Zu Besuch bei Fischamender Rapid-Legende Josef Bertalan

9 Stunden vor

Zu seinem 90. Geburtstag wurde dem ehemaligen Rapid-Stürmer ein Trikot von Steffen Hoffmann überreicht.

Rapid Wien - Figure 1
Foto NÖN.at

Foto: Mario Pichler

Josef Bertalan hat es mit 17 Jahren von Fischamend zum SK Rapid Wien geschafft. Mit den Hütteldorfern wurde er dreimal österreichischer Meister und einmal Cupsieger. Vor kurzem feierte er seinen 90. Geburtstag.

Das Gespräch mit Josef Bertalan findet in seinem Esszimmer statt. Diesen Raum hat er am Haus seiner Eltern dazu gebaut. Auf den ersten Blick würde man nicht meinen, dass man bei einem ehemaligen Fußballstar zu Besuch ist. In seinen Zwanzigern hat Bertalan allerdings die ganze Welt bereist, aber Fischamend nie ganz verlassen.

Bereits mit 14 Jahren habe er in der ersten Mannschaft des ATSV Fischamend gespielt. Nach einem Heimspiel wurde er vom damaligen Rapid-Trainer Franz Wagner nach Hütteldorf eingeladen. „Oft habe ich den letzten Bus zurück nach Fischamend nicht mehr erwischt. Dann musste ich von Schwechat aus zu Fuß nach Hause“, erzählt Bertalan. Nur einmal habe ihn ein russisches Militärfahrzeug mitgenommen, fügt er hinzu.

Im Alter von 17 Jahren wechselte er in die Jugendmannschaft des SK Rapid Wien. Später spielte er für die U21, die ihre Matches immer vor der ersten Mannschaft austrug. Als er sich vor einem Spiel umziehen wollte, kam sein Trainer in die Kabine. Bertalan solle spontan in der Ersten einspringen. „Das fühlte sich im ersten Moment an, wie ein Schlag auf den Kopf. Als ich dann in Hütteldorf eingelaufen bin, hat sich natürlich jeder erst einmal gefragt, wer ich bin“, erinnert er sich.

Mit Top-Spielern die Welt bereist

Und so teilte er sich den Platz mit den großen Namen seiner Zeit, wie Ernst Happel, Robert Dienst und den Körner-Brüdern. „Das waren außergewöhnliche Leute, mit denen ich spielen durfte und ich hatte enormen Respekt. Ich war sehr lange per Sie mit ihnen“, erklärt Bertalan und fährt fort: „Irgendwann haben sie mich nach einem Spiel zur Seite genommen und gesagt: Komm her Bua, ich bin der A-Schädl, das ist der Körner Ans und der Körner Zwa und das ist der Robert. Dann war ich Teil des Teams.“

Rapid Wien - Figure 2
Foto NÖN.at

Mit zum Heurigen sei Bertalan mit ihnen aber nie gegangen. Mit seinem Monatsgehalt habe er sich höchstens ein Taxi bis nach Hause leisten können. Zweimal die Woche trainierten die Hütteldorfer damals. Für seine Sportkarriere verzichtete er auf eine Lehrausbildung und arbeitete bei einem Schnittmacher. „Gott sei Dank habe ich dann bei den Tourneen im Ausland gut verdient. Da haben wir pro Spiel umgerechnet circa 1.100 Euro Bonus bekommen“, erzählt er.

Eine unterschriebene Autogrammkarte von Bertalan.

Foto: Mario Pichler

Mit Rapid bereiste Bertalan die ganze Welt, beispielsweise New York: „Die haben dort nur American Football gekannt und jedes Mal, wenn ein Ball über die Torlatte ging, haben die gejubelt“, erinnert er sich. Eine damals noch fünftägige Flugreise nach Australien war seine erste: „Auf mich wurde rund um die Uhr aufgepasst. Ich bin vom Flieger direkt ins Hotel und vom Hotel ins Restaurant gebracht worden. Und da bin ich sitzen geblieben, bis mich wieder wer abholte“, sagt Bertalan.

Der Linksaußen Stürmer war wegen seiner Schnelligkeit und präzisen Flanken gefürchtet, was ihn unter anderem als „Helden von Malmö“ auszeichnete. In den beiden Spielen um den Einzug in das Viertelfinale des Mitropacups war Bertalan an allen vier Toren gegen den schwedischen Verein beteiligt. Erst im Finale musste der SK Rapid Wien gegen Vasas Budapest einstecken.

Verletzungen beendeten Höhenflug

Ein Muskelriss im Oberschenkel beendete den Höhenflug des damals 26-jährigen Fußballstars. „Nach so einer Verletzung hatte ich dann Angst, dass sie wieder passiert. Und so war es auch“, sagt Bertalan. Nach sechs Wochen Pause durfte er das erste Mal für die Nationalelf einlaufen. Bei einem Kopfballsprung spürte er noch in der Luft, dass er sich wieder verletzt hat. „Das war mein Untergang. Aber zumindest kann ich sagen, dass ich einmal mit dem Kader eingelaufen bin“, fügt er lächelnd hinzu.

Rapid Wien - Figure 3
Foto NÖN.at

Nach seinem zweiten Muskelriss blieb er noch zwei Jahre bei Rapid und wechselte dann zum SC Simmering, mit dem er einmal Meister der Regional-Liga Ost wurde. Mit 30 Jahren hängte Bertalan seine Profikarriere endgültig an den Nagel und kam zurück nach Hause. „In Fischamend war ich dann Spielertrainer. Da habe ich auch hin und wieder gespielt, aber da hat's mich schon nicht mehr g´freut. Irgendwann will man halt nicht mehr.“

Die Bilanz nach seiner Sportkarriere: 55 Tore in 230 Spielen. „Gegen die Austrianer habe ich bei jedem Spiel zwei Tore geschossen. Sogar noch, als ich in Simmering gespielt habe. Die haben schon Angst gehabt vor mir“, erinnert sich Bertalan. Beim Wiener Derby sei die Stimmung immer aufgeheizt gewesen. Szenen, die sich beim letzten Aufeinandertreffen der Rivalen ereigneten, habe es zu seiner Zeit aber nicht gegeben und würden auch nicht zum Fußball gehören.

Stadtamt-Abteilungsleiter Florian Ceyka und Bürgermeister Thomas Ram (RAM) haben der Fischamender Rapid-Legende den nächsten Dress geschenkt. Dieses Mal aber vom ATSV Fischamend.

Foto: Stadtgemeinde Fischamend

Der ehemalige Flügelstürmer wird auch nach seiner Karriere in Erinnerung behalten. Zu seinem 75. und 80. Geburtstag wurde er in der Allianz-Arena mit einem Trikot samt passender Spielernummer geehrt. Nach dem Besuch von Steffen Hoffmann zu seinem 90er kann er einen weiteren Dress in die Sammlung hängen. Zuletzt war Bertalan vor zwei Jahren im Stadion.

Nach seiner Karriere hat er eine Stelle beim Flughafen angenommen. „Ich habe auch während meiner Profizeit nebenbei gearbeitet. Damals hat man noch nicht so viel verdient wie heute.“

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten