Erst zieht der jüngere und beliebtere Hendrik Wüst zurück, jetzt macht auch Markus Söder den Weg frei. Die wieder erstarkte deutsche konservative Union schickt den 68-jährigen Friedrich Merz ins Rennen um das Kanzleramt.
In Düsseldorf machten sie den ersten Schritt. Am Montagabend hatte sich der Vorstand der mächtigen CDU-Landesssparte des deutschen 18-Millionen-Einwohner-Bundeslandes Nordrhein-Westfalen besprochen. Deren Chef hatte danach etwas mitzuteilen. „Ein Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ist immer ein möglicher Kanzlerkandidat“, sagte Hendrik Wüst durchaus selbstbewusst. Denn der 49-Jährige sprach über sich selber. „Man sollte nie nie sagen“. Nur jetzt gerade sehe er seine Aufgabe woanders, in Nordrhein-Westfalen (NRW). „Aktuell stehe ich nicht für eine Kanzlerkandidatur zur Verfügung“, sagte Wüst.
Gut möglich, dass mit diesen Worten ein stückweit entschieden wurde, wer in einem Jahr das bevölkerungsreichste Land Europas führen könnte. Wenn der unbeliebten Ampel-Koalition mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) nicht noch eine wundersame Auferstehung gelingt. Im Herbst 2025 wählt Deutschland ein neues Parlament – und damit auch einen neuen Kanzler. Die Union – das Parteibündnis aus CDU und der bayerischen CSU – führt die Umfragen mit großem Abstand an.
Söder und Merz geben gemeinsam PressekonferenzAm Dienstag dann der zweite Schritt: Der neuerdings mit Bart auftretende bayerische Ministerpräsident Markus Söder gibt den Weg in einer gemeinsamen Pressekonferenz frei - und das „nicht zähneknirschend“, wie Söder ausdrücklich betont. „Um es kurz zu machen, die K-Frage ist entschieden, Friedrich Merz macht‘s“, sagte Söder. „Wir haben keine Streitigkeiten mehr. Und das ist gut“, verweist Söder auch explizit auf die jüngste Verschärfung in den Positionen zur Migrationspolitik der CDU. „Wir wollen Deutschland wieder in Ordnung bringen“, so Söder, und dazu wünsche er Merz „viel, viel Erfolg“.
Merz nannte die engere Bindung von CDU und CSU als großes Ziel der letzten Jahre, das sei nun gelungen. Die beiden Parteivorstände tagen am kommenden Montag, da soll über Merz‘ Spitzenkandidatur dann entschieden werden.
Zwar hatte Söder vor wenigen Tagen noch mit einem neuerlichen Versuch geliebäugelt. Beim Jahrmarktfest Gillamoos ließ er wissen, er würde die Kanzlerkandidatur schon annehmen, wenn man ihn fragen würde. Niemand fragte, im Gegenteil.
Ein Umdenken in der Partei