Tricks bei Sanktionen: Reichste Frau Russlands hilft Putin

23 Jun 2024
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Stand: 23.06.2024, 12:10 Uhr

Von: Bona Hyun

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Putin will erneut für Russlands Wirtschaft Wege finden, um Sanktionen zu umgehen. Für ein neues Projekt bekommt er Hilfe von einer einflussreichen Frau.

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Foto Frankfurter Rundschau

Moskau – Sanktionen und der Ukraine-Krieg machen Kremlchef Wladimir Putin ärmer. Der Westen versucht gezielt die Zahlungsmittel der russischen Wirtschaft einzuschränken und hat bereits wichtige Banken dafür ins Visier genommen. Nun setzt Putin offenbar auf die Unterstützung einer erfolgreichen Unternehmerin, die ein Schlupfloch für Russlands Banken und Unternehmen schaffen soll. Sie gilt mit einem derzeit geschätzten Vermögen von 7,4 Milliarden Dollar als reichste Frau Russlands.

Reichste Frau Russlands hilft der Wirtschaft mit Projekt – offenbar Ersatz für Swift-System

Die Unternehmerin Tatyana Bakalchuk ist Gründerin des Onlineversandhändlers Wildberries (dem Unternehmen Amazon nachempfunden). Besonders in Corona-Zeiten sind die Umsätze des Unternehmens stark angestiegen, da immer mehr russische Verbraucher auf Online-Shopping umstiegen. „Bakalchuk versteht sehr gut, dass die Krise die Zeit der Möglichkeiten ist“, wird Alexandra Prokopenko, eine Mitarbeiterin des Carnegie Russia Eurasia Center von Bloomberg zitiert.

Präsident Putin findet offenbar neue Wege, Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft zu umgehen. © Kristina Kormilitsyna/dpa

Nun soll Bakalchuk laut dem US-Medienunternehmen gemeinsam mit der Russ Group, dem größten Außenwerber des Landes, einen digitalen Markt aufbauen, der kleinen und mittleren Unternehmen helfen soll, ihre Produkte zu vermarkten und zu exportieren. Zudem ist nach Informationen von zwei Kreml-nahen Personen auch die Schaffung einer Zahlungsplattform geplant, die das Zahlungssystem Swift ersetzen soll. Swift gilt als die wichtigste Institution im weltweiten Zahlungsverkehr.

Eine Anfrage von Bloomberg an Bakalchuks Unternehmen Wildberries zu dem Projekt blieb unbeantwortet. Präsident Putin soll die Pläne persönlich gebilligt haben und beauftragte offenbar Maxim Oreschkin, ehemaliger Wirtschaftsminister der Russischen Föderation, das Projekt von Wildberries und Russ Group zu überwachen.

Folgen für Russlands Wirtschaft: Westliche Sanktionen treffen Putins Banken

Der Westen versucht schon länger, das Swift-System als Druckmittel gegen Russlands Wirtschaft zu nutzen. Das System der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (Swift) wird von mehr als 11.000 Banken und Finanzinstitutionen in über 200 Ländern genutzt und ist daher wichtig für den globalen Geldfluss. 

Die USA und die EU haben nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs wichtige russische Banken aus dem Zahlungssystem als Sanktionsmaßnahme ausgeschlossen. Die Sanktionen gegen das russische Finanzsystem seien ein „weiteres klares Signal an Putin und an den Kreml“ sagte damals Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im März 2022.

Sanktionen gegen Russlands Wirtschafts: Ausschluss aus Swift-System eine „Atombombe“?

Im März 2022 wurden laut der BBC vorerst sieben russische Banken aus dem Swift-System ausgeschlossen, darunter die VTB, das zweitgrößte russische Kreditinstitut. Ein Ausschluss aus Swift geht für die ausgewählten Institute mit hohen Verlusten einher. Laut dem MDR ist bei einem Ausschluss aus Swift von einer „wirtschaftlichen Atombombe“ die Rede. Wenn russische Banken nämlich aus dem Swift-System ausgeschlossen werden, könnten sie viele Geschäfte mit dem Ausland nicht mehr tätigen.

Aus dem Swift ausgeschlossene Banken können weder Fremdwährungen beziehen (da eine Überweisung von Fremdwährungen zwischen zwei Banken im Allgemeinen als Auslandsüberweisung unter Einschaltung einer ausländischen Zwischenbank abgewickelt wird) noch Vermögenswerte ins Ausland übertragen. Zwar wäre es möglich, internationale Transaktionen auch ohne das Swift-System abzuwickeln, doch dieser Prozess wäre teuer, komplex und erfordert gegenseitiges Vertrauen zwischen den Finanzinstituten.

Sanktionen gegen Russlands Banken wirken – Verluste für Putin

In jüngster Zeit haben Experten allerdings auch Sorge vor weltweiten Auswirkungen der Sanktionen gegen das gesamte russische Bankensystem geäußert, da die Folgen auch Banken auf der ganzen Welt betreffen würden. So bezeichnete Ökonom Alex Capri, von der National University of Singapore gegenüber Business Insider einen kompletten Ausschluss Russlands aus dem Zahlungssystem Swift als „nukleare Option“. Doch auch ohne weiteren Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungssystem wirken die Sanktionen bereits gegen Putins Banken.

Bakalchuks Unternehmen Wilberries ist bislang nicht von westlichen Sanktionen betroffen. Laut Bloomberg wurde das Unternehmen allerdings noch vor dem Ukraine-Krieg von Kiew sanktioniert, wie aus einem von Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichneten Dekret im Jahr 2021 hervorging. (bohy)

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