UEFA EURO 2024: Schweiz schickt Italien in den Urlaub

2 Tage vor

UEFA EURO 2024

Die Schweiz steht als erstes Team bei der Europameisterschaft 2024 im Viertelfinale. Die Eidgenossen gewannen am Samstag das Achtelfinale gegen Italien völlig verdient mit 2:0 (1:0). Der Titelverteidiger traf zwar zweimal Aluminium, enttäuschte aber sonst wie fast das gesamte Turnier über. Die Schweizer stehen hingegen wie schon 2021 unter den besten acht.

Schweiz Italien - Figure 1
Foto sport.ORF.at

Online seit gestern, 20.07 Uhr

Vor drei Jahren eliminierte die „Nati“ Frankreich im Elfmeterschießen, dieses Mal war es ein überzeugender Auftritt gegen einen vermeintlich Großen. Bologna-Legionär Remo Freuler traf kurz vor der Pause mit einem wuchtigen Abschluss ins linke untere Eck (37.), gleich nach Seitenwechsel netzte Ruben Vargas sehenswert ins Kreuzeck (46.).

Fabian Schär lenkte den Ball kurz danach an die eigene Stange, Gianluca Scamacca traf aus abseitsverdächtiger Position ebenfalls Aluminium. Am Ende feierte die Schweiz den ersten Sieg gegen Italien seit 31 Jahren und hofft nun auf den Einzug in das erste EM-Halbfinale.

Freuler bringt Schweiz in Führung

Der Bologna-Legionär trifft kompromisslos ins linke untere Eck.

Die Schweiz trifft zunächst im Viertelfinale am Samstag in einer Woche in Düsseldorf auf den Sieger der Partie zwischen England und der Slowakei, die am Sonntag (18.00 Uhr) live in ORF1 zu sehen ist.

Anfang und Ende in Berlin

Nach 36 Spielen in der Gruppenphase dieser Europameisterschaft ging es am Samstag erstmals ans Eingemachte. Siegen oder fliegen heißt das Motto ab sofort auf dem Weg nach Berlin zum Finale am 14. Juli. Das erste K.-o.-Spiel fand auch in der deutschen Hauptstadt statt, wo Italien 2006 zum vierten und bisher letzten Mal Weltmeister wurde.

Auftakt ins Achtelfinale im Berliner Olympiastadion, wo auch das Endspiel stattfinden wird

Die Schweiz blieb in der Gruppe A ungeschlagen und schrammte nur knapp an der Überraschung gegen Deutschland vorbei, gegen das man den 1:1-Ausgleich in der Nachspielzeit kassierte. In dieser rettete sich Titelverteidiger Italien gegen Kroatien ins Achtelfinale, als Mattia Zaccagni seinen inneren Alessandro del Piero entdeckte und das Leder in der 98. Minute zum 1:1-Unentschieden ins Kreuzeck schlenzte.

Der „Joker“ musste wieder auf die Bank. Trainer Luciano Spalletti, nach den teils bescheidenden Leistungen auch in der Kritik, musste Innenverteidiger Riccardo Calafiori wegen einer Gelb-Sperre vorgeben, links fehlte Federico DiMarco verletzt. Insgesamt brachte Spalletti sechs neue Spieler gegenüber dem letzten Spiel, Murat Yakin auf der Schweizer Seite musste auf den gesperrten Silvan Widmer verzichten.

Embolo scheitert an Donnarumma

Die Schweiz setzte ihren guten Auftritt gegen Deutschland nahtlos fort und war schon in den ersten Minuten spielbestimmend, einzig Chancen gab es auf beiden Seiten so gut wie keine. Nach einer Viertelstunde wurden die Italiener zwar auch einmal vorstellig, aber nach einem Freistoßtrick stand Giovanni di Lorenzo im Abseits.

Riesenchance für die Schweiz

Embolo scheitert aber an Donnarumma.

Die „Nati“ blieb auch am Drücker und erarbeitete sich die erste gute Chance im Spiel. Michel Aebischer leitete einen Pass weiter, Breel Embolo stand nicht im Abseits und zog alleine auf Donnarumma. Der Stargoalie von Paris Saint-Germain erriet den Abschluss und wehrte den Ball ins lange Eck ab (24.). Auf der anderen Seite konnte Manuel Akanji den Abschluss von Federico Chiesa blocken (26.). Mehr hatten die Italiener in der gesamten ersten Hälfte auch nicht zu bieten.

Schweiz Italien - Figure 2
Foto sport.ORF.at
Freuler bringt Schweiz in Führung

Die Schweiz wollte alles mehr: die Bälle, die Zweikämpfe gewinnen und dann auch das Toreschießen. Ricardo Rodriguez feuerte noch einen Schuss aus der zweiten Reihe ab, der drüber ging (32.), doch nur fünf Minuten später klappte es für die Schweizer: Ein von Akanji hinten eingeleiteter Angriff führte auf die linke Seite. Ruben Vargas brachte das Leder in die Mitte, wo der ebenso freie Bologna-Legionär Freuler den Ball aufgaberlte und mit voller Überzeugung links in die Maschen beförderte. Der Ball war leicht abgefälscht, der Schweiz das egal (37.).

Die Italiener haben beim Abschluss von Freuler nur das Nachsehen

Freuler lief Richtung Haupttribüne, wo Familie und Freunde saßen; im Schweizer Block, wo die Österreicher schon zweimal standen, freute man sich ebenso ausgelassen über die völlig verdiente Führung. Fabian Rieder hätte sie beinahe erhöht, doch Donnarumma wehrte einen Freistoß an die Stange, von wo das Leder ins Aus prallte (45.).

Traumstart in die zweite Hälfte

Spalletti musste nach dieser ersten Hälfte reagieren und brachte Zaccagni für Stephan El Shaarawy ins Spiel. Der Ausgleichstorschütze gegen Kroatien war keine halbe Minute auf dem Feld, schon wieder musste Donnarumma den Ball aus dem Tor holen. Zwar hatte Italien Anstoß, aber die Schweiz bald das Leder. Über Aebischer bekam Vargas den Ball und schlenzte ihn aus 15 Metern ins rechte Kreuzeck (46.).

Die Italiener mussten nach einer schwachen ersten Hälfte gleich die nächste Enttäuschung hinnehmen, und die Körpersprache vermittelte auch, dass man an diesem Abend nicht mehr zurückkommen würde.

Italien enttäuscht, hat aber auch Pech

Dabei half die Schweiz fast mit, beim Eigentorfestival namens Europameisterschaft lenkte Fabian Schär ohne große Not eine Flanke mit einem Kopfball an die eigene Stange, der Schweizer Goalie Yann Sommer, der für Inter Mailand spielt, wäre in einem Spiel, in dem er nicht viel zu tun hatte, machtlos gewesen.

Die Italiener blieben an einem lauen Sommerabend harmlos, zwar bespielten sie nun die Schweizer Hälfte, aber ohne wirklich gefährlich zu werden. Nur einmal klappte es beinahe doch noch: Einen Heber von Bryan Cristante verlängerte Zaccagni mit dem Kopf zu Gianluca Scamacca. Aus kurzer Distanz traf dieser nur die Stange, wäre aber womöglich im Abseits gestanden (74.). Die Schweiz zog sich daraufhin zurück und verwaltete die komfortable Führung. Das Spiel plätscherte Richtung Abpfiff, und die Schweizer Fans („Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“) träumen schon vom Finale am selben Schauplatz.

Stimmen zum Spiel:

Murat Yakin: (Schweiz-Teamchef): „Wir haben wirklich hart für diesen Sieg gearbeitet, es ist fantastisch. Wir haben eine gute Verteidigung, und auch in der Offensive können viele Spieler bei uns treffen. Wir haben natürlich einen guten Teamgeist, so können wir weiterspielen. Ich freue mich sehr für das Team.“

Ruben Vargas (Schweiz-Torschütze): „Ich muss sagen, ich hatte schon vor dem Spiel ein gutes Gefühl. Wir hätten schon in der ersten Hälfte mehr Tore schießen können. Auch in der zweiten Hälfte waren wir besser. Wir wussten, wir müssen physisch dagegenarbeiten. Jeder hat 90 Minuten seine Duelle gewonnen. Das war sehr top von uns.“

Yann Sommer (Schweiz-Goalie): „Es war ein sehr gutes Spiel von uns, wir haben sehr viel Qualität gehabt und haben Italien nicht ins Spiel kommen lassen. Wir wussten, wo wir sie packen können. Wir hatten von Anfang an mehr Energie und die bessere Körpersprache auf dem Platz. Ich traue dieser Mannschaft, wenn wir so eine Leistung auf den Platz bringen, viel zu. Ich freue mich auf das Viertelfinale.“

Luciano Spalletti (Italien-Teamchef): „Es war eine inferiore Vorstellung. Das Tor zu Beginn der zweiten Hälfte war ein Nackenschlag für uns. Wir haben dann den Rhythmus nicht gefunden. Dann war es nicht mehr so, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Frische war nicht vorhanden. Wir hatten gehofft, dass nach dem letzten Spiel durch die Pause eine Erholung eintritt und dass wir mit der Personalsituation besser zurechtkommen.“

Gianluigi Donnarumma (Italien-Tormann): „Das tut sehr weh, wir müssen uns bei allen entschuldigen. Die Schweiz hat den Sieg verdient. Wir haben uns das ganze Spiel schwergetan. Wir haben zu viele Lücken gehabt und haben uns schwergetan beim Anlaufen.“

EM-Achtelfinale

Samstag:

Schweiz – Italien 2:0 (1:0)

Berlin, 68.712 Zuschauerinnen und Zuschauer, SR Marciniak (POL)

Torfolge:1:0 Freuler (37.)2:0 Vargas (46.)

Schweiz: Sommer – Schär, Akanji, Rodriguez – Ndoye (77./Sierro), Freuler, Xhaka, Aebischer (92./Steffen) – Rieder (72./Stergiou), Vargas (71./Zuber) – Embolo (77./Duah)

Italien: Donnarumma – Di Lorenzo, Mancini, Bastoni, Darmian (75./Cambiaso) – Cristante (75./Pellegrini), Fagioli (86./Frattesi), Barella (64./Retegui) – Chiesa, El Shaarawy (46./Zaccagni) – Scamacca

Gelbe Karten: Keine bzw. Barella, El Shaarawy, Mancini

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