Russische Zentralbank-Chefin: "Nur Elvira darf Dinge sagen, die ...

„Nur Elvira darf Dinge sagen, die ihm missfallen“: Warum Putin der Chefin der russischen Zentralbank vertraut

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Sie begleitet Russlands Präsidenten Wladimir Putin selbst bei Auslandsbesuchen, wie zuletzt in China: die Chefin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina.

picture alliance/dpa/Pool/Mikhail Metzel

Wie steht es wirklich um Russlands Wirtschaft? Wer Kreml-Chef Wladimir Putin zuhört, könnte glauben: besser als je zuvor.

Dabei hat die völkerrechtswidrige Invasion in die Ukraine der russischen Wirtschaft erhebliche Probleme beschert. Der Energieriese Gazprom schrieb Verluste, die Inflation belastet die Bürger.

Zwischen Propaganda und Realität gibt es Insidern zufolge dabei vor allem eine Person, der Putin mit Blick auf die Wirtschaft seines Landes traut: der Chefin der Zentralbank, Elvira Nabuillina.

Wladimir Putin hat gern Besuch im Kreml. Immer dann, wenn der russische Präsident sein Land vor einer Herausforderung sieht, lädt er sich Mitglieder seines Kabinetts in den Regierungssitz in Moskau ein. Manchmal dürfen mehrere Ministerinnen und Minister vorsprechen. Wenn es ernst ist, dann kommen sie einzeln. Putin sitzt dann mit seiner oder seinem Untergebenen an einem unangenehm kleinen Tisch und lässt sich, vor Kameras, zur aktuellen Notlage briefen. Das soll Putins Macht ans Volk ausstrahlen, was vor allem dann funktioniert, wenn sich die Kabinettsmitglieder besonders unterwürfig gerieren.

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Anders also, als Elvira Nabiullina das tut. Nabiullina ist seit 2013 Chefin der russischen Zentralbank. Zuvor war sie ab 2007 Ministerin für wirtschaftliche Entwicklung. Es ist selten, dass Wladimir Putin einer Person in seinem Umfeld so lange so viel Macht zugesteht. Doch Nabiullina, so berichtet es die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider, ist in Russland eine Ausnahme: eine Person, der Putin vertraut.

„Sie kann offen mit ihm reden und Putin akzeptiert das“

Oleg Wjugin, ein ehemaliger Top-Manager bei der Bank of Russia, der Nabiullina seit über 20 Jahren kennt, sagte Bloomberg, Putin betrachte diese als ehrlich und nicht von Korruption belastet. „Nur Elvira darf Putin Dinge sagen, die ihm missfallen“, sagte Wjugin. „Sie kann offen mit ihm reden und er akzeptiert das.“

Nabiullina erfülle auf diese Art ihre Rolle in Putins Team, sagt Wjugin. Dabei habe sie sogar mehr Freiheiten als andere Beamte in Putins Regierung. „Sie ist unabhängig“, sagt Wjugin. „Und sie ist verlässlich.“ Putin, so berichten es anonyme Kreml-Insider Bloomberg, verlasse sich auf die Zentralbankchefin.

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Nabiullinas Kritik an Putins Ukraine-Krieg

Und das, obwohl Nabiullina besonders offen die Probleme anspricht, die durch die von Putin befohlene völkerrechtswidrige Invasion für Russland entstanden sind. Andere Kreml-Beamte hielten sich im Gegensatz zur der Zentralbankerin zurück. Während Finanzminister Maxim Oreschkin Putin versichert, er werde alles tun, um Russlands Sieg zu ermöglichen, ist von Nabiullina laut Bloomberg überliefert, dass sie schon kurz nach Beginn des Krieges dessen Sinn infrage stellte.

So habe die Zentralbank-Chefin vor Effekten auf Russlands Wirtschaft gewarnt – etwa einem Fachkräftemangel und einem überschuldeten Staatshaushalt. Auch Putins Vorgehen gegen internationale Investoren kritisierte Nabiullina. In beiden Fällen setzte sie sich mit ihrer Kritik nicht gegen Putin durch.

Dass die 60-Jährige trotzdem noch auf ihrem Posten sitzt, zeigt, wie viel Respekt Putin ihr entgegenbringt.

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jg

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