Warum ist die PS5 Pro in Deutschland 'teurer' als in den USA ...

11 Sep 2024
700 $ in den USA - 800 € in Europa: Wie sich die Preisunterschiede der PS5 Pro erklären (Abbildung: Sony Interactive)

700 $ in den USA – 800 € in Deutschland und Österreich: Wie sich der Preisunterschied der PS5 Pro und vieler anderer Produkte erklärt.

PS5 Pro - Figure 1
Foto GamesWirtschaft

Videospiele-Fans rieben sich gestern verwundert die Augen: Sagenhafte 799,99 € ruft Sony Interactive für die neue PlayStation 5 Pro auf, die ab dem 7. November ausgeliefert wird. Das neue Flaggschiff der PlayStation-Flotte soll Konsolen-Spiele mit außergewöhnlich vielen Details und gestochen scharf bei besonders hoher Bildwiederholrate darstellen – bislang mussten sich die Kunden oft zwischen beiden Extremen entscheiden.

Dieses Leistungsversprechen hat einen (hohen) Preis, zumal das bislang obligatorische Blu-Ray-Laufwerk erstmals nicht mehr serienmäßig in einer PlayStation verbaut ist. Wer Spiele- und Film-Discs abspielen will, braucht das separat erhältliche, werkzeuglos anflanschbare Disc Drive (UVP 120 €).

Für Verwunderung, Diskussionen und Nachfragen sorgte darüber hinaus der Umstand, dass die Konsole in den USA mit 699,99 $ augenscheinlich viel ‚billiger‘ ist, nämlich umgerechnet ’nur‘ 635 € (bei aktuellem Kurs). Diese Frage wird in ähnlicher Form regelmäßig aufgeworfen, sobald Hersteller von Unterhaltungselektronik erstmals die Konditionen von Neuheiten kommunizieren.

Dazu muss man zunächst wissen, dass die Preise in den USA grundsätzlich ohne Mehrwertsteuer ausgewiesen werden – die kommt nämlich serienmäßig erst an der Kasse on top. Es handelt sich also um Nettopreise.

Diese ‚Sales Tax‘ liegt in den meisten US-Bundesstaaten bei durchschnittlich etwa 6 Prozent – in Nevada, Kalifornien oder Mississippi sind es derzeit 7 Prozent, in New York oder Georgia hingegen nur 4 Prozent und im Steuerparadies Delaware natürlich Null. Hinzu kommen häufig lokale Steuern, die die Rechnung am Ende um bis zu 10 Prozent verteuern können – etwa in den Bundesstaaten Washington, Arkansas oder Alabama (Überblick).

Bedeutet: Die PlayStation 5 Pro, die ab November in den Stores von Los Angeles, Seattle oder Albuquerque mit 699,99 $ ausgezeichnet ist, wird dem Kunden tatsächlich mit 750 oder 760 $ berechnet – je nach Standort. In den 799,99 €, die eine PS5 Pro in Deutschland und Österreich kosten wird, ist die Mehrwertsteuer von 19 Prozent hingegen schon inklusive.

In der Praxis beträgt der Preisunterschied diesseits und jenseits des Atlantiks trotzdem noch 100 bis 120 € – ein gewisses Delta lässt sich also nicht wegdiskutieren.

Hinzu kommt allerdings ein weiterer, sehr wesentlicher Faktor: die Wechselkurse der Währungen. Die Wertentwicklung des Yen im Vergleich zu Dollar und Euro hat ganz erheblichen Einfluss auf Kalkulation und Preisgestaltung und schlägt unmittelbar auf Kosten und Margen von japanischen Konzernen wie Sony durch.

Die Folgen bekommt der Kunde zu spüren: Analog zu Mitbewerbern hat sich der PlayStation-Hersteller zunächst von der $/€-Preis-Parität verabschiedet. Beim PS5-Launch im November 2020 lagen die Listenpreise noch einheitlich bei 399,99 $/€ (Digital Edition) beziehungsweise 499,99 $/€ (mit Laufwerk) – seitdem driften die UVPs regelmäßig auseinander, etwa bei PlayStation VR2 oder bei PlayStation Portal.

EU-Auflagen und lokale Gebühren treiben Preise

Nicht ganz außer Acht lassen darf man in diesem Zusammenhang die regional unterschiedlichen Zölle, Gebühren und Gesetze. In der EU gelten zum Beispiel andere Spielregeln mit Blick auf die Gewährleistung der Händler sowie Rücknahme- und Entsorgungs-Auflagen für elektronische Geräte. Jede einzelne Vorgabe (so verbraucher- und umweltfreundlich sie sein mag) schlägt zwangsläufig auf den Abgabepreis durch.

Hinzu kommen vielfach Urheberrechtsabgaben, die von der Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) beim Kauf eines jeden Smartphones, USB-Sticks, PCs oder Tablets erhoben werden. Für „Multimedia-Festplatten mit Aufzeichnungsfunktion“ zahlt der Hersteller zum Beispiel 12 € – im nächsten Schritt sollen auch Cloud-Anbieter zur Kasse gebeten werden, die diese Mehrkosten natürlich an die Verbraucher weitergeben.

Für Spielkonsolen wird – bislang – keine Privatkopie-Abgaben erhoben. Das könnte sich ändern: Der Branchenverband Game bemüht sich seit Sommer 2023 mit einer eigens gegründeten „Verwertungs­gesellschaft für die Hersteller von Games“ darum, dass auch Spiele-Publisher von den ZPÜ-Abgaben profitieren.

Schwacher Trost für alle, die schon jetzt über die Monetarisierung von Bausparverträgen, Erstgeborenen oder Nieren nachdenken, um den PS5-Pro-Kauf zu refinanzieren: Im Vereinigten Königreich werden den PlayStation 5 Pro-Kunden 699,99 Pfund berechnet – was bei aktuellem Wechselkurs einem Tarif von 830 € entspricht.

Immer freitags, immer kostenlos: Jetzt GamesWirtschaft-Newsletter abonnieren! GamesWirtschaft auf Social Media: LinkedIn ● Facebook ● X ● Threads ● Bluesky

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche