Frankreich: Ehemaliger französischer Justizminister Robert Badinter ...

10 Feb 2024

Er war in den 1980er Jahren maßgeblich an der Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich beteiligt. Nun ist Robert Badinter im Alter von 95 Jahren gestorben.

Robert Badinter - Figure 1
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Aktualisiert am 9. Februar 2024, 14:32 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, voi 3 Kommentare

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Der ehemalige französische Justizminister Robert Badinter im Jahr 2021. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte ihn als personifizierten "französischen Geist". © [M] Ian Langsdon/​ EPA-EFE/​Reuters

Der ehemalige französische Minister für Justiz, Robert Badinter, ist tot. Das bestätigten sein Verlag Fayard sowie der Verfassungsrat, dem Badinter neun Jahre lang vorsaß, der Nachrichtenagentur dpa. Badinter wurde 95 Jahre alt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte den Juristen, Autor und Politiker auf der Onlineplattform X als "eine Jahrhundertfigur, ein republikanisches Gewissen, den französischen Geist". Badinter war im Jahr 1981 maßgeblich an der Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich beteiligt. 

"Er hat jede Sekunde seines Lebens dem Kampf für das, was gerecht ist, gewidmet", schrieb der französische Premierminister Gabriel Attal. Die Abschaffung der Todesstrafe werde für immer sein Vermächtnis für Frankreich sein. "Wir verdanken ihm so viel", schrieb Attal.

Von François Mitterrand berufen

Badinter wurde am 30. März 1928 in Paris in eine jüdische Familie geboren. Während der nationalsozialistischen Besetzung Frankreichs lebte er mit Teilen seiner Familie mit falschen Papieren auf dem Land. Nach dem Krieg studierte Badinter Jura und arbeitete als Anwalt.

Im Jahr 1981 berief der damalige französische Präsident François Mitterrand den Juristen an die Spitze des Justizministeriums. Noch im selben Jahr wurde die Todesstrafe in Frankreich abgeschafft. Die letzte Hinrichtung war 1977 erfolgt. "Die wirkliche politische Bedeutung der Todesstrafe liegt darin, dass sie auf der Idee beruht, dass der Staat das Recht hat, über seine Bürger zu verfügen – bis hin zum Tod", sagte Badinter 1981 in einer historischen Rede vor dem französischen Parlament. "So fügt sich die Todesstrafe in totalitäre Systeme ein."

Badinter gehörte in Frankreich zu denen, die unablässig an das finstere Kapitel Todesstrafe erinnerten. Auch anderswo kämpfte er gegen sie, etwa als Mitglied einer internationalen Kommission zur weltweiten Abschaffung der Todesstrafe. 

Als Justizminister wirkte er in Frankreich ebenso auf die Gleichstellung von Homosexuellen hin. Zudem war er international als Vermittler gefragt und leitete in den Neunzigerjahren eine Schiedskommission zur Klärung rechtlicher Fragen nach der Auflösung Jugoslawiens. Badinter war mit der Philosophin und Frauenrechtlerin Elisabeth Badinter verheiratet. 

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