Kultur: Salzburger Festspiele feierlich eröffnet

27 Jul 2024

Kultur

Freitagvormittag wurden die Salzburger Festspiele mit dem traditionellen Festakt eröffnet. Neben dem tschechischen Präsident Petr Pavel kamen zahlreiche Ehrengäste aus dem In- und Ausland. Festrednerin war Nina Chruschtschowa, die Urenkelin des einstigen sowjetischen KP-Parteichefs Nikita Chruschtschow.

Salzburger Festspiele 2024 - Figure 1
Foto ORF Salzburg

Online seit gestern, 11.07 Uhr (Update: gestern, 16.47 Uhr)

Der Festakt begann um 11.00 Uhr mit der Eröffnung durch den Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Als Hauptrednerin war die Politologin Nina Chruschtschowa eingeladen. Sie plädierte in ihrer mit Spannung erwarteten Rede für die Integration russischer Kunst – trotz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Russische Kunst sollte aus ihrer Sicht gerade in Zeiten des Ukraine-Krieges vor den Vorhang geholt werden. Chruschtschowa kritisierte die aktuellen Tendenzen, russische Kunstwerke abzulehnen.

Denn schon in den Zeiten des Kommunismus habe die Kunst den Menschen in Russland eine Möglichkeit geboten, dem politischen System zumindest auf geistiger Ebene zu entfliehen. „Kultur war unsere Freiheit“, sagte Chruschtschowa am Freitagvormittag.

Einladung Chruschtschowas als klares politisches Zeichen

Nina Chruschtschowa gelte als Gegnerin des Putin-Regimes in Russland, sagte Festspielintendant Markus Hinterhäuser über die Beweggründe zu Chruschtschowas Einladung: „Ich habe sie gerade deswegen eingeladen, weil sie eine klare politische Botschaft hat. Sie ist eine glänzende Politikwissenschaftlerin, die in New York unterrichte. Sie hat Kenntnis über die politische Realität in Russland. Ein anderer Grund für die Einladung ist, welche Antworten könnte sie auf Fragen haben, wie soll, darf oder muss sich die Kunst in einer solchen Situation verhalten? So leicht ist das nicht, diese Beurteilung und Verurteilung russischer Künstler, russischer Kunst in Zeiten des Krieges.“

Putin-Kritikerin spricht bei Eröffnung der Salzburger Festspiele

Am Freitag werden die heurigen Salzburger Festspiele eröffnet. Bis Ende August stehen dann mehr als 150 Vorstellungen auf dem Programm. Die Eröffnungsreden halten unter anderem Bundespräsident Alexander van der Bellen und Nina Chrustschowa: Die Historikerin ist als scharfe Kritikerin Vladimir Putins bekannt.

„Putins Verhalten verabscheuungswürdig“

Chruschtschowa promovierte 1998 an der Princeton University in Komparatistik. Sie arbeitete von 2002 bis 2004 als Assistenzprofessorin an der School of International and Public Affairs an der Columbia University in New York.

Amerikanisch-russische Politikwissenschafterin Nina Chruschtschowa

Mittlerweile ist sie als Professorin für Internationale Politik an der New School in New York tätig. 2022 äußerte Chruschtschowa laut einem britischen Zeitungsbericht ihre Empörung über das Verhalten Putins im Krieg gegen die Ukraine. Ihr Urgroßvater hätte dieses als „verabscheuungswürdig“ bezeichnet.

Hochkarätige Produktionen erwarten das Publikum

Das Festival selbst startete de facto bereits vor einer knappen Woche mit der Aufführung der „Ouverture Spirituelle“ und der Premiere des neuen „Jedermann“ mit Philipp Hochmair in der Titelrolle und Deleila Piasko als Buhlschaft.Freitagabend wird als Eröffnungspremiere die Oper „Capriccio“, das letzte Bühnenwerk von Richard Strauss im Großen Festspielhaus unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann aufgeführt. Im Bereich Schauspiel feiert am Samstag eine Stückfassung von Stefan Zweigs „Die letzten Tage der Menschheit“ seine Premiere im Salzburger Landestheater. Regie führt der Schweizer Thom Luz.

Am Sonntag wird im Großen Festspielhaus Mozarts Oper „Don Giovanni“ über die Bühne gehen. Es ist die neu einstudierte Fassung aus dem Jahr 2021 von Romeo Castellucci. Am Dirigentenpult wird Teodor Currentzis stehen. Bis Ende August folgen zahlreiche weitere Konzerte, Opern und Schauspielpremieren.

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