Kritik zu 'Red One': Ein Film, besser als sein Trailer? Ein ...
Wir sind noch früh im November, dennoch macht sich bereits eine erste Weihnachtsstimmung breit. In den Innenstädten laufen längst die Vorbereitungen auf die entsprechende Deko, und in den Supermärkten können schon seit Wochen die ersten Schoko-Weihnachtsmänner gekauft werden. Auch im Kino geht es so langsam los, mit "Red One - Alarmstufe Weihnachten" wird dort die filmische Weihnachtssaison eingeläutet. Um ganz offen zu sein, waren unsere Erwartungen nicht hoch. Die Poster und auch die Trailer ließen bei uns Befürchtungen auf ein "Red Notice" 2.0 aufkommen. Haben es Dwayne Johnson und Chris Evans dennoch geschafft, uns in Weihnachtsstimmung zu versetzen?
Als der Weihnachtsmann – Codename: RED ONE – gekidnappt wird, muss sich der Sicherheitschef des Nordpols (Dwayne Johnson) mit dem berüchtigtsten Kopfgeldjäger der Welt (Chris Evans) zusammentun. Die beiden begeben sich auf eine actiongeladene Mission rund um die Welt, um das Weihnachtsfest zu retten.
Wir geben zu, dieser Film hat uns überrascht. Wie in der Einleitung geschrieben, waren unsere Erwartungen wirklich nicht hoch. Die Trailer zeichnen ein Bild von einer typisch durchschnittlichen Actionkomödie, wie man sie gerade im Streaming öfter bekommt und schnell wieder vergisst. Doch die Trailer zeichnen ein falsches Bild. Red One - Alarmstufe Weihnachten ist vielmehr ein weihnachtlicher Abenteuerfilm, und er macht seine Sache ziemlich gut.
Natürlich ist es schwer, gerade im Genre der Weihnachtsfilme, noch etwas Originelles ins Kino zu bringen, und auch Red One - Alarmstufe Weihnachten spielt mit vielen der schon lange bekannten Themen. Es geht um die Bedeutung von Weihnachten und hört man Santa Claus aka Red One so reden, könnten es glatt Weisheiten von Gandalf sein. Dennoch schafft es der Film, sich etwas Eigenes aufzubauen. Das mag jetzt etwas verrückt klingen, aber es gibt durchaus Parallelen zu John Wick. Nicht was die Action und schon gar nicht die Gewalt betrifft, jedoch wenn es darum geht, eine eigene Parallel-Gesellschaft aufzuzeigen. Auch hier gibt es eine weltweit agierende Organisation, und was dem John Wick seine Hotels sind, sind hier Spielzeugläden. Zu sehr ins Detail gehen wollen wir natürlich nicht, denn die Geschenke sollt ihr im Kino ja selbst auspacken, aber uns hat das World Building, was hier betrieben wird, gut gefallen. Red One - Alarmstufe Weihnachten könnte sich dadurch durchaus eignen, eine ganze Reihe von Filmen an den Start zu bringen, und die müssen nicht einmal alle etwas mit Weihnachten zu tun haben.
Auch wenn wir positiv überrascht waren, so ist der Film wahrlich nicht perfekt. Mangelnde Originalität ist sicherlich nicht selten ein Teil der Weihnachtsfilme, aber er ist doch schon sehr vorhersehbar. Manche Szenen wirken zudem unnötig lang, was vor allem im zweiten Drittel zu spüren ist. Eine etwas geringere Gesamtlaufzeit hätte dem Film gutgetan.
Die Actionszenen gehören ebenfalls nicht zu den Stärken des Films, hier können wir nicht viel Positives berichten. Ihr solltet in jedem Fall nicht deswegen ins Kino gehen. Sie sind zwar ganz okay, aber halt nicht mehr. Das ist aber auch nicht schlimm, denn der Film will sich nicht durch die Action definieren. Schon besser funktioniert da der Humor, und hier kommt ein ganz wichtiger Aspekt dem Film zugute: Die Macher und Schauspieler wissen ganz genau, um was für einen Film es sich hier handelt und dass man manche Sätze, die im Zuge eines solchen Weihnachtsfilms gesagt werden, einfach nicht ernst nehmen kann. Der Film spielt damit und zieht genau daraus auch so manches Mal seinen Humor. Zudem dürfte es gerade aus deutscher Sicht so manchen Moment zum Schmunzeln oder Lachen geben.
Gleichzeitig zieht Red One - Alarmstufe Weihnachten aber auch nie etwas ins Lächerliche. Weihnachten, der Zauber und die Magie dieses Festes sowie seine Bedeutung für so viele Menschen auf der ganzen Welt, werden durchaus ernst genommen. Auch das hätten wir nach den Trailern so nicht erwartet, aber der Film hat eine durchaus schöne emotionale Seite.
Diese steht natürlich vor allem in Verbindung mit den Charakteren. Hier machen die Figuren, typisch für Weihnachtsfilme, eine Wandlung durch, vor allem die Figuren von Dwayne Johnson und Chris Evans. Eine tiefgreifende Charakterstudie darf man nicht erwarten, und auch Überraschungen halten sich hier in Grenzen. Es ist halt ein Weihnachtsfilm. Aber beide machen es gut, vor allem Johnson hat uns sehr gefallen. Gleiches gilt auch für J.K. Simmons als Red One. Er spielt auf den ersten Blick einen etwas anderen Santa, aber schnell wird klar, dass auch er durch und durch die Wärme und Weisheit des Weihnachtsmannes besitzt.
Wichtig ist in so einem Film natürlich die Chemie zwischen den Hauptdarstellern. Während Johnson eine gute Chemie mit Simmons hat, ist sie mit Evans nicht ganz so gut. Es funktioniert zwar, vor allem dann, wenn die beiden sich gegenseitig auf die Nerven gehen, aber wir würden die beiden jetzt nicht unbedingt als das neue Traum-Duo Hollywoods bezeichnen. Dies mag auch an der Charakterentwicklung von Evans liegen, die, bedenkt man seinen Zustand zu Beginn des Films (er klaut wortwörtlich einem Baby den Lutscher), ab einem gewissen Punkt im Film doch etwas schnell geht und dies etwas die Balance des Films stört.
Gerade bei Weihnachtsfilmen, die am Nordpol spielen und viel Magie beinhalten, drehen die Effekte schon einmal gerne durch. Dies sieht selten schön aus und lässt öfters sogar einen billigen Eindruck zurück. Zum Glück können wir hier auch dies nicht behaupten. Red One - Alarmstufe Weihnachten wird keinen Oscar für die besten Effekte erhalten, aber schlecht sieht das meiste hier nicht aus. Einzig so manche Actionszenen sind uns im Hinblick auf die Effekte negativ aufgefallen. Aber sonst hatten wir, auch dank der oftmals guten Inszenierung, nie ein Problem mit den Effekten. Geholfen hat dabei, dass der Film als ganzes gar nicht so künstlich wirkt, wie man vorab hätte vermuten können. Zudem besitzt der Film an vielen Stellen, auch dank schöner echter Sets, einen fast schon altmodisch weihnachtlichen Look, der uns durchaus gefallen hat. Im Trailer selbst war davon leider so gut wie gar nichts zu sehen. Wer tatsächlich geglaubt hat, große Teile des Films würden in Hawaii am Strand spielen, den können wir daher in jedem Fall beruhigen. Es gibt viel Schnee, viel Dunkelheit (atmosphärisch positiv gemeint) und sogar alte Schlösser. All das sorgt tatsächlich für eine weihnachtliche Stimmung.
Zuletzt wollen wir noch die Altersfreigabe ansprechen, die in Deutschland mit einer FSK12 versehen ist. Ja, es ist ein Weihnachtsfilm, aber für die ganz Kleinen ist er nicht geeignet. Mit der (durchschnittlichen) Action und der Art von Humor will man hier zudem eher eine ältere Altersgruppe ansprechen. Und dass vor allem das Finale fast schon an einen Marvel-Film erinnert, ist sicher auch kein Zufall.
Filme wie Red One - Alarmstufe Weihnachten müssen einen schwierigen Balanceakt vollziehen. Schnell kann so ein Film ins Lächerliche abdriften. Vorab gingen wir tatsächlich genau davon aus und haben einen Film erwartet, der schnell in der Versenkung verschwinden dürfte. Umso größer unsere Überraschung, dass wir nicht nur einige Male gut lachen konnten, sondern Red One - Alarmstufe Weihnachten auch mit einer schönen weihnachtlichen Stimmung und einem interessanten World Building zu überzeugen weiß. Nicht selten sind Trailer besser als der eigentliche Film. Es ist schön, dass es hier mal genau umgekehrt ist.
Damit, was hier inhaltlich aufgebaut wird, lässt sich durchaus ein ganzes Franchise starten und wir wären sogar offen dafür. Ein Meisterwerk ist Red One - Alarmstufe Weihnachten sicherlich nicht geworden, und von einem neuen Weihnachtsklassiker können wir hier auch noch nicht reden, zumal da oft auch eine gute Portion Nostalgie dazugehört. Wir können uns aber gut vorstellen, dass dieses Weihnachts-Abenteuer nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird und wir hier endlich mal wieder einen Weihnachtsfilm haben, der zukünftig traditionell zur Weihnachtszeit geschaut wird.