Erster Einsatz der Todeskapsel Sarco – die wichtigsten Antworten

Inhalt Mehrere Strafverfahren laufen Erster Einsatz der Todeskapsel «Sarco»: die wichtigsten Antworten

Die umstrittene Suizidkapsel ist im Kanton Schaffhausen erstmals zum Einsatz gekommen. Ein Überblick.

Sarco Suizidkapsel - Figure 1
Foto Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

Was ist passiert? Die umstrittene Suizidkapsel «Sarco» ist in einer Waldhütte in der Gemeinde Merishausen im Kanton Schaffhausen erstmals zum Einsatz gekommen. Die Schaffhauser Polizei verhaftete daraufhin mehrere Personen. Die Sterbehilfsorganisation «The Last Resort» schreibt von einem «friedlichen, würdigen» Tod. Gegen die verhafteten Personen werde ein Strafverfahren wegen Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord eingeleitet, teilte Staatsanwalt Peter Sticher mit. Ob weitere Straftatbestände verletzt worden seien, werde geprüft.

Die Suizidkapsel «Sarco»

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Die Kapsel soll erlauben, durch Knopfdruck aus dem Leben zu scheiden. Die Maschine kann zum Sterben an jeden beliebigen Ort gebracht werden. Auf Knopfdruck strömt Stickstoff in die Kapsel, der den Sauerstoff verdrängt. Nach wenigen Atemzügen wird die Person bewusstlos. Der Tod tritt gemäss den Herstellern nach etwa fünf Minuten ein. Ziel des hinter «Sarco» stehenden Unternehmens ist es laut eigenen Angaben, einen «schöneren Tod» zu ermöglichen.

Wogegen verstösst «Sarco»? Am selben Tag wie «Sarco» in der Waldhütte angewendet wurde, sagte Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (SP) im Parlament, dass die Suizidkapsel nach Ansicht des Bundes nicht rechtskonform sei. Zum einen erfülle die Kapsel die Anforderungen des Produktesicherheitsrechts nicht, sagte Baume-Schneider. Sie dürfe daher nicht in Verkehr gebracht werden. Und zum anderen sei eine solche Verwendung von Stickstoff mit dem Zweckartikel des Chemikaliengesetzes nicht vereinbar.

Was weiss man über die tote Person? Laut der niederländischen Zeitung «NL Times», handelt es sich um eine 64-jährige US-Amerikanerin. Sie ist die erste Person, die in die Kapsel gestiegen ist, sagte Philipp Nitschke, der Erfinder der Kapsel gegenüber der niederländischen Zeitung «de Volkskrant». Die Frau soll für den Suizid extra in die Schweiz gereist und am Montagnachmittag gegen 16 Uhr verstorben sein. Die 64-Jährige habe an einer schwerwiegenden Immunschwäche gelitten, so Nitschke weiter. Ihren Sterbewunsch, den sie «schon mindestens seit zwei Jahren hegte», habe sie in einer Tonaufnahme festgehalten.

Warum in der Schweiz? Für den ersten Einsatz der Todeskapsel hat ihr Erfinder und Gründer von Exit International, Philipp Nitschke, die Schweiz ausgesucht. Der australische Sterbehilfsaktivist war überzeugt, dass die Vorrichtung in der Schweiz legal sei, da das Land in Bezug auf die Suizidhilfe sehr liberal sei. Nitschke stützt sich auf ein Gutachten eines St. Galler Professors, das vor Jahren zum Schluss kam, dass «Sarco» gegen kein Gesetz verstosse.

Legende: Die umstrittene Suizidkapsel «Sarco» ist im Kanton Schaffhausen erstmals zum Einsatz gekommen. KEYSTONE/Ennio Leanza

Wie reagiert die Schweiz auf «Sarco»? Die Sterbehilfeorganisation «The Last Resort» hatte in diesem Sommer angekündigt, dass die Sterbekapsel noch in diesem Jahr in der Schweiz zum Einsatz kommen solle. Die Staatsanwaltschaften mehrerer Kantone kündigten daraufhin an, ein Verfahren einzuleiten, falls die Kapsel bei ihnen verwendet werde – darunter war auch Schaffhausen.

Nach Philipp Nitschkes Plan sollte der erste Einsatz der Suizidkapsel Mitte Juli 2024 im Kanton Wallis erfolgen. Doch die Walliser Behörden hatten zuvor bereits ein Veto eingelegt. Kurze Zeit später hat der Walliser Kantonsarzt den Einsatz der Suizidkapsel verboten. Wie er damals gegenüber RTS erklärte, warte «die Behörden konsequentere Auskünfte und Informationen über das Gerät und seine Verwendung ab».

Warum kam «Sarco» trotzdem zum Einsatz? Aufgrund eines selbst in Auftrag gegebenen Rechtsgutachtens einer Zürcher Anwaltskanzlei gehe die Sterbehilfsorganisation davon aus, dass sie ein Strafverfahren gewinnen würden, sagt SRF-Gerichtskorrespondentin, Sibilla Bondolfi. «Sie haben es deshalb einfach darauf ankommen lassen. Das lässt den Behörden keine Wahl, sie mussten durchgreifen und ein Strafverfahren eröffnen, um die Glaubwürdigkeit des Rechtsstaats zu wahren.»

SRF 4 News, 24.09.2024, 12:30 Uhr ;  sda/schc;blac

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