Australian Open an Sabalenka: „Ein unglaubliches Gefühl, ich bin ...

Als Aryna Sabalenka in der Rod Laver Arena stand und die Arme in den dunklen Himmel Melbournes streckte, war ihr kaum anzusehen, dass sie gerade ein Grand-Slam-Finale gewonnen hatte. Zu einseitig war die Partie gegen die Chinesin Qinwen Zheng, zu selten wurde sie von ihrer Gegnerin gefordert, als dass ihr Körper oder ihr Gesicht Zeichen der Erschöpfung offenbart hätten.

Aber glücklicherweise gab es da ja noch etwas, was sie kurze Zeit später als Siegerin auswies: den Daphne Akurst Memorial Cup, einen riesigen Silberpokal, den Sabalenka erst in die Hand gedrückt bekam. Wie schon im vergangenen Jahr, als die Tennisspielerin die Australian Open gewann. „Es ist ein unglaubliches Gefühl gerade, ich bin sprachlos“, sagte Sabalenka. „Vielen Dank an mein Team und auch an meine Familie. Ihr seid eine große Inspiration für mich.“

„Ich bin ein bisschen traurig“

Sie fühle sich hier so wohl wie bei kaum einem anderen Turnier hatte die Belarussin mehrmals während der vergangenen zwei Wochen betont. Und das merkte man ihr in jeder ihrer Partien, und besonders im Finale, in der Rod Laver Arena an. Zheng, die von vielen chinesischen Fans lautstark unterstützt wurde, wehrte sich zwar nach Kräften und erzielte auch einige gute Punkte nach sehenswerten Ballwechseln.

Gegen das Powertennis von Sabalenka, die zu den Spielerinnen mit den härtesten Grundschlägen auf der Tour zählt, blieb sie beim 6:3, 6:2 in 1:16 Stunden jedoch chancenlos. „Ich bin ein bisschen traurig gerade, aber du hast wundervolles Tennis gespielt“, sagte Zheng nach der Partie.

Mit ihrem zweiten Sieg bei den Australian Open krönte Sabalenka ein beeindruckendes Turnier ihrerseits: Bis zum Finale hatte sie keinen Satz abgegeben. Eng wurde es nur im Halbfinale gegen die US-Amerikanerin Coco Gauff, die Sabalenka bei den US Open 2023 noch besiegt hatte. Gerade mal 6:55 Stunden hatte Sabalenka auf dem Platz gestanden, ihre Gegnerin mit 11:34 Stunden fast doppelt so lang.

Die 21 Jahre alte Zheng spielte sich in einem Grand-Slam-Turnier erstmals bis ins Finale. „Nicht so viel nachdenken“, hatte ihr ihre Landsfrau Li Na unter der Woche mit auf den Weg gegeben, als sie Zheng auf der Anlage in Melbourne während eines Interviews überraschte. Li Na ist bisher die einzige Chinesin, die ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat, und Zhengs großes Idol.

Geholfen hat es nicht wirklich im Duell von zwei der stärksten Aufschlägerinnen des Turniers. Zheng servierte im Laufe der beiden Wochen die meisten Asse und stand wie Sabalenka unter den vier besten Spielerinnen mit den meisten gewonnenen Punkten beim ersten Aufschlag. Beide hatten zuvor erst einmal gegeneinander gespielt. Das Aufeinandertreffen in New York bei den US Open war eine klare Angelegenheit zugunsten von Sabalenka gewesen.

Die begann gewohnt druckvoll, sicherte sich die ersten fünf Punkte und dann gleich auch das erste Aufschlagspiel ihrer Gegnerin. Den ersten und einzigen kritischen Moment bei eigenem Service überstand sie kurz darauf, als sie bei 2:0 drei Breakbälle gegen sich hatte und alle abwehrte.

Zheng stabilisierte sich im Anschluss etwas beim eigenen Aufschlag, begann selbst aggressiver zu werden und schlug in Satz eins letztlich auch deutlich mehr Winner (11:4) und Asse (6:1). Doch mehr Punkte machte Sabalenka, die den zweiten Durchgang genauso begann wie den ersten: hochkonzentriert. Wenige Minuten später hatte Zheng ihr erstes Aufschlagspiel schon wieder abgegeben. Sabalenka attackierte vor allem den zweiten Aufschlag ihrer Gegnerin, diktierte die Ballwechsel und ließ Zheng über den gesamten Platz hetzen.

Wirklich kämpfen musste sie dann nur noch mal zum Schluss. Zheng, die in der kommenden Woche als Siebte erstmals in den Top-Ten der Weltrangliste stehen wird, wehrte vier Matchbälle ab. Erst beim fünften klappte es dann für Sabalenka, die hinterher noch eine Botschaft für die Unterlegene hatte: „Du wirst noch in vielen weiteren Finals sein“, sagte die Belarussin: „Und diesen Titel irgendwann auch gewinnen.“

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