Recaro zahlungsunfähig, auch BBS erneut insolvent
30. Juli 2024 um 13:11 Uhr
Ob im Auto, Flugzeug in der Bahn oder am Schreibtisch: Irgendwann hat vermutlich jeder einmal in einem Recaro-Sitz gesessen – selbst die Fußballprofis wälzen sich neben dem Spielfeld auf solchen Gestühl. Jetzt hat Recaro Automotive einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
Ganze drei Monate, nachdem die lizenzgebende Recaro Gruppe eine 25-prozentige Steigerung des Umsatzes von 2022 auf 2023 bekanntgegeben hatte. Ein ähnliches Wachstum und einen "vielversprechenden Ausblick" erwartete das gesamte Unternehmen auch für 2024. Den Automotive-Bereich des Autozulieferers schließt dieser Ausblick offenbar nicht mit ein.
Selbst die IG Metall zeigte sich von dem Insolvenzantrag überrumpelt, wie die Automobilwoche berichtet: "Was das nun für die 215 Beschäftigten der Recaro Automotive GmbH in Kirchheim bedeutet, ist unklar", so die Gewerkschaft: "Wir erwarten, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Arbeitsplätze zu sichern und eine nachhaltige Lösung zu finden."
Und auch der Betriebsrat äußert sich enttäuscht, da gerade die Belegschaft durch Verzicht und Verschiebung von Entgelten dazu beigetragen habe, das Unternehmen wirtschaftlich stabil zu halten. "Wir sind enttäuscht und fühlen uns vom Management im Stich gelassen", gibt Betriebsratschef Frank Bokowits zu Protokoll.
Volkswagen GTI BBS Concept (2021)
Doch Recaro Automotive ist nicht der einzige Automobilzulieferer, der einen Antrag auf Insolvenz stellte. Nach 2007, 2010, 2020 und 2023 reicht auch der traditionsreiche Felgenhersteller BBS erneut einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Rottweil ein. Schon für Mai und Juni hatte das Unternehmen vorerst keine Löhne ausgezahlt.
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Zuvor wurde mit der IHS Management Services aus Ratingen eigentlich ein neuer Inhaber für die BBS-Standorte und -Markenrechte gefunden, der noch in einer Stellungnahme erklärte: "Wir werden die Menschen, die diesen Weg mit uns gegangen sind, niemals im Stich lassen. Wir werden die Marke BBS, die für uns eine der ganz großen deutschen Weltmarken ist, niemals aufgeben. Wir haben einen Plan, und wir sind fest entschlossen, ihn umzusetzen."
Auch hier zeigt sich die Gewerkschaft IG-Metall vollkommen überrascht. Er kenne die Gründe nicht. Das Verhalten der Geschäftsführung gebe ihm jedoch Rätsel auf. Wie es mit beiden Urgesteinen der deutschen Automobilzulieferer weitergeht, ist derzeit noch unklar.
Quelle: Automobilwoche