Barnabas Varga: Schlimme Szene überschattet Schottland-Ungarn ...

Nach dem 1:0-Sieg gegen Schottland denken viel ungarische Fußball-Nationalspieler an ihren verletzten Teamkollegen Barnabas Varga. „Gute Besserung, Bruder!!!“, schrieb der Freiburger Abwehrspieler Attila Szalai in der Nacht auf Montag bei Instagram. Willi Orban von RB Leipzig schrieb auf derselben Plattform neben ein Foto der jubelnden Ungarn: „Bis zum Ende! Für unseren Kämpfer des Tages: @varga.barnabas_!“ Durch den Sieg im letzten Gruppenspiel haben die Ungarn noch die Chance, sich als Gruppendritte für das Achtelfinale der Europameisterschaft zu qualifizieren.

Schottland Ungarn - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Erfolg in Stuttgart wurde aber überschattet von Vargas' Unfall. Er war nach einer Freistoßflanke im Strafraum mit dem Kopf gegen den Oberarm des schottischen Torwarts Angus Gunn geprallt. Dabei erlitt er eine Gehirnerschütterung und mehrere Brüche im Gesicht. Ungarns Verband teilte noch in der Nacht mit, dass der Stürmer wahrscheinlich operiert werden müsse. Das Turnier ist für den 29-Jährigen damit beendet.

Auch andere Nationalspieler wie etwa Leipzig-Torwart Peter Gulacsi oder Marton Dardai von Hertha BSC posteten in den sozialen Netzwerken Fotos von Varga oder von einer Szene nach dem Schlusspfiff, in der Siegtorschütze Kevin Csoboth ein Trikot seines Sturmkollegen in die Kamera hält. Auch Fußballer anderer Teams setzten Internet-Postings ab. Der französische Routinier Antoine Griezmann etwa schrieb auf der Plattform X „Varga“ und setzte daneben ein Herz-Smiley.

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In der 10. Minute der Nachspielzeit einer packenden Schlussphase hatte Kevin Csoboth noch zum 1:0 für die Ungarn getroffen. Varga hatte das zuvor einzige Turniertor der Ungarn beim 1:3 gegen die Schweiz erzielt. Der Vorfall in der 68. Minute rückte das sportliche Geschehen in den Hintergrund. „Das Wichtigste ist, dass es Barni besser geht, dafür haben wir in den letzten 20 Minuten gekämpft“, sagte der Freiburger Bundesliga-Profi Roland Sallai nach der Partie: „Am Ende haben wir gezeigt, was für eine Mannschaft wir sind, wir geben nie auf, das ist unsere Stärke.“

Auch Liverpool-Profi Dominik Szoboszlai äußerte sich: „Ich war einer der ersten, der da war. Ich war schockiert. Ich habe versucht, ihn auf die Seite zu drehen. Er wollte aufstehen, aber hat irgendwie keine Luft bekommen“, sagte der 23-Jährige, der das Protokoll der UEFA und den langsamen Einsatz der Rettungskräfte kritisierte, bei MagentaTV: „Wir müssen das schneller machen.“

Schottland Ungarn - Figure 2
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Ende der schottischen EM-Party

Für die Schotten und ihre nimmermüden Fans ist die EM-Party nach der Vorrunde wieder zu Ende. Nach dem letzten Spieltag der Gruppe A haben die Schotten nur einen Punkt und dürfen sich im Gegensatz zu den Ungarn (3) keine Hoffnungen mehr machen, als einer der vier besten Tabellendritten doch noch ins Achtelfinale einzuziehen.

In der Warteschleife sind die Ungarn um Liverpool-Star Dominik Szoboszlai, die vor 54.000 Zuschauern lange enttäuschten, aber ihre letzte Chance nutzten. „No Scotland, no party“, sangen die Fans der Schotten lange unbeirrt, nun müssen die Spieler von Trainer Steve Clarke aber abreisen. Schon bei den vorherigen drei EM-Teilnahmen war die schottische Mannschaft nicht über die Gruppenphase hinausgekommen. Nach der 1:5-Auftaktniederlage gegen Gastgeber Deutschland hatte sie 1:1 gegen die Schweiz gespielt. Die Ungarn haben nun wie zuletzt 2016 noch Hoffnungen aufs Achtelfinale.

Der Torschütze zum ganz wichtigen Sieg für die Ungarn: Kevin Csoboth (Mitte)EPA

Unentschieden verboten hieß es für die beiden bis dato sieglosen Teams. Vor den Augen ihrer Trainerlegende Sir Alex Ferguson legten die Schotten wild los und drängten die Ungarn gleich in die Defensive. Große Hoffnungen legten sie in Scott McTominay von Manchester United, der sieben Tore in acht Qualifikationsspielen erzielt hatte.

Doch spielerisch ging sehr wenig auf beiden Seiten. Der argentinische Schiedsrichter Facundo Tello hatte alle Hände voll zu tun, dass die leidenschaftlich geführten Zweikämpfe einigermaßen im Rahmen blieben. Auf Ungarns Seite lief die Partie zunächst an Offensiv-Star und Kapitän Szoboszlai vorbei. Der frühere Leipziger konnte in der ersten Halbzeit kaum Akzente setzen gegen die defensiv ausgedünnten Schotten.

Ungarns Trainer Marco Rossi setzte wieder auf viel Bundesliga-Power mit Péter Gulácsi im Tor sowie dessen Leipziger Kollege Willi Orbán, Márton Dárdai von Hertha BSC, András Schäfer von Union Berlin und dem Freiburger Roland Sallai in der Startelf. Erst nach einer halben Stunde starteten die Magyaren vielversprechende Angriffe. Ein Freistoß von Szoboslai hätte dann fast zum 1:0 geführt – der heranstürmende Orbán köpfte aber auf die Latte.

Nach den Niederlagen gegen die Schweiz (1:3) und Deutschland (0:2) versuchten die Ungarn nach der Pause immer verzweifelter, sich auf ihre fußballerischen Möglichkeiten zu besinnen. Die Begegnung aber blieb auf schwachem Niveau, auch wenn die Anhänger beider Kontrahenten einen Höllenlärm veranstalteten. Erst vergab Szoboszlai kurz vor Schluss eine große Chance zur Führung, Csoboth traf in der Nachspielzeit dann den Pfosten – und erlöste die ungarischen Fans in Stuttgart schließlich doch noch.

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