„Alle lieben den Nino“: Die Popfest-Gründer über die Wiener ...

25 Jul 2024

Christoph Möderndorfer und Gabriela Hegedüs haben auch das Literaturfestival O-Töne im Museumsquartiert gegründet – und 2008 gemeinsam mit Robert Rotifer das Popfest am Karlsplatz. Clemens Fabry

Popfest - Figure 1
Foto DiePresse.com

Mit »Fußballgeld« entstand einst das Popfest Wien: Was als Nebenprogramm zu einer EM begann, ist längst ein etabliertes Festival für österreichischen Pop, mitten in Wien. Am Donnerstag beginnt die nächste Ausgabe. Die Gründer, Gabriela Hegedüs und Christoph Möderndorfer, erinnern sich an die Anfänge.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Popfestival am Karlsplatz zu machen?

Gabriela Hegedüs: 2008 haben wir Programm für die Kunstzone am Karlsplatz während der Fußball-EM gemacht. Da waren die Mittel da, „Fußballgeld“ für die Kultur. Wir haben gesehen, dass es wahnsinnig viele gute lokale Acts gibt, die normalerweise maximal im Vorprogramm spielen.

Christoph Möderndorfer: Zwei Jahre danach gab es ein erstes Signal seitens der Stadt, weil wir als eine der wenigen Kulturinitiativen zur Fußball-EM erfolgreich waren. Es war viel los. Zwei Ideen standen im Raum: etwas spezifisch Wienerisches zu machen oder universeller in Richtung heimischer Popmusik zu gehen. Zunächst war der Event ja nur einmalig geplant. Auch im Hinblick auf eine mögliche Verlängerung entschieden wir uns für österreichische Popmusik.

Die Idee der wechselnden Kuratoren, stand die von Anbeginn?

Möderndorfer: Die ging von Robert Rotifer aus. Er ist Mitgründer des Popfests und hat es die ersten drei Jahre kuratiert. Vorbild war das Meltdown Festival in London, das von Künstlern programmiert wird. Schon sehr früh war uns auch eine feministische Perspektive auf Popmusik wichtig, so kuratierte Electric Indigo, Susanne Kirchmayer, die diesbezüglich wahre Pionierarbeit geleistet hat, bereits 2015 das Festival. Das war schon ein Statement. 

Heuer gibt es das Popfest 15 Jahre – gibt es spezielle Pläne fürs Jubiläum?

Möderndorfer: Das Speziellste ist, das wir wieder mit Veranstaltungen im Wien Museum sind. Wir wurden nach dem Umbau von Matti Bunzl und seinem Team warmherzig aufgenommen. Unten im Museum wird es historische, populäre Musik, u. a. die Divinerinnen geben und im dritten Stock bei den Terrassen neueste, trendige Sachen wie Beaks oder Siska. Auch zu Beginn des Popfests war das Museum, damals mit Direktor Wolfgang Kos, sehr wichtig für uns, er hat die Türen geöffnet. 

 War das Popfest Wien Geburtshelfer einiger junger Acts?

Möderndorfer: Auf jeden Fall war es in einigen Fällen Katalysator. Vor dem Popfest Wien gab es ja keine größere Plattform für die Szenen.

Sind die Kuratoren immer nur für ein Jahr bestellt?

Hegedüs: Ja. Alljährlich wird eine radikal subjektive Auswahl getroffen. Die Szene objektiv abbilden zu wollen, das geht einfach nicht, dazu stehen wir. Dieses Jahr haben Lisa Schneider und Markus Binder von Attwenger das Programm zusammengestellt.

Warum eröffnet Der Nino aus Wien, ein etablierter Act?

Möderndorfer: Alle lieben den Nino – das Popfest liebt ihn jedenfalls und fühlt sich ihm sehr verbunden. Er hat 2018 ja auch eine Ausgabe kuratiert. Es war unserer Kuratorin Lisa Schneider ganz wichtig, dass der Nino den Anfang macht und danach die vielen jungen und neuen Acts loslegen.

Was zeichnet den Karlsplatz als Location aus?

Möderndorfer: Der Karlsplatz hat große Strahlkraft nach ganz Österreich hinaus. In der Pandemie hatten wir kurz die Möglichkeit, das Popfest in der Arena zu machen, eine würdige, historische Venue mit super Sound und authentischer Konzertatmosphäre – aber dennoch ist es dort nur ein Festival neben vielen anderen gewesen. Am Karlsplatz und seinen Kulturhäusern kann auf knappem Raum echte Festivalatmosphäre entstehen. Das ist schon großartig in dieser Stadt, zumindest kenne ich keine andere Stadt, wo sich heimische Szenen so zentral präsentieren dürfen und die Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit bekommen.

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