Project 2025: Ein Manifest für Amerikas Rückkehr zur konservativen ...

3 Stunden vor
Project 2025

Es ist ein konservatives Manifest, das auf 900 Seiten eine Vision für die Zukunft der USA ausrollt: das sogenannte Project 2025 der Heritage Foundation. Was hier vorgelegt wird, ist mehr als ein bloßer Leitfaden; es ist ein Plan, der dem nächsten konservativen Präsidenten das Werkzeug in die Hand geben will, Amerikas Institutionen nach Jahrzehnten des Wandels zurück in ein konservatives Fahrwasser zu lenken. Die Forderungen und Zielsetzungen gehen weit über parteipolitische Ambitionen hinaus und zeichnen sich durch eine fundamentale Neuorientierung des Staates und der Gesellschaft aus.

Ein Staat für die Familie und gegen den „linken Einfluss“

Im Zentrum des Project 2025 steht die Familie. Sie soll, wie die Autoren betonen, wieder zum Kernstück der amerikanischen Gesellschaft werden. Die Heritage Foundation und die über 50 konservativen Organisationen, die hinter dem Plan stehen, sehen in der derzeitigen Gesellschaftspolitik eine Bedrohung traditioneller Werte. Die Institution der Ehe und die Rolle der Eltern würden durch progressive Agenden untergraben. Besonders in Bereichen wie Bildung und Wohlfahrt setzt das Manifest auf radikale Veränderungen: Weg mit „Ehe-Strafsteuern“ im Steuergesetz, kein Platz für progressive Bildungsinhalte, und umfassende Reformen der Sozialhilfe, die Arbeit und traditionelle Familienstrukturen belohnen sollen.

Die Autoren des Projekts argumentieren, dass Amerikas Familien in einer Krise stecken, und dass diese Krise auf „linke Einflüsse“ in den Regierungsinstitutionen zurückzuführen sei. Es sei an der Zeit, die von konservativer Seite als „Gender-Ideologie“ bezeichneten Inhalte aus Schulen zu entfernen und die Rechte der Eltern zu stärken. Das Ziel ist klar: Eine Rückbesinnung auf eine Gesellschaft, die sich um Familie, Arbeit, Glaube und Nachbarschaft dreht.

Der Kampf gegen den „Verwaltungsstaat“

Ein zentrales Feindbild des Manifests ist der „Administrative State“, der „Verwaltungsstaat“. Dieser wird als Symptom und zugleich als Triebkraft für die aus konservativer Sicht unheilvollen Entwicklungen im Land beschrieben. Die Federal Agencies, die vielen Behörden und Institutionen, seien zu einer politisch unkontrollierten Macht avanciert, die immer tiefer in das Leben der Bürger eingreift und mit progressiven Ansichten durchsetzt sei. Project 2025 fordert eine „Entbürokratisierung“ in einem Maßstab, der kaum weniger als eine Demontage des Verwaltungsapparates bedeutet.

Das Projekt sieht in einem künftigen konservativen Präsidenten eine Art Bollwerk gegen den als übermächtig wahrgenommenen Einfluss des Staates auf das Privatleben der Menschen. Dieser „Verwaltungsstaat“ soll drastisch zurückgedrängt und die Macht wieder verstärkt in die Hände der Legislative gelegt werden. Diese Forderung steht im Zentrum des Bestrebens, das Erbe des New Deal und der Fortschritte der Bürgerrechtsbewegung zurückzudrängen und auf ein Maß zu reduzieren, das die Rolle des Staates auf eine reine Servicefunktion beschränkt.

Nationale Souveränität und ein starker Grenzschutz

Project 2025 ist ein Manifest der nationalen Souveränität. „Grenzen sichern“ lautet die Maxime, und diese Grenze wird nicht nur geografisch verstanden. Die Heritage Foundation und die konservativen Partner sehen in einer strengen Einwanderungspolitik und einem unnachgiebigen Schutz vor „ausländischen Bedrohungen“ die Essenz einer souveränen Nation. Vor allem die Eindämmung chinesischer Einflüsse und die Absage an internationale Vereinbarungen, die als gegen die amerikanischen Interessen gerichtet wahrgenommen werden, zählen zu den Kernforderungen.

Es ist ein radikaler Nationalismus, der hier propagiert wird, eine Sichtweise, die sich deutlich gegen globale Zusammenhänge und multinationale Kooperation stellt. Der Staat als Hüter der Souveränität wird zur Mauer gegen äußere und innere Bedrohungen; dabei wird auch die wirtschaftliche Selbstbestimmung betont, die amerikanischen Ressourcen sollen „amerikanisch“ bleiben.

Freiheit und Kulturkampf

Das konservative Versprechen des Manifests richtet sich schließlich auf den Schutz der individuellen Freiheit. Project 2025 sieht in der derzeitigen politischen Lage eine Erosion grundlegender Freiheiten, die durch progressive Einflüsse bedroht würden. Die ideologische „Woke-Kultur“ und die Vielfaltspolitik des Staates werden als Gefahr für die „wahre amerikanische Freiheit“ gesehen. „Freiheit“ wird hier vor allem als Freiheit von staatlicher Einflussnahme verstanden, vor allem dort, wo es um individuelle Werte geht. Besonders hervorstechend ist die Forderung, die Begriffe „gender“ und „sexuelle Orientierung“ aus sämtlichen Förderprogrammen und Gesetzen zu streichen.

Doch es bleibt nicht bei Begriffen. Schulen, die progressive Inhalte unterrichten, sollen mit Mittelkürzungen bestraft werden, und Pornografie und „gender-ideologische“ Inhalte sollen rigoros verfolgt und als kriminelle Handlungen geahndet werden. Die Vision einer amerikanischen Kultur, wie sie hier entworfen wird, ist die einer freien, aber stark reglementierten Gesellschaft, in der das Individuum Freiheit durch Anpassung an traditionelle Werte erlangt.

Ein Programm für die Zukunft – oder ein gefährlicher Rückschritt?

Project 2025 ist nicht nur ein Dokument konservativer Politikvorschläge, sondern ein Entwurf für eine umfassende Wende in Amerikas Verwaltung und Gesellschaft. In seiner Konzeption ist es eine Blaupause für eine Präsidentschaft, die mit voller Härte gegen „linke“ und „progressive“ Einflüsse vorgeht, die den Staat von seinen bisherigen sozialen Verpflichtungen entlastet und Amerikas Rolle als „Nation der Familien“ wiederbelebt. Es könnte als Erbe Trumps erste Amtszeit fortsetzen und gleichzeitig eine noch konsequentere Umsetzung konservativer Werte in den Institutionen anstreben.

Doch das Manifest birgt Risiken: Eine solche Politik könnte die tiefen Gräben, die sich in der amerikanischen Gesellschaft bereits aufgetan haben, weiter vertiefen. Indem Project 2025 die Grenzen zwischen Staat und Gesellschaft, zwischen Tradition und Moderne in einer Weise zieht, die jeden politischen Diskurs in Gut und Böse teilt, droht es, den sozialen Frieden zu gefährden. Die angestrebte Reformation könnte die USA von einer pluralistischen Gesellschaft in ein von konservativen Werten dominiertes Regime verwandeln, das die Vielfalt seiner Bevölkerung und die Dynamik seiner Institutionen untergräbt.

Im Kern zeigt Project 2025 die Sehnsucht nach einem „reinen“ Amerika – einem Amerika, das auf traditionellen Werten basiert und das sich auf nationale Souveränität und wirtschaftliche Eigenständigkeit stützt. Die Umsetzung eines solchen Projekts würde eine tiefgreifende und möglicherweise unumkehrbare Transformation des amerikanischen Staates und der amerikanischen Gesellschaft bedeuten.

Fotoquelle: bella1105 / Shutterstock.com

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