Verurteilter ukrainischer Metropolit nach Russland überstellt

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Metropolit Ionafan aus der früher moskautreuen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) im Austausch gegen Kriegsgefangene freigelassen

Kiew/Moskau, 28.06.2024 (KAP) Der 2023 in der Ukraine zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilte Metropolit Ionafan (Jeletskich) von Tultschyn von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) ist freigelassen worden und befindet sich in Russland. Das berichtet der "Nachrichtendienst Östliche Kirchen" (NÖK) in seiner aktuellen Ausgabe (27. Juni). Der 75 Jahre alte und gesundheitlich angeschlagene Metropolit kam demnach im Austausch für mehrere ukrainische Kriegsgefangene frei. Er wurde am 22. Juni an die Grenze zu Belarus gebracht und Vertretern Russlands übergeben. Zuvor hatte ein Berufungsgericht das erstinstanzliche Urteil gegen Ionafan bestätigt, dem vorgeworfen wird, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gerechtfertigt bzw. geleugnet sowie prorussische Propaganda betrieben zu haben.

Ionafan wies im Berufungsverfahren über seinen Anwalt weiter jede Schuld von sich. Für den Gefangenenaustausch und die Freilassung Ionafans setzte sich laut eigener Aussage der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. ein. Nachdem er am 23. Juni in der Kathedrale von Minsk an den Feiern zum orthodoxen Pfingstfest teilgenommen hat, befindet sich Ionafan inzwischen in Moskau. Dort wurde er von Patriarch Kyrill empfangen und mit einer Auszeichnung geehrt. Der Moskauer Patriarch betonte seine persönliche Verbindung zu Ionafan und bedauerte die Auswirkungen der "spirituellen und physischen Gefangenschaft" auf diesen. Inoafan sei verfolgt worden für seine "Treue zum Patriarchen der Russischen Orthodoxen Kirche und seine Weigerung, einen Kompromiss, der an Verrat grenzte, einzugehen", erklärte das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt.

Laut NÖK-Bericht war in den sozialen Netzwerken auch Kritik von Gläubigen aus der Ukrainischen Orthodoxen Kirche am Vorgehen Kyrills zu lesen. Damit werde die Ansicht bestätigt, dass Ionafan, aber auch andere Geistliche der UOK prorussisch und der Russischen Orthodoxen Kirche treu ergeben seien. Das schade dem Image der UOK und liefere Kiew eine Rechtfertigung für den staatlichen Druck auf sie.

Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) unterstand bis Mai 2022 dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., sagte sich dann aber von der russisch-orthodoxen Kirche los. Grund der einseitig erklärten Abspaltung ist die Unterstützung Kyrills für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Regierung in Kiew ergreift seit Jahren Partei für die mit der UOK konkurrierende Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Die Distanzierung der UOK von Moskau zweifelt die ukrainische Regierung an und beschuldigt Geistliche der Kollaboration mit Moskau. Die Kirchenleitung weist dies zurück.

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