaffte, wo er Alexander Zverev unterlag. Im selben Jahr zog Ofi in Kitzbühel sensationell in das erste Halbfinale auf der ATP-Tour ein.
2018 debütierte er für die österreichische Davis-Cup-Mannschaft. Im Oktober 2021 musste er sich aufgrund eines chronischen Fersenkeils einem chirurgischen Eingriff im linken Fuß unterziehen und fiel einige Monate aus.
2022 siegte er kurz nach seinem Comeback beim Challenger-Turnier in Prag.
Im Jahr 2023 erreichte er bei den French Open in Paris erstmals das Achtelfinale eines Grand-Salm-Turniers und überholte mit Platz 81 in der Weltrangliste erstmals Dominic Thiem.
Seither ist Ofner die Nummer eins im Österreichischen Tennis. Aktuell liegt er auf Position 37 der Weltrangliste.
Beim ATP-Turnier in Mallorca erreichte Ofner vor Kurzem sein erstes Finale auf der ATP-Tour, das er allerdings verlor.
Trainiert wird Ofi von Wolfgang Thiem in dessen Akademie in Traiskirchen, Steve Rettl ist seit einigen Jahren als Touring-Coach mit ihm unterwegs und wird ihn auch in Paris begleiten. Mit Physiotherapeut Stefan Trost ist ein dritter Mürztaler an Ofis Seite mittlerweile weltweit erfolgreich unterwegs.
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