Die deutsche Bildhauerin wurde mit rätselhaften Objekten und Installationen zu einer der bekanntesten Gegenwartskünstlerinnen. Sie wurde 80 Jahre alt.
Ein Einhorn am Kopf und eine „Paradieswitwe“, fliegende Schreibmaschinen und pulsierende Quecksilberströme: Die aus dem Odenwald stammende Künstlerin Rebecca Horn entführte ihr Publikum mit ihren Objekten und Installationen in rätselhafte Welten – und wurde damit zu einer der bekanntesten Gegenwartskünstlerinnen. In der Absurdität war sie vom Surrealismus beeinflusst, in der mythischen Aufladung einfacher Materialien von Arte Povera und Joseph Beuys.
Ihre weltweite Karriere begann sie als jüngste Teilnehmerin von Harald Szeemanns „documenta 5“ 1972. Damals war sie 28, ließ eine Performerin mit einem Einhorn am Kopf durch die Kasseler Au schreiten. Gleich darauf ging Horn in die USA, kehrte wie Maria Lassnig erst in den 1980er-Jahren wieder zurück nach Deutschland,
Seit Beginn der 70er-Jahre schuf sie ein vielfältiges Werk, das bewegliche Skulpturen und Performances, aber auch Filme, Zeichnungen und Gedichte umfasst. Weltweit gab es von London bis New York, Paris bis Tokio über 100 Ausstellungen, die nur ihr gewidmet waren – 2021 etwa auch im Wiener Kunstforum, entsendete Automaten aus Pfauenfedern und Messerspitzen. Auch der schwarze Federkreis, der 2022 als wunderliche Rabenkunst die Plakate der Salzburger Festspiele zierte, stammte von ihr. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2010 den japanischen Praemium Imperiale, der als weltweit wichtigster Kunstpreis gilt.
Horn galt zu Recht als Grande Dame der deutschen Gegenwartskunst. Mit 77, nach einem Schlaganfall wieder stabil, arbeitete sie weiter. Am Freitagabend starb sie im Alter von 80 Jahren. Erst im März hatte sie ihren 80. Geburtstag gefeiert, eine umfangreiche Retrospektive ist noch bis 13. Oktober im Haus der Kunst in München zu sehen. (red./alm)