Rivian-Aktie mit Kurssprung, VW-Titel verlieren: VW könnte mehr ...
Volkswagen stellt dem US-Elektroautohersteller Rivian Automotive mehr Geld in Aussicht als zunächst geplant.
Wie beide Unternehmen anlässlich des offiziellen Startschusses für das Joint Venture mitteilten, könnte die Summe insgesamt bei rund 5,8 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2027 liegen. Im Juni hatte der Wolfsburger Konzern noch einen Betrag von etwa 5 Milliarden Dollar genannt. Geführt werden soll das Gemeinschaftsunternehmen durch Wassym Bensaid von Rivian Automotive und Carsten Helbing von Volkswagen.
Die Partnerschaft mit Rivian sei der nächste logische Schritt in der Software-Strategie des Wolfsburger Konzerns, so VW-Chef Oliver Blume. Mit der Umsetzung will VW die globale Wettbewerbs- und Technologieposition stärken.
Beide Unternehmen hatten im Sommer die Absicht zur Gründung der Partnerschaft im Softwarebereich für Elektroautos mitgeteilt. Beide Unternehmen halten jeweils 50 Prozent an dem Joint Venture, erste Autos mit Software aus dem JV sollen ab 2027 auf den Markt kommen. VW hat bereits 1 Milliarde Dollar an Rivian gezahlt.
Softwareprobleme verzögern Modellanläufe
Die Wolfsburger haben seit Jahren mit Problemen bei der hauseigenen Software-Entwicklung zu kämpfen, immer wieder kam es zu Verzug. Dadurch verzögerten sich bereits mehrere Modellstarts, zum Teil um mehrere Jahre. Rivian dagegen entwickelte von Anfang an eine eigene Architektur, in der die Auto-Elektronik in mehrere Zonen mit eigenen Computern aufgeteilt wird und die dadurch mit deutlich weniger Steuergeräten auskommt. Inzwischen ist dort bereits die zweite Generation der Plattform im Einsatz.
Von den bis zu 5,8 Milliarden Dollar, die Europas größter Autobauer für das Projekt ausgeben will, entfallen 3,5 Milliarden Dollar auf Rivian-Anteile. Daneben sollen 2,3 Milliarden Dollar in das neue Gemeinschaftsunternehmen fließen, davon eine Milliarde als Darlehen. Bisher war von drei Milliarden Dollar für den Rivian-Einstieg und zwei Milliarden für das Gemeinschaftsunternehmen die Rede gewesen. Man habe beide Summen noch einmal aufgestockt, bestätigte Blume.
392 Millionen Dollar Verlust bei 10.000 Auslieferungen
Für Rivian ist es eine höchst willkommene Geldspritze. Die 2009 gegründete Firma schreibt nach wie vor rote Zahlen und hat aktuell mit sinkendem Interesse an Elektroautos in den USA zu kämpfen. "Sicherlich sichert diese Partnerschaft und dieser Deal für uns das Kapital", das für den weiteren Hochlauf der eigenen Produktion benötigt werde, sagte Rivian-Chef Scaringe.
Im vergangenen Quartal lieferte Rivian rund 10.000 Fahrzeuge aus, machte dabei 874 Millionen Dollar Umsatz und 392 Millionen Dollar Verlust. Der VW-Konzern kam im selben Zeitraum auf fast 2,2 Millionen Auslieferungen, 78,5 Milliarden Euro Umsatz und verbuchte trotz eines massiven Gewinneinbruchs nach Steuern noch 1,58 Milliarden Euro Überschuss.
Rivian ist in zwei in den USA populären Fahrzeug-Kategorien aktiv, baut große SUVs und Pickups. Außerdem produziert Rivian für Amazon elektrische Lieferwagen, die inzwischen auch in Europa zu sehen sind. Der weltgrößte Online-Händler ist ebenfalls ein Investor.
Im vorbörslichen Handel an der NASDAQ legt die Rivian-Aktie am Mittwoch zeitweise um 13,71 Prozent auf 12,03 US-Dollar zu. Die VW-Aktie verliert auf XETRA zwischenzeitlich 0,43 Prozent auf 83,56 Euro.
Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC schrieb, die Details des Joint Ventures sähen weit besser für Rivian aus, als von deren Anlegern teilweise befürchtet. Die einzelnen Meilensteine für Zahlungen seitens VW seien unabhängig voneinander, weswegen künftige Zahlungen nicht von möglichen frühen Misserfolgen in der Partnerschaft beeinträchtigt würden. Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies sah zwar keine großen Überraschungen in dem Deal, wegen des erhöhten finanziellen Volumens und des größeren Entwicklungskostenanteils der Wolfsburger wertete er die Bedingungen aber leicht vorteilhaft für Rivian.
DOW JONES / dpa-AFX
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