Wirtschaft: Hotelier schließt Rudolfshütte und Bergbahn
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Kommenden Sonntag endet im Stubachtal in Uttendorf (Pinzgau) der Betrieb der Bergbahn sowie der Rudolfshütte. Das hat Unternehmer Wilfried Holleis am Montag bei einem Pressegespräch bekannt gegeben. Das Aus trifft 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Online seit heute, 14.08 Uhr
Eines der bekanntesten Berghotels Österreichs, die Rudolfshütte in den Hohen Tauern, schließt überraschend. Der Betreiber Wilfried Holleis aus Zell am See (Pinzgau) führte betriebswirtschaftliche Gründe ins Treffen und übte heftige Kritik an der Landespolitik und der Landesumweltanwaltschaft.
Das Drei-Sterne-Haus mit über 350 Betten, Indoor-Kletterpark, Indoor-Pool und Spa-Landschaft liegt am Weißsee in 2.315 Metern Seehöhe direkt an der Grenze zum Nationalpark. Holleis hat das Gebäude 2004 vor Alpenverein übernommen und eigenen Angaben zufolge seitdem rund 13 Mio. Euro in die Modernisierung des Hotels und fast 12 Mio. Euro in die Bergbahnen investiert. „Nun ist es Zeit, zu gehen, weil es betriebswirtschaftlich nicht mehr rechtfertigbar ist, weiter zu investieren, und die politischen Rahmenbedingungen eine Entwicklung am Weißsee nicht mehr zulassen“, erklärte der Hotelier.
„Wenig Rückhalt von Landespolitik“Der 29. September 2024 ist der letzte Tag für die Bergbahn vom Enzingerboden zur Rudolfshütte und das Berghotel selbst. Holleis nennt regionalpolitische Gründe für seine Entscheidung: „Wir schließen mit dem Ende des Sommerbetriebs endgültig. Ich ziehe mich völlig aus der Weißsee Gletscherwelt zurück und werde die Gesellschaften liquidieren.“ Zu wenig Rückhalt seitens der Landespolitik sei für Betrieb von Bahn und Hotel am Weißsee gekommen, so Holleis. Trotz geringer Investitionsförderungen sei die Hauptlast beim Unternehmer geblieben.
Holleis, Pinzgauer Hotelier und Unternehmer Kritik an UmweltanwaltschaftHarte Kritik übt Holleis auch an der weisungsfreien Landesumweltanwaltschaft. In den vergangenen Jahren sind der Bau der Tauernmoosbahn im Skigebiet oder auch der Ausbau der Mittelstation Grünsee bis zu den Höchstgerichten gegangen. Der nachhaltige Widerstand der Landesumweltanwaltschaft habe Projektkosten explodieren lassen. Millionen Euro hätten in den vergangenen 20 Jahren rein für Gutachten und Verfahren aufgewendet werden müssen.
Landschaftliche Eindrücke rund um das Hotel in den Bergen der Granatspitzgruppe:
Fotostrecke mit 8 BildernHolleis ist Hotelier mit Betrieben in Zell am See, Kroatien und Italien. Als weiteren Grund für die Schließung führt er eine Konzentration seiner Aktivitäten in der Unternehmensgruppe an. Erster Schritt war der Verkauf des Hotels Miramar in Opatija/Kroatien. Nun folgt die Schließung von Bergbahn und Rudolfshütte.
Die Rudolfshütte auf 2.300 Metern bringe mit 60.000 Nächtigungen pro Jahr Gewinne ein, die Seilbahn hingegen nicht. 1,4 Millionen Euro hat der Verlust im Vorjahr ausgemacht. Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, brauche es mehr Betten am Berg. Der Rohbau dazu steht bereits und war genehmigt. Doch gegen den Innenausbau mit deutlich mehr Betten als geplant – nämlich 580 – legt sich die Landesumweltanschaft quer.
Landesumweltanwaltschaft weist Kritik zurückDie Landesumweltanwaltschaft wies am Montag die Kritik von Holleis von sich. 2011 sei erstmals um eine Erweiterung des Berghotels angesucht worden. Bei einer Verdoppelung der Fläche und Kubatur seien allerdings nur 30 Zimmer angegeben worden. „Dafür war der Bau überdimensioniert“, sagte Umweltanwältin Gishild Schaufler zur APA. Da die Baustelle bis heute andauert und die naturschutzrechtliche Bewilligung ablief, musste 2019 noch einmal um Bewilligung angesucht werden. Erst 2023 folgte das Ansuchen auf Erweiterung auf 580 Gäste innerhalb des Neubaus.
Bei der behördlichen Prüfung auf Vorliegen der UVP-Pflicht sei jedoch nur die Erweiterung der Bettenzahl, nicht jedoch die Gebäudehülle beurteilt worden – und das Bauwerk darum im Verfahren zur UVP-Pflicht ausgeschlossen worden. „Hülle und Inhalt getrennt zu betrachten, ist vom Gesetzgeber nicht so gedacht“, betonte Schaufler. „Diese Herangehensweise führt dazu, dass man ein Hotel ohne Betten bauen kann, einige Zeit abwartet und dann erst den Einbau der Zimmer beantragen kann, sodass nur das Innere auf seine UVP-Pflicht geprüft werden muss.“
Mehr Gäste hätten in dem ökologisch hochsensiblen alpinen Gebiet jedenfalls Auswirkungen auf die Umwelt. Mehr Frequenz bedeute mehr Störung der Tierwelt und Vegetation. „Im zoologischen Amtsgutachten wurde auch festgestellt, dass es bereits zur Verdrängung störungsempfindlicher Brutvogelarten gekommen ist.“ Man habe darum Beschwerde gegen die Feststellung des Nichtvorliegens einer UVP-Pflicht erhoben.
Rund 60 Mitarbeiter betroffenVon der Liquidation der Gesellschaften sind rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen – rund ein Drittel davon arbeitet bei der Bergbahn. Die Belegschaft des Hotels wird Holleis in seinen anderen Betrieben – soweit es möglich ist – weiter beschäftigen. Die Männer und Frauen der Bergbahn verlieren ihre Arbeitsplätze, alpine Vereine und Skiclubs aus mehreren Ländern eine Ausbildungsstätte mit langer Tradition.