Galaxy Ring angelegt: Samsungs entscheidende Vorteile

Neues Wearable von Samsung

11.7.2024 von Andreas Seeger

Der Galaxy Ring wurde mit Spannung erwartet, Samsung steigt damit in eine neue Wearable-Kategorie ein. Nach dem ersten Anlegen sind wir ernüchtert: Technisch bietet Korea nicht mehr als die Konkurrenz. Die entscheidenden Vorteile liegen woanders.

ca. 3:20 Min

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Testbericht

Der Galaxy Ring ist 2,6 Millimeter breit und wiegt je nach Größe zwischen 2 und 3 Gramm. Er wird in Silber (matt), Schwarz (matt) und Gold (glänzend) angeboten. © connect Galaxy Ring: Preise und Marktüberblick

Es gibt bereits eine große Anzahl von smarten Ringen, allerdings stammen diese nicht von Smartphone-Herstellern oder bekannten Elektronikmarken. Hier tummeln sich Start-ups und No-Names. Am bekanntesten sind Oura für 399 Euro und Amazfit Helio für 299 Euro. Den RingConn SmartRing gibt es für 299 Euro und den Ring Air für 379 Euro. Technisch bewegen sich alle auf einem ähnlichen Niveau. Auch der Galaxy Ring bietet keine Überraschungen, insofern fällt auf, dass Samsung den Preis recht hoch ansetzt: 449 Euro kostet der Galaxy Ring.

Mit dem Galaxy Ring misst man seinen Puls sowie die Temperatur und zählt Schritte. © connect Haptik und Sensorik: Samsung kocht auch nur mit Wasser

Man könnte nun annehmen, dass Samsung als weltgrößter Elektronikhersteller den kleinen Start-ups technisch die Grenzen aufzeigt. Aber weit gefehlt. Die Sensorik ist genauso wie bei den anderen: eingebaut sind ein Beschleunigungssensor, ein Pulssensor und ein Temperatursensor.

Auch haptisch werden keine Überraschungen geboten. Wenn man den Ring in die Hand nimmt, fällt zunächst das niedrige Gewicht auf, die 2,3 bis 3 Gramm (größenabhängig) spürt man kaum in der Hand. Unter diesem Federgewicht leidet die Haptik, denn man hat dadurch das Gefühl, ein Stück Kunststoff in der Hand zu halten. Samsung spricht zwar von Titan, aber es handelt sich nur um eine dünne Beschichtung, der Rest ist Kunststoff.

Der Galaxy Ring hat eine Dicke von 2,6 Millimetern, was dicker ist als normale Ringe. Aber natürlich muss Samsung neben den Sensoren auch noch einen Akku unterbringen. © connect Smarte Ringe tragen dick(er) auf

Auch bei der Dicke, die über den Tragekomfort entscheidet, bewegt sich Samsung ganz auf Linie mit dem Markt: Der Galaxy Ring ist 2,6 Millimeter dick, was Durchschnitt ist. Auffällig ist die konkave Wölbung, die wir beim ersten Anprobieren als wenig vorteilhaft empfanden, weil die maximale Dicke an den Außenseiten zweimal erreicht wird - eine konvexe Wölbung wäre ergonomischer gewesen. Genaueres wird sich aber im Langzeittest zeigen. In jedem Fall ist der Galaxy Ring dicker als die meisten klassischen Ringe, das Tragegefühl daher erst einmal gewöhnungsbedürftig.

Der Galaxy Ring weist eine leichte konkave Wölbung auf. Das lässt ihn am Finger schlanker wirken, macht ihn aber auch etwas dicker. © connect 10-ATM-Wasserdichte sind Standard

Der Galaxy Ring ist robust nach IP68 und bis 10 ATM wasserdicht. Kann also auch beim Schwimmen getragen werden. Auch das ist keine Besonderheit, sondern Standard. Genauso wie die Connectivity: Über Bluetooth LE 5.4 wird die Verbindung zum Smartphone hergestellt. Samsung ist hier mit Version 5.4 zwar moderner unterwegs als andere, aber die Bluetooth-Versionsnummer ist schwerlich ein Kaufargument.

Das transparente Ladecase hat uns sehr gut gefallen. Es lädt den Galaxy Ring in einer Stunde und 10 Minuten wieder voll auf. © connect Galaxy Ring: Akkulaufzeit und Case

Vielleicht die Akkulaufzeit? Auch hier gibt es keine Überraschungen: Im Ring sind größenabhängig zwischen 18 mAh (Größe 5,6,7), 19,5 mAh (Größen 8,9,10,11) und 23,5 mAh (Größen 12,13) untergebracht. Das soll laut Samsung für eine Laufzeit bis zu 7 Tagen sorgen. Das sind typische Werte, wie sie auch RingConn für ihren Smart Ring angibt. Andere Hersteller liefern allerdings auch kürzere Laufzeiten wie Ultrahuman (6 Tage) oder Amazfit (4 Tage). Hier sind wir sehr gespannt auf den Test, der zeigen wird, ob Samsung die eine Woche Akkulaufzeit liefern kann.

Aufgeladen wird der Galaxy Ring über ein transparentes Case aus Kunststoff, das sehr schön auf dem Schreibtisch aussieht. Es ist zudem sehr kompakt und eignet sich dabei wunderbar als Transport-Case. Ähnlich handhabt es RingConn. Viele andere Hersteller liefern nur einen Ladestand, kein Transportcase.

Mit der Samsung Health App können die vom Galaxy Ring ermittelten Vitaldaten angezeigt und ausgewertet werden. © Samsung Die Vorteile von Samsung: Software, Bundles, Markenbekanntheit

Es stellt sich die Frage, wie Samsung als Neueinsteiger mit diesem hohen Preis erfolgreich sein will? Die Antwort lautet: Software. Wir konnten sie zwar noch nicht ausprobieren, aber wir kennen die Health-App von Samsung. So wie viele Millionen andere Nutzer. Der Galaxy Ring erfordert keinen neuen Account, keine neue App, wenn man bereits Samsung-Geräte nutzt. Er integriert sich nahtlos in das bestehende Software- und Hardware-Ökosystem. Damit lassen sich Features realisieren, die andere nicht implementieren können: Per Doppeltipper auf den Galaxy Ring kann man etwa den Wecker stumm schalten oder die Kamera auslösen, wenn man ein Galaxy-Smartphone hat.

Als Smartphone-Weltmarktführer hat Samsung zudem den Vorteil, den Ring über seine bestehenden Verkaufskanäle vermarkten zu können und etwa attraktive Bundles zu schnüren. Ein Fold 6 und den Ring als Bonus obendrauf? Vieles ist möglich. Zu guter Letzt ist Samsung eine weltbekannte Marke, was man von Amazfit nicht behaupten kann. Samsung hat als Marke mehr Trust als die meist chinesischen Smart-Ring-Hersteller, was für viele ein großes Kaufargument sein dürfte.

Fassen wir zusammen: Mit dem Galaxy Ring hat Samsung den smarten Ring nicht neu erfunden. Ein paar mehr Alleinstellungsmerkmale hätten wir uns auf dem Papier gewünscht. Nun müssen noch die erfassten Daten genau sein, das bekommen einige Hersteller teils noch nicht sauber hin. Samsung wird so oder so dieser neuen Wearable-Kategorie den Weg in den Massenmarkt ebnen.