Rheinmetall schraubt seine mittelfristige Umsatzprognose hoch ...
Im Interview mit dem "Handelsblatt" äusserte sich der Vorstandsvorsitzende Armin Papperger am Wochenende mit Blick auf den Ausbau der Produktion zuversichtlich: "In diesem Jahr sollen es bereits zehn Milliarden Euro Umsatz sein, in zwei Jahren soll es in Richtung 15 Milliarden gehen."
Vor knapp drei Monaten sah der Konzernlenker den Umsatz im Jahr 2026 noch bei 13 bis 14 Milliarden Euro. In sieben bis acht Jahren peilt Papperger dann bis zu 20 Milliarden Euro an. Der Umsatzanteil, der auf Deutschland entfällt, dürfte dabei mittelfristig auf über 40 Prozent steigen. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine habe er bei unter 20 Prozent gelegen.
Die für das Wachstums nötigen Investitionen könne Rheinmetall aus eigener Kraft stemmen. "Im Augenblick sieht es zudem so aus, dass unser Cashflow sehr gut ist", so Papperger. Das schaffe Spielraum auch für Zukäufe.
Dass Rheinmetall sich mittelfristig mehr Umsatz zutraut, liegt auch am florierenden Munitionsgeschäft - welches der Rüstungskonzern kräftig ausbaut. Am Montag findet der Spatenstich zur Erweiterung des Werkes in Unterlüss statt, zu dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eingeladen ist.
2025 will Rheinmetall bis zu 700'000 Artilleriegeschosse pro Jahr herstellen. "Wir werden jetzt fünf bis sieben Jahre Vollgas produzieren in dem Bereich, auch dreischichtig", sagte Papperger. Rheinmetall habe dann eine ausreichende Kapazität, um Europa beliefern zu können.
Ausserdem rechnet Papperger mit einer Erhöhung des Verteidigungsbudgets nach Auslaufen des Sondervermögens für die Bundeswehr. "Wenn die Summe aufgebraucht ist, dann wird es eine deutliche Erhöhung geben müssen", sagte er. Ohne eine Aufstockung würde es schwer werden, Deutschland verteidigungsfähig zu machen. "Dazu gibt es nur zwei Wege: dass das Verteidigungsbudget substanziell erhöht wird oder dass es noch ein Sondervermögen gibt."
Niedersachsen-Plan von RheinmetallWegen Engpässen bei der Munitionsbeschaffung will der Rüstungskonzern Rheinmetall seine Produktion deutlich ausweiten. In nur zwölf Monaten Bauzeit soll dafür in der Lüneburger Heide am bestehenden Standort Unterlüss (Landkreis Celle) eine neue Fabrik für Artilleriemunition entstehen.
Das sagte Firmenchef Armin Papperger am Montag beim symbolischen ersten Spatenstich, den er gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD) vornahm. Bereits im kommenden Jahr solle die Produktion anlaufen, sagte Papperger.
Scholz sagte: "Mit der Investition legen Sie die Grundlage dafür, die Bundeswehr und unsere Partner in Europa eigenständig und vor allem dauerhaft mit Artilleriemunition zu versorgen." Das sei gerade mit Blick auf die Ukraine und ihren Munitionsbedarf wichtig. "Wir haben uns bisher beholfen, indem wir sehr viel aus dem Bestand geliefert haben", erklärte der Kanzler. Aber dies sei immer weniger möglich. "Es ist wichtig, dass wir alles dafür tun, die Produktion weltweit zu erhöhen." Das neue Werk von Rheinmetall sei hier ein wichtiges Signal.
2025 sollen zunächst 50'000 Artilleriegranaten das neue "Werk Niedersachsen" verlassen, im Jahr danach dann 100 000 und später 200'000 pro Jahr. Produziert werden vor allem 155-Millimeter-Artilleriegeschosse, daneben auch Sprengstoff und Komponenten für Raketenartillerie. Insgesamt 300 Millionen Euro will der Konzern in das neue Werk investieren, 500 Arbeitsplätze sollen entstehen.
Unterlüss ist bereits der grösste Produktionsstandort des Rüstungskonzerns, neben Munition werden hier auch Militärfahrzeuge wie der Schützenpanzer Puma hergestellt. Derzeit hat Rheinmetall an dem Standort 2500 Mitarbeiter.
Demonstrationen gegen Munitionsfabrik in NiedersachsenDemonstranten haben sich am Montagmorgen vor der geplanten Munitionsfabrik des Rüstungskonzerns Rheinmetall in Niedersachsen versammelt. Zahlreiche Menschen versuchten, Zufahrten in Unterlüss zu blockieren, Landwirte mit Treckern seien unterwegs, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Zahlen zu Teilnehmern der Demonstrationen wollte er zunächst nicht nennen. Die Proteste seien friedlich: "Wir kommen gut durch."
Die Friedensaktion Südheide wollte zudem mit einer Mahnwache mit etwa zehn Menschen friedlich demonstrieren - gegen "Rüstungs- und Kriegspolitik", wie ein Sprecher sagte: "Wir erwarten von der Regierung, dass sie deeskalierend wirkt."
Zum offiziellen ersten Spatenstich der neuen Munitionsfabrik in Unterlüss werden am Montag Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD) in der Lüneburger Heide erwartet. In dem neuen "Werk Niedersachsen" soll unter anderem Artilleriemunition hergestellt werden. Unterlüss ist der grösste Produktionsstandort des Rüstungskonzerns, neben Munition werden dort auch Militärfahrzeuge wie der Schützenpanzer Puma hergestellt.
Die Rheinmetall-Aktie notiert im XETRA-Handel zeitweise 2,47 Prozent im Plus bei 344,90 Euro.
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UNTERLÜSS (awp international)
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