RBI-Aktie legt zweistellig zu: RBI plant über Russland-Tochter Kauf ...

20 Dez 2023
RBI-Aktie

Über ihre Russland-Tochter will die Raiffeisen Bank International (RBI) jenen 27,8-prozentigen Anteil an dem Baukonzern STRABAG erwerben, den der russische STRABAG-Großaktionär Oleg Deripaska zum Verkauf gestellt hat.

1,5 Mrd. Euro sollen für insgesamt 28.500.000 STRABAG-Aktien fließen, teilte die RBI am Dienstagabend mit. Mit dem Deal will die RBI ihr Engagement in Russland weiter reduzieren.

Die Durchführung des Erwerbs sei jedoch noch von mehreren Prüfungen sowie von Genehmigungen durch die Behörden abhängig.

Der Kauf des Aktienpakets würde über mehrere Ecken erfolgen. Wie bereits berichtet soll die MKAO "Rasperia Trading Limited", über die Oleg Deripaska seinen Anteil an der STRABAG hält, an die russische Aktiengesellschaft Iliadis JSC übertragen werden. Sollte dieser Verkauf erfolgreich sein und die Iliadis einer Due-Diligence-Prüfung der Raiffeisen standhalten, würde die Raiffeisen Russland die STRABAG-Aktien dann von der Iliadis erwerben, sagte ein Raiffeisen-Sprecher zur APA.

In weiterer Folge wäre geplant, dass die Raiffeisen Russland die Aktien in Form einer Sachdividende an die RBI überträgt. Die RBI würde die STRABAG-Anteile dann in Form einer langfristigen Kapitalbeteiligung an der STRABAG behalten. Aber auch diese Transaktion benötigt zuvor eine Genehmigung der russischen Behörden. Sollten alle Prüfungen und Genehmigungen erfolgreich sein, könnte der Deal im ersten Quartal 2024 abgeschlossen sein, schreibt die Bank.

Mit der Transaktion will die RBI ihr Engagement in Russland weiter reduzieren. Die harte Kernkapitalquote der Bank würde nach dem Deal inklusive Russland von 16,5 auf 16,4 Prozent sinken. Rechne man das Russland-Geschäft heraus, würde die Kernkapitalquote dagegen (14,4 Prozent) um 120 Basispunkte (auf 15,6 Prozent) ansteigen. Zu einem generellen Ausstieg aus Russland schrieb die Bank, sie werde weiterhin an einer Abspaltung oder einem Verkauf der Raiffeisen Russland arbeiten.

Die STRABAG äußerte sich am Dienstagabend positiv zu den Plänen der Raiffeisen. Es wäre "im Interesse der Gesellschaft", wenn Deripaska bzw. die von ihm gesteuerte MKAO Rasperia Trading Limited aus der STRABAG als Eigentümer ausscheiden würde, da die Beteiligung "mit Nachteilen für die Gesellschaft verbunden sei". Es brauche jedoch eine genaue sanktionsrechtliche Prüfung des Deals.

Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine versucht die STRABAG sich immer mehr von Deripaska zu distanzieren. Im Sommer hatten die Aktionäre bei der Hauptversammlung einstimmig dafür gestimmt, den Anteil Deripaskas unter die Sperrminorität von 25 Prozent zurück zu drücken. Deripaska steht auf der EU-Sanktionsliste und bekommt daher keine Dividende der STRABAG ausgezahlt und kann keine Stimmrechte seiner Anteile ausüben.

IVA-Chef Florian Beckermann sieht viele Hürden

Bevor der geplante Kauf von Oleg Deripaskas Aktienanteil (27,8 Prozent) an der STRABAG durch die Raiffeisen über die Bühne gehen kann, gibt es noch viele Hürden zu überwinden. Nach Einschätzung des Interessenverbandes für Anleger (IVA) hängt auch viel an dem Willen des russischen Oligarchen selbst. Es sei ein Deal "von Deripaskas Gnaden", sagte IVA-Chef Florian Beckermann am Mittwoch zur APA.

Denn die geplante Übertragung des Aktienpakets von der Raiffeisen Russland an die Raiffeisen Bank International (RBI) in Form einer Sachdividende bräuchte die Zustimmung des russischen Präsidenten Wladimir Putin und der russischen Behörden. Und das funktioniere nur, wenn Deripaska auch willens sei, diese Zustimmung in Russland zu erwirken, so Beckermann. "Das muss man in seiner Gesamtheit hinterfragen", sagte Beckermann auch im Hinblick auf offene sanktionsrechtliche Fragen und Compliance.

Die RBI habe aber "viele Sicherheitsmechanismen eingebaut", damit ihr im Falle eines Scheiterns des Deals kein Schaden bleibt. In ihrer gestrigen Aussendung wies die Bank mehrmals darauf hin, dass die Transaktion nur stattfinden könne, wenn alle Stationen in dem Deal diversen Due-Diligence-Prüfungen standhalten und alle beteiligen Behörden ihre Genehmigung erteilen.

Im Falle eines Erfolgs würde das STRABAG-Aktienpaket mehrere Male den Besitzer wechseln. Zunächst muss die MKAO "Rasperia Trading Limited", über die Oleg Deripaska seinen Anteil an der STRABAG hält, das Paket wie geplant an die russische Aktiengesellschaft Iliadis JSC übertragen. Sollte dieser Verkauf klappen und die Iliadis einer Due-Diligence-Prüfung der Raiffeisen standhalten, würde die Raiffeisen Russland die STRABAG-Aktien dann von der Iliadis erwerben.

Nach dem Kauf soll die russische Raiffeisen-Tochter die Aktien dann in Form einer Sachdividende an die RBI übertragen. Die RBI würde die STRABAG-Anteile schließlich in Form einer langfristigen Kapitalbeteiligung an der STRABAG behalten.

Sollte der Deal zustande kommen, könnte die Raiffeisen auf diesem Wege ihr Engagement in Russland weiter verringern und gleichzeitig einen Teil ihrer in Russland erwirtschafteten Gewinne über Umwege aus dem Land herausholen. Sollten alle Genehmigungen dafür eingeholt werden können, könnte der Deal nach Vorstellung der RBI bereits im ersten Quartal 2024 abgeschlossen werden.

So reagiert die RBI-Aktie

Die Aktie der Raiffeisen Bank International (RBI) hat am Mittwoch an der Wiener Börse zuletzt deutlich um 8,40 Prozent auf 17,94 Euro zugelegt. Über ihre Russland-Tochter will die RBI jenen 27,8-prozentigen Anteil an dem Baukonzern STRABAG erwerben, den der russische STRABAG-Großaktionär Oleg Deripaska zum Verkauf gestellt hat, teilte die RBI am Dienstagabend mit. Die STRABAG-Papiere reagierten mit plus 8,21 Prozent auf 41,50 Euro.

Mit dem Deal will die RBI ihr Engagement in Russland weiter reduzieren. Die Durchführung des Erwerbs sei jedoch noch von mehreren Prüfungen sowie von Genehmigungen durch die Behörden abhängig. Falls die Transaktion wie geplant ausgeführt werde, wäre dies nach Einschätzung der Erste Group-Analysten sehr positiv für die RBI und der Aktienkurs könnte signifikant steigen.

Der wichtigste Grund für diese positive Einschätzung der Erste Group ist, dass der STRABAG-Anteil über die russische Tochter gekauft werde, welche seit dem Beginn des Ukraine-Krieg höchst profitabel sei, aber keine Gewinne an die RBI-Mutter in Österreich ausschütten darf.

APA

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