Scooter-Chef Baxxter: "Da kannst du richtig wegfliegen"

10 Jun 2023

APA - Austria Presse Agentur

"Techno Is Back" schallte es in der Nacht auf Samstag über die Pannonia Fields. Scooter ließen beim Nova Rock eine Party nach dem Motto "God Save The Rave" steigen. Die APA fragte Mastermind H.P. Baxxter vor dem Auftritt, ob er sich eine Übernachtung auf dem Gelände vorstellen könnte. "Als ich beim Herfahren den Matsch gesehen habe, dachte ich: Oh Gott, da möchte ich jetzt nicht zelten", lachte der 59-Jährige. Fans, die sich das antun, findet er allerdings "schon cool".

Scooter - Figure 1
Foto k.at

Das Falco-Tribut zum Abschluss des Festivals wäre schon mehr nach dem Geschmack des Kreativkopfs. "Falco war seiner Zeit weit voraus", betont Baxxter im heimeligen Backstageraum mit Lichtshow, Räucherstäbchen, Bar und Kärntner Reindling. "Er war als Typ unglaublich, musikalisch auch natürlich. Ein Ausnahmekünstler."

Techno auf einem Rockfest, das wäre vor Jahren ein absolutes No-Go gewesen. Heute sieht man kaum noch "Techno Sucks"-T-Shirts, Tausende feierten textsicher mit Scooter in Nickelsdorf. Für den Wandel gibt es dem Scooter-Boss zufolge zwei Gründe: "Zum einen liegt das an der Generation, die teilweise als Jugendliche damit (mit den Techno-Hits, Anm.) groß geworden sind und eine Verbindung zu Scooter haben, selbst wenn sie später in eine andere Richtung gegangen sind. Ich habe das ja bei mir selbst erlebt, über die Jahre immer mal Geschmacksveränderungen gehabt. Am Anfang habe ich Glamrock gehört, dann Heavy Rock, irgendwann New Wave. Trotzdem fand ich meine alten Heroes immer noch gut. Zum anderen ist alles allgemein offener geworden, es gibt nicht mehr diese Grabenkämpfe zwischen den Musikrichtungen. Früher haben die Hip-Hopper nicht mit den Techno-Leuten geredet, und der mit dem nicht, und jeder war gegen jeden. Das fand ich immer blöd."

Auf dem Programm hatten Scooter gestern nicht nur die alten Kracher. H.P. Baxxter möchte relevant bleiben. "Wir hatten sehr viele Hits, allein 23 Top-Ten-Hits in Deutschland. Da haben wir genug Auswahl. Trotzdem stelle ich immer den Anspruch, kein Revival-Zirkus zu sein. Wenn wir neue Tracks haben wie 'Corona Fuck 2020' und die Leute feiern die Nummern wie wild, das ist das Schöne." Weitere neue Songs soll es übrigens bald wieder geben, im Herbst begeben sich Scooter ins Studio, im Frühjahr 2024 will man ein Album vor einem Tourstart herausbringen.

Scooter stehen für Party - und ein wenig Party zwischendurch tut den Leute in Zeiten wie diesen gut, wie Baxxter im vergangenen Jahr stark zu spüren bekam: "Wir waren bei unserer Tournee die ersten wieder ohne Stühle. Das war ganz frisch nach Corona, wir haben gedacht, hoffentlich kommen die alle. Und alle waren da, alles ausverkauft! Und die Leute sind so durchgedreht. Was ich da alles an Reaktionen erlebt habe. Da kam ein Fan zu mir, fast den Tränen nah. Der sagte, er könne das gar nicht glauben, dass er jetzt zwei Stunden hatte, wo er nicht an Krieg, Corona oder sonst was denken musste, sondern einfach mal abfeiern konnte."

Aber das Leben besteht nicht nur aus "Hyper, Hyper". Welche Musik hört der Deutsche, wenn er einmal runterkommen will? "Auf unserem eigenen Label erscheint die Reihe 'Kontor Sunset Chill'. Dazu gibt es eine Playlist auf Spotify, die coolste zum Chillen auf der Terrasse, Grill an und so. Ich leg' mich im Sommer auch manchmal zu Hause alleine auf eine Liege und hör' Led Zeppelins Live-Album 'The Song Remains The Same' ganz durch. Oder in einer lauen Sommernacht 'Encore' von Tangerine Dream, das ist ein Live-Album von 1977. Das ist der Hammer, da kannst du so richtig wegfliegen."

(S E R V I C E - www.novarock.at)

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