Berndorf: Schaeffler-Werk schließt: 450 Mitarbeiter betroffen
Berndorf
Der deutsche Auto- und Industriezulieferer Schaeffler schließt sein Werk in Berndorf (Bezirk Baden) nach mehr als 60 Jahren. 450 Mitarbeiter sind von der Schließung des Standortes betroffen. Das Unternehmen gab am Mittwoch seine Pläne für Österreich bekannt.
Online seit heute, 10.51 Uhr (Update: 12.58 Uhr)
Ein deutlicher konzernweiter Personalabbau war schon Anfang November angekündigt worden, damals war von 4.700 Stellen europaweit die Rede. Am Mittwoch gab das Unternehmen nun seine Pläne für Österreich bekannt. „In der Sparte Bearings & Industrial Solutions ist geplant, die Produktion am Standort Berndorf (Österreich) einzustellen“, hieß es.
450 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, sie werden am Mittwoch von der Konzernleitung über die weitere Vorgehensweise informiert. Die Schließung erfolgt schrittweise, mit der Belegschaft sollen Sozialpläne ausgearbeitet werden, hieß es seitens des Konzerns. Gegenüber noe.ORF.at betonte Österreich-Sprecher Josef Kalina die großen Bemühungen des Konzerns in den vergangenen beiden Jahren, trotz schwieriger Lage den Standort Berndorf abzusichern.
Zunehmende Konkurrenz aus AsienIn Berndorf fertigt Schaeffler aktuell Radlager und Radnabenmodule sowie Getriebelager. Anwendung finden diese vornehmlich in schweren Nutzfahrzeugen wie Lastwagen, Traktoren und Baumaschinen. „Diese Sektoren unterliegen starken Nachfrageschwankungen sowie einem sehr hohen Kosten- und Preisdruck durch die zunehmende Konkurrenz asiatischer Hersteller auf dem europäischen Markt. Aufgrund der im Vergleich geringen Größe des Standorts sind diese Schwankungen nur schwer bis gar nicht planungssicher und wirtschaftlich sinnvoll abzufedern“, teilte Schaeffler in einer Aussendung mit.
Dem Unternehmen zufolge seien die hohen Energie- und Personalkosten nicht mehr tragbarSchaeffler ist mit rund 120.000 Mitarbeitenden an mehr als 250 Standorten in 55 Ländern eines der weltweit größten Familienunternehmen und gehört laut Aussendung des Konzerns „zu den innovationsstärksten Unternehmen Deutschlands“.
Weitere Standorte in Europa von Abbau betroffenZwei der fünf europäischen Standorte sollen ganz geschlossen werden. In Deutschland seien vor allem die großen Standorte Herzogenaurach, Schweinfurt, Regensburg und Homburg (Saar) betroffen. Ein Werk in China soll ganz wegfallen, der Standort Hameln könnte bald verkauft werden. Das Maßnahmenpaket werde in den Jahren 2025 bis 2027 umgesetzt. Ab 2029 sollen so 290 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.
Am Mittwochvormittag teilte die Konzernleitung mit: „In der Sparte Bearings & Industrial Solutions ist geplant, die Produktion am Standort Berndorf (Österreich) einzustellen.“ Die stark gestiegenen Material-, Energie- und Personalkosten der vergangenen Jahre könnten nicht durch weitere Preisanpassungen gegenüber Kunden ausgeglichen werden. „Die Produkte sollen zukünftig an wirtschaftlicheren Standorten des Produktionsnetzwerks in Europa, China und Asien gefertigt werden“, so Schaeffler.
Die Standorte in Kysuce (Slowakei) und Brasov (Rumänien) übernähmen Produktionskapazitäten, seien aber ebenfalls von Personalabbau betroffen, betonte der Autozulieferer. Die Produktion von Kupplungen in Sheffield (England) soll aufgegeben werden und an anderen Standorten innerhalb und außerhalb Europas erfolgen.
Mikl-Leitner: „Lange Liste von Hiobsbotschaften“„Wir stehen mit der Geschäftsführung des Konzerns in Kontakt. Das AMS Niederösterreich muss nun die betroffenen Arbeitskräfte bestmöglich unterstützen“, reagierte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Die Meldung von der Schließung des Werks in Berndorf „reiht sich in eine lange Liste von Hiobsbotschaften für den Wirtschaftsstandort Österreich und Europa ein“. Niederösterreich bekomme die Wettbewerbsschwäche Europas schmerzhaft zu spüren. Zahlreiche exportorientierte Betriebe stünden mit dem Rücken zur Wand.
„Dieses Alarmsignal muss bei den Verhandlern in Wien ankommen“, so Mikl-Leitner weiter. Es müssten „so schnell wie möglich deutliche, wirksame Maßnahmen für den Wirtschaftsaufschwung in Österreich gesetzt werden“. Es müsse zur „zentralen Aufgabe der kommenden Bundesregierung werden, die De-Industrialisierung zu stoppen, damit unsere Betriebe wieder mit der Konkurrenz aus dem Ausland mithalten und gut bezahlte Arbeitsplätze erhalten können“, betonte die Landeshauptfrau.