Rudi Fußi will wieder streiten: Ein „Politpolterer“ mit Geltungsdrang

15 Stunden vor
Rudi Fußi

Der PR-Berater und Vielfach-Parteigänger ist für seinen Drang in das Rampenlicht bekannt. Das Projekt, den SPÖ-Vorsitz zu übernehmen, sei „zu 100 Prozent ernst gemeint“, sagt er – und keine Abrissbirne für andere.

Es klang wie ein Scherz, doch ist es tatsächlich „zu 100 Prozent ernst gemeint“, sagt Rudolf „Rudi“ Fußi zur „Presse“. Dass die SPÖ für Überraschungen gut ist, weiß man spätestens seit dem Excel-Chaos auf dem Linzer Parteitag 2023. Die Nachricht, dass Fußi nun ernsthafte Ambitionen auf den SPÖ-Parteivorsitz hegt, war am Montag eine weitere. Damit tritt eine der polarisierendsten Persönlichkeiten der „Wiener Bubble“ in die erste Reihe der SPÖ. Mit teils polemischen Attacken und Untergriffen hat sich Fußi auf X (früher Twitter) seit Jahren den Namen eines, nach eigenen Aussagen, streitlustigen „Politpolterer“ gemacht. Durch seine Postings zieht sich eine Reihe von persönlichen Fehden, in TV-Auftritten und Kabarettprogrammen reitet er mit deftigen Sagern aus, auch gegen die eigene Partei.

Das durchaus mit der Angewohnheit, den Wahrheitsgehalt seiner Behauptungen nicht immer ganz so genau zu nehmen. Wegbegleiter nennen ihn egozentrisch und etwas „irre“. Er selbst sagt in einem „Standard“-Porträt aus dem Vorjahr: „Eigentlich sind mir Viecher lieber als Menschen.“

Fußi ist im Hauptberuf PR-Berater. 2012 gründete er seine Agentur, zu deren Kunden das Team Stronach gehörte. In einer „Presse“-Podcast-Folge im Vorjahr betonte er, dass aktuell keine Partei auf seiner Payroll stehe. Die Agentur-Website, die lediglich Kontaktdaten preisgibt, informiert über keine aktuellen Kunden. Seit 2023 ist er nach einer elfjährigen Pause wieder SPÖ-Mitglied. Dabei startete der heute 46-Jährige bei der JVP, aus der bald wieder austrat. Was folgte war ein Engagement bei der FPÖ-Abspaltung Die Demokaten, die mit Richard Lugners Die Unabhängigen eine Plattform bildete. 2002 initiierte er das „Volksbegehren gegen Abfangjäger“, das 624.807 Unterschriften erzielte. 2003 trat Fußi dann schließlich der SPÖ bei.

Politisch querbeet

Der Wechsel von Alfred Gusenbauer zu Werner Faymann 2008 regte seine interne Streitlust an. Der Frust über Faymann führte zu seinem Austritt 2012, bei dem er Faymann und die damalige Bundesgeschäftsführerin, Laura Rudas, scharf kritisierte. Später soll er mutmaßlich hinter dem Schmäh-Facebook-Account „Werner Failmann“ gesteckt haben, der den Boden für das Pfeifkonzert gegen Faymann am 1. Mai 2016 bereitete. Mit der Übernahme von Christian Kern stieg Fußi in die Parteispitze auf: Er war Kerns Redenschreiber und maßgeblich an dessen „Plan A“ beteiligt. In der Silberstein-Affäre im Wahlkampf 2017 stolperte er jedoch über seine Ambitionen: In WhatsApp-Chats bedrängte er eine Mitarbeiterin des damaligen SPÖ-Beraters Tal Silberstein, der für das Dirty-Campaigning gegen Sebastian Kurz verantwortlich war. Sie solle zugeben, dass sie die internen Infos an die ÖVP weitergegeben habe. 2018 wurde er vom Vorwurf der Nötigung freigesprochen.

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